Jetzt geht's los!

Eigentlich sollte es mit der großen Tour Mitte Juni losgehen. Doch dann hat sich Ende Mai irgendetwas in meinen vorderen Speichen verfangen und ich bin über den Lenker gesegelt. Die Folge waren Verletzungen an der Nase und am Brustkorb, Einschnitte an einigen Fingergelenken und tiefe, sehr schmerzhafte Schürfwunden an den Handflächen und den Knien. Nun bin ich also erst morgen früh am Start und hoffe, dass es während der letzten Tage in Italien noch warm genug ist.

Die erste Etappe führt mich von Kassel nach Jesberg.

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Etappe Kassel - Marburg

Jetzt geht's also los. Es ist leider schon 9:30 Uhr. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag spätestens um 8:00 Uhr oder noch früher auf dem Sattel zu sitzen. Ich hoffe, ich bekomme den Trott bald besser in den Griff.

Kaum um die Ecke gebogen, also an der Eder, gesellt sich ein junger Mann zu mir und wir kommen ins Gespräch über Radtouren, die er und ich schon unternommen haben. Wenn das so bleibt, brauche ich mir über Einsamkeit keine Gedanken mehr machen.

 

Die heutige Etappe bin ich schon einige Male gefahren und ich habe sie als attraktive und hügelige Tour  in Erinnerung. Doch heute habe ich mein Fahrrad schwer beladen - wie einen Packesel, nur dass ich nicht nebenher fahre. Ich komme also erheblich langsamer voran als die anderen Male und meine Freude an der schönen Landschaft hält sich in Grenzen.

Für heute habe ich mir eine Strecke zum 'Einfahren ' bis Jesberg geplant - rund 60 km. Als ich am frühen Nachmittag in dem trostlosen Ort ankomme und auch der Campingplatz doch recht langweilig auf mich wirkt, entschließe ich micht zur Weiterfahrt nach Marburg ! Meinen ersten Abend der Tour habe ich mir reizvoller vorgestellt.

Gegen 19.30 Uhr habe ich gleich am ersten Tag 120 km in den Knochen und baue ziemlich erschöpft mein Zelt auf. Dann fahre ich ohne Gepäck ein Stück zurück zu einer Kneipe an der Lahn, bestelle mir was zu essen und lausche 2 Straßenmusikern zu, die hier heute die Gäste unterhalten - das Essen und das Bier hat selten besser geschmeckt.

 

Link zum Etappenverlauf:

https://www.komoot.de/tour/6057713?ref=wtd

 

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12 Grad in Marburg heute Morgen

Zu meinem Glück sind es wenigstens 12 Grad heute Morgen, vorhergesagt waren magere 6 Grad - trotzdem zu frisch für Frühstück auf der Wiese. Außerdem war das Campingambiente eher bescheiden. Der Platz liegt zwar relativ zentral aber dafür an der Autobahn. So fahre ich mit leerem Magen los und packe stattdessen unterwegs zu Mittag an einer gemütlichen Stelle meinen Campingstuhl aus und futtere dafür reichlich und koche mir auch einen Espresso.
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Weilburg - kein Paradies zum Einkaufen für Radler

In Weilburg, mein Etappenziel für heute, wollte ich eigentlich in der Innenstadt meine Vorräte für das Wochenende auffüllen. Pustekuchen! Weder Tante Emma noch Supermarkt waren in der Innenstadt zu finden. Auf Nachfragen wurde ich zum einzig vorhandenen Supermarkt hoch auf dem Berg und 6 km entfernt geführt. Eigentlich war ich von der Tagesetappe schon ganz erschöpft, außerdem war es schon18.00 Uhr und wollte nur noch zum Campingplatz an der Lahn. Also habe ich mich gemächlich hochgeschleppt und erst gegen 20.00 Uhr gekocht.
(Anmerkung am 16.09.15 in Rom: mit den Kilometern und Steigungen in den Beinen wäre es jetzt nicht mal der Rede wert gewesen.)
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Etappe Marburg - Weilburg

Über diese Etappe gibt es nicht viel Bewegendes zu berichten. Von Marburg bis Gießen führt der Radweg durch flache Wiesen und Äcker. Zwischen Gießen und Wetzlar wird es weider etwas abwechslungsreicher.

 

Nicht weit hinter Gießen leisten mir Bernd und Siggi Gesellschaft . Sie sind auf dem Weg zum Eisessen in Wetzlar. Während der Unterhaltung kommt es mir so vor als würde ich flotter radeln als sonst, jedenfalls fühlt es sich weniger beschwerlich an und die Zeit vergeht wie im Fluge.

 

Ab Wetzlar ist die Strecke nur leidlich zu ertragen. Der Radweg führt meist entlang einer Schnellstraße oder neben einer Eisenbahnstrecke. Die Lahn ist auch nur selten zu sehen. Dafür ist der Campingplatz ganz in Ordnung. Ich habe mir einen ruhigen Platz auf einer etwas abseits liegenden Wiese direkt an der Lahn ergattert.

 

Wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, meine Tour vor der Haustür zu beginnen, wäre ich, abgesehen von den schönen Abenden, besser in Weilburg gestartet.

 

Der Link zum Verlauf der Etappe:
Marburg - Weilburg/Odelsbach
https://www.komoot.de/tour/t6076111?ref=itd
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eBike-surfen

eBikes sparen Energie!

Auf dem Lahntalradweg sind am WE viele eBikes unterwegs. Zunächst verärgert über die Massen, die sich meist in Wellen und klingelnd auch auf schmalen Wegen an meinem 'Goldeseltanker' vorbeidrängeln, habe ich inzwischen meine Chanche gesehen. Die nächste Woge verfolge ich mit kräftigem Tritt, um dann in ihrem Windschatten mit hohem Tempo über den Radweg zu sausen. 
Im Unterschied zun Wellenreiten auf dem Meer braucht das eBikesurfen jedoch "ruhige See". Und so hat die unweigerlich folgende Steigung dem Spaß, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, ein Ende gesetzt. Ein Blick zurück gibt mir jedoch die Gewissheit, dass eine weitere eBikewelle folgt und so kann der Sausetritt weitergehen usw...
Nach dem Wochenende hat das Energieschnorren in der Wirbelschleppe der "elektrischen Rentner" jedoch ein Ende - kein Wochenende, keine eBikes!
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Etappe Weilburg/Odelsberg - Nassau

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Etappe Nassau bis Hatzenport

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Etappe Hatzenport bis Ediger

Zu dieser Etappe gibt es bis Cochem nicht besonders viel zu schreiben – zu viel Straße in der Nähe. Obwohl Cochem eine schöne und sehenswerte Altstadt hat, sollte es besser gemieden werden. Es ist überfüllt mit Touristen, die sich scharenweise aus den Bussen und den Fahrgastschiffen drängeln, dann durch die Gassen schieben und alle Cafes überbevölkern.
Zudem werde ich hier auch noch von einem mehr- stündigen Regenschauer „beglückt“. Da kein freier Platz in einer 'Gaststätte' zu finden ist, warte ich an einer überdachten Bushaltestelle auf eine trockene Weiterfahrt.
Von Cochem bis Ediger führte der Radweg weit genug abseits lärmender Straßen oder Eisenbahnstrecken. Es bietet sich mir ein ungetrübter Genuss mit Blick über die Mosel auf wirklich sehr steile und imposante Weinhänge. So spektakulär sie auch aussehen, die Arbeit in den Hängen ist sicherlich nicht leicht und überdies noch gefährlich.
Am Abend in Ediger sehe ich mich noch ein wenig in dem kleinen Weinort um. Der Wein aus dieser Region ist jedenfalls lecker, habe ihn gründlich probiert und mir für spätere Bestellungen Adresse und Name notiert.
Der Link zur Etappe:
Hatzenport - Ediger
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Etappe von Ediger bis Bernkastel-Kues

Das Stück der heutigen Etappe ist von Neef bis Zell ganz schön, danach wechselhaft, stellenweise wieder mit imposanten Steilhängen. Schön ist für mich eine Strecke nur, wenn die Belästigung durch den Verkehr soweit weg ist, dass er weder akkustisch noch optisch stört. Sonst habe ich an diese Etappe keine weiteren Erinnerungen, da ich sie leider einige Tage später aufschreibe – inzwischen in Keskastel im Elsaß an der Saar.
Der Link zur Etappe:
Ediger bis Bernkastel-Kues
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Etappe von Bernkastel-Kues bis Konz

Der gesamte Streckernverlauf bis Trier ist sehr schön, jedoch sind die spektakulär steilen Hänge nicht mehr zu sehen. Die eigentlich geplante Stadtbesichtigung von Trier gebe ich auf. Es ist viel zu heiß und auch Verkehr und Hektik gehen mir auf den Keks.

 

So fahre ich lieber noch einige Kilometer bis Konz, auf den dortigen Campingplatz. Wirklich Ruhe finde ich hier leider  auch nicht. Der Platz liegt zwar sehr schön im Dreieck der Mündung der Saar in die Mosel, dafür ist er aber eingezwengt von Eisenbahn und Schnellstraßen. Es ist mir nicht begreiflich, warum sich hier Camper ihren ganzen Urlaub über aufhalten, ja sogar feste Plätze gebucht haben und nicht spätestens nach einer Nacht wieder abziehen. Für mein Empfinden war der Platz im Marburg schon laut, doch dieser übertgrifft ihn eindeutig.
Der Link zur Etappe:
Bernkastel-Kues bis Konz
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Etappe von Konz bis Merzig

Gestern nachmittag und heute morgen habe ich die Gelegenheit genutzt, meine Badehose ausgepackt und bin vom Ufer des Campingplatzes in die Saar gesprungen – schön erfrischend.
Der Tag heute ist ziemlich heiß, so 34 – 40 Grad in der Sonne.
Die Saar ist gleich wesentlich ruhiger bzgl. Schiffs- und Bootsverkehr. Auch der Radweg entlang der Saar hat weniger Verkehr. Die Etappe ist bis Saarburg sehr schön. Vor allem der kleinere Fluß hat einen wesentlichen Anteil an der Stimmung. Ich vermisse jedoch die Weinberghänge der Mosel.
Saarburg liegt sehr schön am Hang. Die Stadt soll eine schöne Altstadt haben und eine Burganlage obendrein. Ich sehe mir die Stadt dennoch nicht an, mir ist es einfach zu heiß. Ab hier verläuft der Radweg meist entlang viel befahrener Straßen. Zwischendurch ist dann doch ein Wechsel auf die andere Seite auf einen schmalen befestigten Weg möglich. Hier ist es wieder richtig schön.
Etwa 10 km vor Merzig wird es dann richtig heiß, erbarmungslose 40 Grad! Ab 39/40 Grad macht mir Radfahren keinen Spaß mehr, so dass ich den Campingplatz in Merzig nach rund 57 km gefahrener Strecke aufsuche. Ein sehr einfacher kleiner Platz mit einer extra Wiese für Zelte. 
Hier habe ich 2 ältere Herren (ungefähr so alt wie ich) kennengelernt, die jedes Jahr eine längere Kanutour unternehmen. Dieses Jahr fahren sie für 3 Wochen auf der Saar. Am frühen Abend kommt noch ein Franzose aus Lyon vorbei. Auch er ist ähnlich voll bepackt wie ich, fährt aber jeden Tag mindestens 120 km, damit er von seiner Rundtour wieder rechtzeitig zurück ist. Seine Frau hat es nicht so gerne, wenn er so lange unterwegs ist.
Link zur Etappe:
Konz - Merzig
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Etappe Merzig bis Keskastel

Gestern am späten Abend zog sich der Himmer immer weiter zu und von der Ferne rückte das Wetterleuchten immer näher. Blitz und Donner sind dann doch an Merzig vorbei gezogen, lediglich einige kurze Schauer sind in der Nacht runter gekommen. Die hat mein Zelt gut überstanden.
Der erste Teil der Strecke ist wieder recht schön. Bald folgen jedoch am gegenüber liegenden Ufer die Schönheiten der Stahlindustrie im Saarland. Auch einige Leichen der Hochöfen für die Eisen- und Stahlerzeugung sind darunter. Wenn es auch im landläufigen Sinn keine schön anzusehende Bauwerke sind, so sind sie dennoch interessant.
In Saarbrücken mache ich am Rande eines großen Volksfestes an der Saar eine längere Pause. Bei dem Fest geht es um  ein Wettrennen in „Drachenbooten“. Von überall her kopmmen Menschen mit einem Paddel unterm Arm. Den Wettkampf warte ich aber nicht mehr ab. Ein Gastwirt scheucht mich von meinem Plätzchen auf, da ich nichts bei ihm bestellt habe. Ich schaue eigentlich vom Uferrasen dem Treiben zu und hatte nicht den Eindruck, dass die Bank am Flussufer zum Biergarten gehört. Dennoch nutze ich die Gelegenheit und fahre weiter.
Kurz nach Saarbrücken führt der Radweg dann schon durch Frankreich, immer entlang der Grenze und der Saar. Eine Besonderheit stelle ich hier fest. Gleich nach der Grenze sind Hinweise zur Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h auf den Weg gemalt. Das blieb so auf dem gesamten Saarweg. Daran gehalten haben sich aber nur die GemütlichfahrerInnen.
Bis Saarbrücken waren auf der Saar immer noch Lastschiffe unterwegs. Das ändert sich aber ab hier. Der Fluß wird gleich viel schmaler und hier sind nur noch private Boote unterwegs, meist Hausboote.
Der Radweg führt ab Saarbrücken fast immer entlang der Saar und immer ohne Verkehr, meist ist dieser sogar weitab. Der letzte Campingplatz war für meine normale Tagesetappe von 50 - 80 km auf meiner Karte in Deutschland verzeichnet, so dass ich mich auf Wildcamping einstelle. Durch Zufall entdeckte ich bei einer Rast jedoch ein Schild mit einem Hinweis auf einen Campingplatz in Keskastel. 
Mein Tacho meldet mir für diesen Tag schon über 85 km und der nächste Campingplatz soll laut ADAC-Campingapp noch mehr als 40 km entfernt sein. Nach weiteren 15 km finde ich einen riesigen Campingplatz, sehr schön an einem Badesee gelegen. Den probiere ich nach dem Zeltaufbau gleich aus, am Morgen kurz vor der Abfahrt gleich noch einmal.
Link zur Etappe:
Merzig - Keskastel
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Etappe Keskastel bis Lutzelburg

Bereits seit gestern hat der Radweg kurz hinter Sarreguemines den natürlichen Flußlaufs verlassen  und führt seitdem immer direkt neben dem parallel verlaufenden Saarkanal. Der Fluß selbst führt im Vergleich zum Kanal nur noch wenig Wasser. Dafür ist er unbegradigt und mäandert in vielen Schleifen und teilweise in mehreren Armen und sich selbst überlassenen Biotopen dahin.
Die Gegend selbst ist eigentlich recht schön. Rechts und links sind meist grüne Wiesen in  leicht hügeliger Landschaft zu sehen. Sogar Kühe, Pferde und Schafe gibt es oft noch auf den Weiden zu sehen. Ich weiß, Liebhaber karger mediterraner Gegenden,  die auch noch mit Olivenplantagen durchzogen sind, kräuseln jetzt ihre Stirn, mir gefällt es dennoch. Die Landschaften Südeuropas können mich allerdings ebenso entzücken.
Da der Kanal an der Saar ziemlich gerade verläuft, gibt es fahrtechnisch wenig Abwechslung. Auch wesentliche Steigungen oder Gefälle bleiben wegen des Kanals ähnlich einer Eisenbahnlinie aus. Da es rechts und links oftmals hügelig ist, wird der Höhenunterschied mit vielen Schleusen überwunden, an  manchen Stellen sind auf kurzer Strecke gleich mehrere hintereinander. 
Da brauchen die vielen Hausbootkapitäne sehr viel Geduld. Da sie ohnehin nur mit 10 – 15 km/h unterwegs sind, scheinen sie es eher gelassen zu nehmen und grüßen mich oft, während ich an ihnen vorbei radele. Die meisten `Passagiere´ dösen irgendwo auf dem Vorderdeck oder sitzen neben dem lenkenden Vadder und blicken in die langsam vorbeiziehende Landschaft. Vielleicht sind sie auch ganz froh über die häufige Abwechslung, die eine Schleuseneinfahrt bietet.
Da der Radweg am Kanal sehr eben ist und eigentlich immer geteert, komme ich trotz der 32 Kilo Gepäck sehr gut voran. Da es am Saarradweg kaum Möglichkeiten zur `Einkehr´ gibt, nehme ich mir am Morgen gleich 4 -5 Liter Flüssigkeit mit, damit ich ausreichend zu trinken habe. Auf der Etappe gestern war es jedenfalls schwierig unterwegs Getränke zu bekommen.
Einige Kilometer nach Mitterheim wechsele ich die Richtung und fahre jetzt ostwärts mit dem Zwischenziel Straßburg. Nach dem Verlassen des Saarkanals wird es gut hügelig und meine Beine und mein Seelchen müssen sich auf die neue Anstrengung und das wesentlich langsamere Vorankommen einstellen. Nach einiger Zeit erreiche ich den Marnekanal. Der Radweg verläuft jedoch nicht direkt daneben, sondern folgt den Höhen und Tiefen, die der Elsass zu bieten hat, immer unweit des Kanals. 
Erst die letzten ca. 15 km verläuft der Weg nun entlang eines stillgelegten sehr alten Verlauf des Marnekanals. Dieser Teil wird offensichtlich immer noch mit ein wenig Wasser versorgt und es hat sich in Folge dessen ein wild wucherndes Biotop im Kanal entwickelt. An einigen Stellen bleibt es scheinbar ganz sich selbst überlassen, in anderen Bereichen wurden wohl gezielt Sumpfwasserpflanzen angesiedelt.
Am Ende dieses Biotops mache ich mal wieder eine kleine Rast und habe nach rund 70 km eigentlich genug vom Radeln, muss aber noch weitere 25 km bis nach Saverne zum nächsten mir bekannten Campingplatz fahren. Zufällig entdecke ich auch hier ein kleines Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz unweit vom Rastplatz.
Heilfroh erreiche ich mit müden Beinen, auch wegen der langen Etappe vom Vortag, einen gemütlichen kleinen Platz mit einem netten Ehepaar als Betreiber. So wie mir erging es noch 2 weiteren RadlerInnen, die nur durch Zufall das Schildchen ca. 10 km vor Lutzelbur in einer `verlassenen´  Gegend entdeckt hatten.
Kaum hatte ich das Zelt aufgebaut und mich nach dem Essen für eine Stunde dem Blog hingegeben, da zog ein ziemlich heftiges Gewitter auf. Ich war ziemlich besorgt um die Dichtigkeit meines neuen Leichtzeltes. Doch es hat, o Wunder, dem schweren Regen, der die ganze Nacht über runterging, standgehalten. Nur am Kopf- und am Fußende, wo die dicke Unterlegplane nicht hingereicht hat, war der Boden leicht durchfeuchtet.
Ein anderer Radfahrer aus England hat im Regen 2 Stunden versucht, sein `Tarp´ aufzuspannen - Hilfe wollte er nicht. Eine Seite hat er schließlich an seinem Fahrrad befestigt, die andere im Baum. Er und seine Sachen sind ziemlich schnell ziemlich nass geworden. Er hat die Nacht dann sitzend im Toilettenvorraum verbracht. Meinen Hinweis, er  solle sich doch lieber in das WiFi-Zelt legen hat er ignoriert. So hat er mir am nächsten Morgen nicht so richtig leid getan, als er mit dem Auswringen und Aufhängen der nassen Sachen beschäftigt war.  Eine junge Australierin im Minizelt neben mir hat die Nacht auch trocken überstanden. Ihre regenfesten Packtaschen hingen über Nacht am Fahrrad. Am Abend hatte sie den Engländer und sein `Tarpambiente´ auf ihren Block gezeichnet.
Link zur Etappe:
Keskastel bis Lutzelburg
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Etappe Lutzelburg bis Straßburg

Da ich nun schon seit 12 Tagen an Flüssen und Kanälen entlang radele, gibt es dazu nicht mehr viel Besonderes zu berichten. Die Tour geht bis Straßburg immer direkt entlang des Marnekanals, nur der Weg wechselt mal von rechts nach links und umgekehrt. Nennenswerte Höhenunterschiede gibt es wegen des Kanals nur an den Schleusen. Da ich schon seit Konz bis ca. 14.00 Uhr leichten Rückenwind habe, geht es schon die ganzen Tage trotz des vielen Gepäcks relativ flott voran. 
Da ich am Morgen ohne großes Frühstück losgefahren bin, habe ich nach dem Wochenende in Saverne meine Vorräte an Essen und Trinken wieder aufgefüllt. Vor allem mit Getränken habe ich mich reichlich eingedeckt – insgesamt 5 Liter habe ich am ganzen Fahrrad verteilt. Da der Tag wieder sehr heiß wird, an den Fahrradwegen in Frankreich im Unterschied zu Deutschland so gut wie keine „Tankstellen“ zu finden sind und die Route bis kurz vor Straßburg keine wirklichen Ortschaften streift, bleibt mir auch nichts anderes übrig.
Die Einfahrt in Straßburg ist bis ins Zentrum sehr angenehm. Ich muss keine hässlichen Vororte oder Industriegebiete passieren und bleibe fast bis zur Stadtmitte an Gewässern. Unterwegs geht es auch an den beeindruckenden Gebäuden des Europäischen Parlaments und des Europarats vorbei. 
Der erste Eindruck von der elsässischen Hauptstadt ist bei der Durchfahrt bis zum vom mir angepeilten Campingplatz im südlich Teil der Stadt sehr beeindruckend. Nur der Campingplatz ist nicht dort, wo er laut Karte sein soll. Ein anderer ist auch nicht in der Nähe verzeichnet. Da ich inzwischen bereits wieder 70 km geradelt bin, werde ich etwas nervös. Aber dank Smartphone und Internet finde ich schließlich einen, sogar wesentlich näher zum Zentrum als der auf  der Karte verzeichnete. Dennoch bin ich 10 km vergeblich geradelt und das auch noch entlang einer verkehrsreichen Schnellstraße.
Der Campingplatz ist ganz schön gelegen, kostet aber 25 EUR pro Nacht! Dennoch beschließe ich, eine weitere Nacht zu bleiben, um mir die Altstadt anzusehen.
Da mein Fahrradnavi diese Etappe zwischendurch nicht aufgezeichnet hat, stimmen die ganzen Angaben, die unter dem folgenden Link zu finden sind nicht. Der Vollständigkeit wegen habe ich ihn dennoch veröffentlicht:
Lutzelburg  -  Straßburg
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Straßburg

Straßburg ist sehenswert!
Allein schon durch die vielen Kanäle und Flussarme ist sie vielerorts spürbar eine Stadt am Wasser. An manchen Stellen sieht man alte Flussschiffe, wieder hergerichtet als Cafe, Theater, Museum oder Wohnung auf dem Wasser.
Auch die elsässisch geprägte Altstadt finde ich sehr schön und hat mich an vielen Stellen zum Verweilen eingeladen, nicht zuletzt auch das beeindruckende Straßburger Münster. Ein Wermutstropfen sind die vielen Touristen, war aber dennoch erträglich.
Am meisten in Erinnerung behalte werde wohl das bisher leckerste Eis der letzten 60 Jahre, das ich in einer Bio-Eisdiele in einer Seitenstraße vom Platz am Münster entdeckt habe. Vor allem das Schokoladeneis hat unglaublich gut geschmeckt. Dazu wurden nicht einfach 2 Kugeln in eine Waffel geklatscht, sondern eine der Frauen hinter dem Tresen hat mit den beiden von mir ausgesuchten Eissorten mit einem Spatel, assistiert von einer noch anzulernenden weiteren Servicekraft, kunstvoll eine Blume geformt. Auf einem Hocker vor der Eisdiele sitzend, durfte ich es dann, begleitet von einem Straßenmusiker, der auf einer Steelgitarre Jazzmusik spielte, genussvoll schlecken. 
Wenn es auch Michelin-Sterne für Eisdielen zu verteilen gäbe, so hätte diese nach meinen unausgebildeten Gourmet-Geschmacksnerven volle 3 Sterne verdient.
Link Tour Straßburg
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Abgesoffen und abgeschnitten

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz habe ich noch einen `Großeinkauf´ fürs Kochen und für den nächsten Tag eingeschoben. Als ich dann meine Sachen ausräumte, packte ich in eine vollgesogene Klopapierrolle. Ein Tetrapak mit Traubensaft war an der untersten Stelle undicht und der ganze Liter mit der eigentlich köstlichen Flüssigkeit für den nächsten Tag hatte sich unten in der Fahrradtasche gesammelt. Da die Ortliebtaschen nun mal in beide Richtungen wasserdicht sind, ist auch nichts abgeflossen. Zum Glück hatte ich das meiste elektronische Equipment oben auf liegen. Jedoch mein Ladegerät für das iPad und das zusätzliche große Akkupack und das Verlängerungskabel waren neben einigen Klamotten in der klebrigen Tunke abgesoffen. 
Da ich auch kein Stromanschluss in greifbarer Nähe hatte, musste ich von nun an mit der noch vorhandenen Energie in Tablet, Smartphone und Akkupack sparsam umgehen. Ein passendes Ladegerät habe ich erst 3 Tage später in Freiburg aufgetrieben. So konnte ich meinen Blog in der Zwischenzeit nicht weiterführen. 
Am Freitagnachmittag hat mich meine besorgte Schwester angerufen und wollte wissen, ob ich noch lebe. Sie und die anderen meiner Familie in Norddeutschland, die meine Einträge wohl regelmäßig verfolgen, hatten mehrere Tage keinen neuen Eintrag in meinem Blog gefunden. 

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Orientierung in Straßburg

Dank meiner App auf dem iPhone für Fahrradnavigation läuft die Orientierung in Straßburg sehr gut. Ich habe einfach vorher in dem Programm alle Punkte in der Stadt angegeben, die ich anfahren wollte, dann den Kopfhörer eingestöpselt und mich von einer weiblichen Stimme im deutsch ausgesprochen Französisch (hörte sich an wie mein Mitbewohner) durch die Stadt leiten lassen – funktioniert mit wenigen Ausnahmen sehr gut. 

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Etappe Straßburg bis Staufen

Da es wieder ein heißer Tag werden soll und rund 100 km für die Etappe bis Staufen geplant sind, habe ich in meine ‚Tanks’ erneut mit 5 Liter Flüssiges aufgefüllt. Zur Orientierung bis zum Stadtrand leistet mir die Stimme aus dem Fahrradnavi nochmals gute Dienste.
Die Suche in einem riesigen Super-U mit Elektronikabteilung nach Ersatz für mein abgesoffenes Equipment hat leider zu keinem Erfolg geführt. 
Dafür geht es, nach dem ich die Stadt verlassen habe, sehr zügig voran. Meine Beinchen haben nach dem Pausentag viele ‚Körner’ gesammelt und das Tempo liegt im Schnitt bei 22 km/h, dennoch bleibe ich gut im aeroben Bereich. Die Strecke ist die nächsten rund 40 km fast gerade und eben, hat wenig Schleusen am Canal du Rhone au Rhin, der neben dem Radweg verläuft - auch Ortschaften sind nur abseits des Weges zu sehen. 
Irgendwann auf der Strecke mache ich an einer Stelle, an der einige RadlerInnen rasten, durch dezentes Klingeln auf mich aufmerksam, da sie zum Teil auf dem Radweg stehen. Eine Frau, die vor mir ebenfalls reletiv langsam an der Gruppe vorbeifährt, dreht sich um, sieht offensichtlich meinen vollbepackten Goldesel und tritt kräftig in die Pedale. Sie hält die hohe Geschwindigkeit konstant bei, schaut sich aber ab und zu nach mir um. Damit provoziert sie meine Erinnerung an das eBikesurfen und ich gebe ‚Gas’. Nach etwa 2 km anstrengendem Kurbeln habe ich ihren Vorsprung aufgeholt, um von nun an in ihrem Windschatten zu bleiben. Immer mal wieder schaut sie sich nach mir um und fährt so 26 – 30 km/h. Da es um mich herum nichts Spektakuläres oder Neues zu sehen gibt, halte ich mit und muss mich nur wenig mehr anstrengen wie zuvor mit 22 km/h.
Doch der Windschatten ist schon bei leichten Steigungen und Kurven an den Schleusen  ein untreuer  Geselle und lässt sich nur zu gerne von anderen bekannten Kräften aus dem Reich der Physik beeindrucken. Nun entschleunigen mich mit meinen enormen Zusatzgewichten mit jedem Höhenmeter ganz schnell Anziehungskraft und mit jedem Kurvenmeter die ‚Zentrifugalkraft’. Nach dem Passieren einer Schleuse muss ich erst mal wieder mit viel Körpereinsatz und Geduld die Massenträgheit überwinden, um wieder die Gunst des Windschattens zu erheischen. Zu meinem Glück wird auch die Frau von weiteren physikalischen Prinzipien behndert. Sie hat ihren Sattel viel zu niedrig eingestellt und fährt auch noch mit dicken Stollenreifen. So gelingt es mir immer wieder, sie einzuholen. Ohne diese Handycaps wäre sie mir schon längst davon geradelt.
Nach knapp 30 Kilometern nutzt sie dann eine Abzweigung zu einen nicht weit entfernt liegenden Ort. Ein leider zu spät hinterher gerufenes „Merci“ hat  sie wahrscheinlich nicht mehr vernommen. 
Ich versuche noch 2 weitere Kilometer das Tempo zu halten, doch mein Atem reicht ohne sie nicht und ich mache Mittagspause. Ein paar Tage später, beim Aufschreiben auf dem Rathausplatz in Staufen, bin ich selbst immer noch erstaunt, wieviel Windschattenfahren doch ausmacht.
Auf der Höhe von Marckolsheim verlasse ich Frankreich, passiere den Rhein über 2 Brücken und bleibe noch bis Breisach auf deutscher Seite weiterhin auf Radwegen in der Nähe des Flusses. Bis Staufen fahre ich anschließend für die letzten rund 30 km neben einer Bundesstraße. Mal abgesehen davon, dass dieser Abschnitt nach 75 km ohne Autos etwas nervt, macht sich hier die große Hitze ohne Schatten spendende Bäume an der Straße mit Temperaturen größer 35 Grad bemerkbar. Mein Smartphone, dass ich eigentlich zur Orientierung benutze, lädt sich unweigerlich mit Hitze auf. Da es diese Energie leider nicht für sich nutzen kann, verpacke ich es in meiner Lenkertasche, bevor es wegen Hitzestau den von  Apple eingehauchten Geist aufgiebt.
Auch ich selbst habe das Gefühl, dass mir die Sonne gleich die Haut verbruzelt, trotz einer dicken Schicht Sonnencreme. Auch meine Beinchen haben wohl die meisten Körner am Kanal verbraucht,, so dass die Strecke von Breisach bis Staufen recht mühsam wird. Am Ortseingang von Staufen findet sich ein Supermarkt. Obwohl es bis zum Campingplatz nur noch etwa 2 km sind, halte ich hier, decke mich mit Getränken und Lebensmitteln ein und mache erst mal Pause.
Am Campingplatz erwarten mich schon Berit, Tjark und Kjell, die sich in Staufen für 3 Wochen zur Kur aufhalten. Nach dem Einchecken gehen wir zum Spielplatz. Am Abend koche ich mir relativ aufwändig kleine Kartoffeln mit Pilzrahmsauce und in der Pfanne gebratenem Bauchfleisch. Der Luxus war nach der anstrengenden Tour jedoch auch nötig und lecker. 
Link zur Etappe:
Straßburg - Staufen
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Etappe Staufen bis Saint-Louis

Zunächst fahre ich auf Umwegen rund 15 km bis zum Rhein. Der Rheinauenweg ist sehr schön – nicht asphaltiert aber dennoch eine gut befahrbare befestigte Strecke. Sobald ich den Rhein erreicht habe, mache ich eine kleine Verschnaufpause an einem schönen erhöhten Rastplatz, von dem ich den Fluß gut überblicke. Hier ist er sehr flach und manche waten auch in ihm herum. Einige Felseninseln ragen aus dem Flußbett hervor.  An einer Stelle sehe ich einen Mann, der im Kiesbett herumgräbt und die Steine mit Sieb und Teller auswäscht. Eine Frau aus der Schweiz, die vorher eine Weile mit ihm geschwätzt hat, erzählt mir, dass er nach Gold sucht. Während der späteren Weiterfahrt sehe ich dann noch einige ‚Goldsucher’. 
Als die Schweizerin (ungefähr mein Alter) mein bepacktes Fahrrad sieht, berichtet sie mir, dass sie vor kurzem auch auf großer Tour mit Rad, Hund und Anhänger unterwegs war. Sie zieht dann sage und schreibe 55 Kg (incl. Hundefutter) durch die Gegend. Bergab sitzt der Hund dann noch hinten drauf. Für bergauf hat sie ihren Schäferhund von klein auf zum Ziehen trainiert und so wird er zur Mithilfe eingespannt. Nun fährt sie mit ihrem Womo durch die Gegend. Da sie beklaut wurde, hat sie erst mal unterbrochen. 
Der Radweg verläuft bis zum Ziel meiner Etappe fast ununterbrochen am Fluss, auf deutscher Seite. Obwohl die Autobahn nicht weit ist, ist es hier sehr angenehm und die Rheinauen mit ihren Biotopen sind wirklich sehenswert. Kurz vor Basel geht es rüber nach Saint-Louis im französischen Teil des Dreiländerecks. Hier finde ich tatsächlich den versteckten kleinen ‚Camping au Petit Port’. Ohne Internet hätte ich allerdings nicht von seiner Existenz gewusst, da er weder auf meiner Karte noch in meinen Campingapps verzeichnet ist. Obwohl alles drum her rum dicht bebaut und nicht besonders schön ist, hat dieser Platz mit einer kleinen grünen Wiese und einigen Bäumen seinen eigenen Charme. Zudem ist er unverhofft ruhig, nachts als erster Platz meiner Tour auch unbeleuchtet und wird vor allem von RadfahrerInnen mit Zelten frequentiert.
 Nur ein kleines Haar ist in der Suppe. Der Campingwirt duldet auf seinem Platz nur wenige Wohnmobile - das alleine ist ja für ZelterInnen ganz sympathisch. Bei meiner Anmeldung ignoriert er mich zunächst völlig, gibt auch auf meine mehrfache Begrüßung keinen Mucks von sich und kramt weiter auf seinem Schreibtisch. Nach gefühlten 10 Minuten spricht er mich dann mit „Den Pass bitte...“ an. Danach wird er doch etwas gesprächiger und ich bekomme alle notwendigen Infos. Mit französischen Besuchern ist er wesentlich aufgeschlossener. Dabei kann ich wohl froh sein, dass er mich, trotz seiner launischen Stimmung, auf den Platz gelassen hat. Ein deutsches Pärchen mit Wohnmobil hat er wieder weggeschickt, weil angeblich kein Platz mehr wäre. Als ihn Jemand in Deutsch scherzend darauf anspricht (offenbar ein Dauercamper, der ihn gut kennt) und wissen wollte, warum er so unfreundlich ist, erwidert er grummelnd, sie sollen doch wieder rüber nach Deutschland fahren, ich hab genug Geld verdient und verschwindet darauf erst mal für einige Zeit in seinem Holzhäuschen auf dem Campingplatz, ohne dass an der Rezeption ein Hinweis angebracht ist.
Der Link zur Tour: Etappe Staufen bis Saint-Louis

https://www.komoot.de/tour/6354428?ref=wtd

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Etappe Saint-Louis bis Hohentengen

Am Morgen ist das Zelt durch die hohe Luftfeuchtigkeit wieder klitschnass und ich komme daher erst um 10.15 Uhr los. Bis Bad Säckingen fahre ich ziemlich gemütlich vor mich hin und habe um 15:00 Uhr 50 km geschafft. Der nächste Campingplatz ist allerdings noch ungefähr weitere 50 km entfernt. Um 19.00 Uhr habe ich dann Hohentengen erreicht.  Diesmal sogar ohne, dass mir die Hände wehtun oder kribbeln. Das ist vermutlich dem  neuen Vorbau geschuldet. Durch den habe ich jetzt eine aufrechtere Sitzposition. Während der Etappe gestern habe ich mir jedoch eine kleine Blase am rechten Daumenwurzel zugezogen.
Der Radweg ist bis Bad Säckingen eher nervig. Er führt die meiste Zeit entlang Schnellstraßen oder Autobahnen. Ich hätte wohl besser die Strecke auf der Nordseite des Rheins nehmen sollen. Insgesamt ist der Weg im Vergleich zu den letzten Tagen relativ hügelig. Eigentlich wollte ich in  Basel ein wenig verweilen. Doch irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. 
Der Campingplatz in Hohentengen liegt recht schön am Rhein, für Zelter gibt es wieder eine extra Wiese, an deren Rand noch ein Bach den Hang hinunter plätschert.
Das Wetter war den ganzen Tag über angenehm warm, sonnig und wolkig. Ab 20.30 Uhr setzt jedoch ein leichter Regen ein, der bis nächsten Morgen um 12.00 Uhr durchhält. Da nun beim Frühstück viel Zeit bleibt, komme ich mit einer Gruppe von Kanufahrern ins Gespräch.
 
Der Link zur Etappe:
Saint-Louis bis Hohentengen
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Etappe Hohentengen bis Wangen am Bodensee

Ade entspannte Raserei!
Mit dem Aufbruch am Morgen warte ich, bis wenigstens der Regen aufhört. So fahre erst um 13.00 Uhr los, ich sollte besser schreiben „ich krieche los...“. Gleich nach dem Campingplatz muss ich mit noch kalten Beinen über 500 Meter eine Steigung von 8 – 16% überwinden. Danach fahre ich erst mal sehr gemütlich weiter. So einen Kaltstart mögen weder mein Herzchen noch meine Beinchen. Diese heftigen Steigungen gibt es bis Wangen immer mal wieder, auch sonst führt der Radweg eher durch hügeliges Gelände. Das ist schon mal ein Vorgeschmack auf die Alpen und zunächst das Alpenvorland.
Der Weg führt die meiste Zeit durch landwirtschaftlich geprägtes Gelände, bis auf einige Ausnahmen abseits von viel befahrenen Straßen. Dabei wechsele ich immer mal wieder die Grenzen der Schweiz und Deutschland. Irgendwann bin ich so in einem Radeltrott, dass ich oft nicht mehr weiss, in welchem Land ich mich nun befinde. Verursacht wird das sicher auch dadurch, dass ich die Strecke nach der Stimme aus dem Navi abfahre und kaum noch auf die Karte schaue. Manchmal werde ich durch das jeweilige Staatswappen mitten im Feld daran erinnert, ohne dass jedoch ein offizielles Grenzgebäude sichtbar wäre. 
Das einzig aufregende auf dieser Etappe ist der ‚Reinfall’ von Schaffhausen. Die herabstürzenden Wassermassen sind ja eigentlich ganz spektakulär. Doch die Masse der Sightseeing-Boote, die im Minutentakt am Rande der Gischt vorbeiziehen, die unzähligen Leute, die sich den Felsendom inmitten des Rheins hochdrängeln und den Menschenmassen, die von den Felsenfahrstühlen ausgespuckt werden, um auf die diversen Aussichtsplattformen zu eilen, verderben trotz Getöse das Ambiente des Wasserfalls  und werden zur eigentlichen Attraktion. 
Eine Stunde bevor ich in Wangen einfahre, wird das Wette wieder ungemütlich und leichter Sprühregen setzt ein. Als ich um 19.00 Uhr in Wangen ankomme, hört der Regen wieder auf. Doch inzwischen hat es merklich abgekühlt. Am Abend sind es dann nur noch sehr bescheidene 15 Grad. Das ist mir für entspanntes Kochen zu kühl und esse daher Bratheringe aus dem Glas mit rohem Gemüse und Obst. Der Zeltplatz in Wangen ist diesmal auf einer Badewiese am Bodensee. Daher muss ich das Zelt am nächsten Morgen um 9.00 Uhr wieder abgeräumt haben.
An meinem Blog kann ich an diesem Abend auch nicht schreiben - kein Internetempfang auf der Wiese, außerdem ist mir alles zu kalt und zu feucht. So verkrieche ich mich früh in meinen Schlafsack und lese noch ein Weilchen. Auch mal ganz schön. Dazu bin ich bisher nur sehr wenig gekommen. Kochen, Planung der nächsten Etappe und Blog schreiben brauchen viel Zeit.
Der Link zur Tour:
Hohentengen bis Wangen
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Etappe Wangen/Bodensee bis Langenargen

Die Etappe  führt auch heute meist abseits von verkehrseichen Straßen, doch muss ich mir den Radweg diesmal mit vielen anderen Radtouristen teilen. Der Fremdenverkehr rund um den See ist doch ganz erheblich. Heute ist die Tour meist ziemlich flach, nur an wenigen Stellen sind erhebliche Steigungen zu bewältigen. In Radolfzell kaufe ich mir eine neue Unterlegplane für mein Zelt, da die alte zu klein und inzwischen auf löcherig ist. Kaum das ich in Konstanz angekommen bin, geht auch schon die Fähre nach Friedrichshafen los. Von Konstanz sehe ich daher nur den Fährhafen – schade!
Der angepeilte Campingplatz bei Langenargen ist übervoll und für mich ist nur noch ein sehr bescheidenes Plätzchen hinter dem Toilettenhaus frei. Da ich keine Lust habe, noch etliche Kilometer bis zum nächsten eventuell auch vollen Zeltplatz zu strampeln, nehme ich zähneknirschend den mir zugewiesenen Platz.
Doch der Abend am Bodensee entschädigt den Frustplatz mehr als genug. An einem lauen Abend sitze ich am Steinstrand in meinem heiß geliebten Campingstuhl und schaue auf das in der Ferne liegende Ufer in der Schweiz. In noch weiterer Ferne flößt mir das Schattentheater der Alpen ordentlich Respekt ein. Ich versuche mir vorzustellen, an welcher Stelle ich die Berge wohl passieren werde.
Nebenbei koche mir eine leckere Gemüsepfanne mit frisch geernteten Drillingen, dazu Apfelwein der Region - lecker, lecker! Falls morgen noch ein besserer Platz für mich frei ist, überlege ich, noch eine weitere Nacht zu bleiben, bevor ich dem Wasser, das mich bisher auf meiner Tour begleitet hat, für die nächsten Tage ade sage. Ab dem Bodensee sind dann vorerst auch viele Steigungen und Abfahrten angesagt, da ist mir eine kleine vorbereitende Pause zur Einstimmung ganz willkommen.
Jenseits der Touristikrouten wird es auch nicht mehr so einfach sein, überhaupt einen Campingplatz zu finden. Wenn die Sonne weiterhin so unzuverlässig scheinen will wie in den letzten Tagen und Regen und Kälte drohen, verspüre ich auch wenig Lust, mein Zelt irgendwo in der ‚Wildnis’ aufzuschlagen.
Der Link zur Tour (auf der Fähre hat das Navi weiter aufgezeichnet, so stimmen z.B. gefahrene km usw. nicht):
Etappe Wangen bis Langenargen
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Ein Tag am Bodensee

Gleich am Morgen mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Campingplatz und werde sogar noch näher an Langenargen, am Hafen, fündig und bekomme sogar noch einen freien Platz auf einer Zeltwiese zugeteilt und bleibe daher noch einen weiteren Tag am Bodensee.

Der Umzug ist schnell erledigt und anschließend fahre ich ins nahe gelegene Lindau. Am späteren Abend sitze ich mit meinem Stuhl am See und genieße den wunderschönen orangenen ‚Sandmännchenmond’ beim Untergang über der Schweiz auf der anderen Seite des Sees. 

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Etappe Langenargen bis Öschle

Auf der Zeltwiese gibt es leider mal wieder kein W-LAN, zu abgelegen. Dafür ist es gemütlicher und muss nicht zwischen Wohnmobilen zelten. Daher nutze ich jetzt am Morgen, nach dem alles gepackt ist, die Gelegenheit vor dem Campingplatzsupermarkt und lade noch weitere Karten für die Offlinenavigation auf mein iPhone. 
Um 10.00 Uhr trete ich dann wieder in die Pedale. Die heutige Tour führt gleich entlang der Argen ins Landesinnere. Die Argen ist ein relativ breiter Wildbach mit vielen kleinen natürlichen Staustufen aus Felsbrocken. Bald wechseln sich auf der anderen Seite des Weges Obst- und Hopfenplantagen ab. Später kreuze ich die Argen immer mal wieder und fahre durch hügelige Wiesenlandschaften,, die vor kurzem gemäht wurden oder deren Heu gerade eingefahren wird. 
Der Weg verläuft mit wenigen Ausnahmen fernab von Schnellstraßen über Radwege oder asphaltierte Feldwege und kleine Straßen mit sehr wenig Verkehr. Das bleibt so bis Wangen im Allgäu und danach noch bis Eisenharz. In Wangen mit seiner schönen Altstadt, umrahmt von großen Türmen und Stadtmauern, mache ich Mittagspause. 
Die Strecke geht die ganze Zeit stetig bergauf, natürlich mit vielen ups and downs. In Buchenberg habe ich dann ungefährt 850 Höhenmeter erreicht, die höchste Stelle diese Etappe. Auf einer Anhöhe kurz nach dem ich den Ort passiert habe, bietet sich mir ein grandioser Blick über das sehr weitläufige  Kemptener Tal. Auf der nördlichen Seite ist es die Allgäuer Wiesenlandschaft, im Süden sind es die unzähligen Gipfel und Bergspitzen der Alpen.
Um 19.15 Uhr erreiche ich den Campingplatz, diesmal mit einer sehr schönen ebenen Zeltwiese, die mit Büschen aufgelockert ist. Da es nach dem Aufbau des Zeltes schon 20 Uhr ist und ich außerdem von den vielen Steigungen schlapp bin, bestelle ich mir in der Gaststätte auf dem Campingplatz was zu Essen, obwohl ich die für heute und morgen Abend eingekauften Kochzutaten 25 km mitgeschleppt habe und auch morgen wieder durch die Gegend kutschieren werde.
Der Link zur Etappe:
Fahrradtour nach Camping Öschlesee Dopfer bei Kempten
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Meine Frau sagt mir, wo es lang geht!

Gestern hat mich ein Franzose in gebrochenem Deutsch nach dem Weg gefragt. Sein Rad war auch voll mit Packtaschen, in der Hand hatte er eine aufgeschlagene Straßenkarte. Er wollte wissen, welcher der  Wege an einer Kreuzung  nach „ich weiß nicht mehr wo“ führe. Ich habe ihm dann geantwortet: „ich weiss auch nicht wo ich bin, meine Frau sagt mir, wo es lang geht.“ Verdutzt sah er sich nach einer Begleiterin um, dann zeigte ich auf mein Knopf im Ohr und ich erntete ein Lächeln. Gemeinsam haben wir dann auf meinem Navi nach der richtigen Abzweigung gesucht.
Meine „Frau“ begleitet mich schon seit ein paar Tagen - mit Erfolg. Sie war  eigentlich schon die ganze Zeit bei mir. Ich habe ihre Attraktivität jedoch erst in Straßburg schätzen gelernt. Seit diesem Tag komme ich nicht mehr von ihr los. Morgens, wenn ich losfahre, stecke ich mir mein Knopf ins Ohr (eigentlich sind es ja zwei, ich höre sie nämlich in Stereo), schon ist sie bei mir und sagt mir, wo es langgeht. 
Dabei duldet sie keinen Widerspruch. So bald ich vom ‚richtigen Weg’ abkomme oder extra anders fahre, quengelt sie rum und sagt mir: „Du hast die Tour verlassen, bitte wende bei der nächsten Möglichkeit.“ Wenn ich ihr nicht gehorche, nörgelt sie die ganze Zeit weiter rum und sagt mir im vorwurfsvollen Ton, wie weit ich inzwischen vom Weg abgekommen bin.
Sonst kann ich mich im Großen und Ganzen auf sie verlassen. Aber wie schon in einem Gassenhauer aus einer Oper von Verdi vergnüglich gesungen: „La Donna e mobile“, scheint sie manchmal selbst nicht zu wissen, wo wir gerade sind und schickt mich erst nach links, dann nach rechts und gerade aus und wir landen dann auf irgendeinen Feldweg oder so. Dann fängt sie wieder an zu quengeln und sagt mir: „Du hast die Tour verlassen...“. Spätestens jetzt erwache ich verdutzt aus meinem Fahrradtraum und schaue zur Orientierung auf die Karte im Smartphone.
 
Wenn ich mich also einfach auf dem Sattel zurücklehne und mich nur auf meine Frau verlasse, landen wir mit großer Wahrscheinlichkeit in der Irre. Dennoch ermöglicht sie mir die meiste Zeit viele schöne Momente des ‚transzendenten Radelns’. Dann fahre ich einfach so dahin, gleite fast durch die Ort- und Landschaften, höre, fast schon im Unbewussten, auf ihre Stimme und wenn ich nicht ganz abgleite, merke ich auch, wenn sie Unsinn redet.
Meist liegt es daran, dass sie nicht mit meinem Tempo synchron läuft und ihre Ansagen raushaut, wenn es noch gar nicht soweit ist oder sie kommen auch mal eine Weile zu spät. Nun kennen wir uns aber schon einige Tage näher und ich merke immer öfter, wenn sie Fehler macht. 
Wenn wir auch kein perfektes Paar sind, so sind wir doch erfolgreich.
 Seit wir gemeinsam unterwegs sind, fahre ich entspannter. Ich bin jetzt viel viel mehr ausschließlich mit dem Radfahren und der Umgebung beschäftigt und muss nicht mehr mit aufgeschlagener Karte oder mit ständigem Blick auf mein Smartphone den nächsten richtigen Abzweig suchen.
Ich habe nur noch keinen Namen für meine Frau, sie hat sich auch mit keinem Namen vorgestellt. Vielleicht haben meine LeserInnen ja einen Vorschlag.
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Etappe Öschle bei Kempten bis Füssen

Ungefähr 2 km nachdem ich den Campingplatz verlassen habe, geht der Weg übe eine längere Distanz heftigst  bergauf, mit Steigungen zwischen 8 – 11 % und so ist schon nach ca. ½ Stunde die erste Pause fällig. Auf der gesamten Etappe kommen immer wieder solche Steigungen vor, allerdings ist die Strecke dann kürzer.
Ich fahre fast ausschließlich auf Rad- oder geteerten Feldwegen und sehr wenig befahrenen Landstraßen, immer fernab verkehrsreicher Autostrecken. Die heutige Etappe ist nichts für Leute, die ländliche Alpenidylle verabscheuen. Es geht immer auf und ab (allerdings mehr auf als ab) durch hügelige Almwiesen mit Blick auf das nahe Alpenszenario. Das Alpenpanorama in der Milkawerbung ist nur ein lascher Abklatsch des realen Oberallgäu, durch das ich mit meinen Beinchen kurbele. Irgendwann passiere ich den Rottachsee und den Hopfensee. Letzterer ist mit Blick auf Schloss Neu-Schwanstein rund um den Ort Hopfen touristisch maximal erschlossen. 
Kurz nach Hopfen erreiche ich Füssen. Auch hier ist  der Tourismus in Hochform, vermutlich als Basisstation zur Erstürmung von Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau. Da rundherum Regenwolken aufziehne fahre ich gleich weiter bis zum Campingplatz am Forggensee, ca. 5 km nördlich von Füssen. Der Platz für Zelte liegt auf einer erhöhten terrassierten Wiese mit fantastischem Blick auf die Berge und den See. Kurz nach dem ich mein Zelt aufgebaut habe kommt noch ein Ehepaar mit einer 12-jährigen Tochter dazu, denen ich auf dem letzten Drittel der Etappe immer mal wieder begegnet bin. Sie befahren den Bodensee- Königsseeradweg, den ich bis hierher auch abgeradelt habe. 
Beim Aufbau des Zeltes werde ich von leichtem Nieselregen begleitet, der aber bald wieder aufhört, jedoch immer mal wieder kurz anfängt. Ein Weitblick rüber in die Berge und nach Füssen zeigt mir, dass es dort weit heftiger zugeht und ich gerade nochmal Glück gehabt habe.
Da die nächste Etappe über den Fernpass führt und für Morgen ab dem frühen Nachmittag ein langandauerndes Gewitter angesagt ist, beschließe ich, den folgenden Tag noch in Füssen zu bleiben. 
Der Link zur Tour:
Etappe Öschle - Füssen
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Füssen und die Radfahrhose

Gestern bin ich ein wenig in Füssen rumgefahren und habe den Nachmittag gemütlich in einem abseits gelegenen Cafe verbracht. Zu Füssen gibt es nicht viel zu sagen. Es hat eine schöne gut erhaltene Altstadt, ist aber wegen Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau völlig überlaufen. 
Ab etwa 20.00 Uhr fängt der Regen an, der eigentlich für 14.00 Uhr vorhergesagt war. In weiser Voraussicht habe ich schon beim Frühstück, noch im Trockenen, vorgekocht und bin so gerade mit dem Essen und Abwasch fertig, als der Regen losgeht und bis nächsten Morgen 8.00 Uhr auch nicht wieder aufhört.
Zwischendurch  habe mir in Füssen noch eine Radfahrhose mit dicker Geleinlage gekauft.  Mein Hintern hat genau an den Stellen, an denen es beim Fahren am meisten drückt, dicke schmerzhafte Pickel gebildet. Obwohl ich so eine Hose eigentlich 'affig' finde, habe ich schweren Herzens tief in meine Geldbörse gegriffen. Ich muss zugeben, diese Radfahrhose trägt sich wirklich sehr angenehm und im Gegensatz zu den bisherigen Etappen dieser Tour und auch zu meinen sonstigen Radtouren, hat der Hintern trotz der 77 km von Füssen nach Imst nicht einmal wirklich leidvoll Weh geklagt und nach einer baldigen Pause verlangt. Vielleicht liegt es ja auch zum Teil daran, dass ich heute die meiste Zeit kräftig in die Pedale treten musste. Wenn sich die gute Erfahrung in den nächsten Tagen bestätigt, sollte ich mich wegen meiner bisherigen Beschränkheit in den'Hintern beißen' und mich noch nachträglich heftigst über die vielen sinnlos ertragenen Schmerzen in den Pobacken ärgern.
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Etappe Füssen bis Imst

Von dieser Tour werde ich nur den Anfang und das Ende in guter Erinnerung behalten.Ich fahre bei wolkenverhangenem Himmel und Temperaturen von 14 bis 16 Grad los – dabei bleibt es auch den ganzen Tag.
Mein Weg über den Fernpass nach Imst in Österreich geht direkt durch den Märchenpark von Schloß Neuschwanstein (sponsored by Disney). Je näher ich dem Schloß komme, muss ich um so mehr feststellen, dass die Aussicht hinauf zu diesem ‚Märchenschloß’ auf dem Felsen, trotz der dichten Wolkendecke,  sehr beeindruckend ist und der ganze Rummel mit den unglaublich vielen Touristen in dem Areal von Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau seine Berechtigung hat. So sorgt die Geldverschwendung von Ludwig II. vor rund 150 Jahren nun für einen nachhaltigen Geldregen für die Region und für die bayrische Staatskasse.
Etwas schmunzeln muss ich, als eine japanische Familie, bestückt mit diversen Foto- und Videoapparaten, statt das Schloss zu bewundern, eine braune Nacktschnecke in seiner ganzen schleimigen Schönheit bewundert und ausgiebig fotografiert. Es scheint wohl keine Nacktschnecken in Japan zu geben.
Kurz nach dem ich das Schlösserareal passiert habe, bin ich auf meinem Weg nahezu allein unterwegs, obwohl sich die Parkanlage mit See ausgedehnt hinzieht. Kaum dass ich an den Schlössern vorbei bin, geht es auf gut befestigtem Waldweg heftig bergauf. 
Bald nachdem ich Reutte passiert habe, verlasse ich die Straße und fahre weiter auf grobem Schotterweg. Dann geht es auch schon recht bald mit 11 – 15% auf diesem Weg hinauf, immer noch auf groben Schotter, danach weiter mit 6 – 8%,. Irgendwann folgt auch wieder eine Abfahrt bei gleichem Wegzustand mit Gefälle größer 10%. Beides habe ich mit meinem Gepäck gerade so geschafft. Obwohl so schon nicht ungefährlich, ist diese Passage bei Nässe lebensgefährlich. 
Daher verlasse ich irgendwann den Radweg und auf der Hauptstraße mit dem vielen Verkehr - noch ungefähr weitere 10 km bergauf. Hier bin ich allerdings ein unangenehmstes Verkehrshindernis für alle Busse, Wohnwagengespanne und vor allem Laster, die oft ein freies Stück abpassen müssen, bevor sie an mir vorbei können. Ausweichen nach rechts geht nicht wegen der Leitplanken. Daher fahre ich meist etwas mehr zur Straßenmitte als eigentlich nötig wäre, um noch Platz und Beweglichkeit zu haben, wenn mir ein Fahrzeug beim Überholen zu dicht auf die Pelle rückt. Am Umangenehmsten sind nicht wie man meinen sollte die Lastwagen, sondern die Busse. Viele überholen trotz nahem Gegenverkehr und 'drücken' mich dann im letzten Moment fast in die Leitplanken. Nach dem Fernpass muss ich noch etwa weitere 10 km auf der Hauptstrecke bleiben. Jetzt bin ich aber mit 50 km/h nahezu gleich schnell wie der motorisierte Verkehr. 
Ab Nassereith biege ich auf eine Nebenstrecke ab, später auf einen Waldweg. Das bleibt so, bis ich den Campingplatz in Imst erreicht habe. Dieser Teil des Weges ist sehr schön und auch von den Steigungen/Gefälle völlig akzeptabel. Umgekehrt von Imst nach Füssen ist der Fernpass mit dem Rad nach meiner Einschätzung wesentlich angenehmer befahrbar, natürlich abgesehen von dem Teil direkt auf der Hauptstrecke.
Auf dem Platz unterhalte ich mich einige Zeit mit einem vielleicht 35-jährigen Radler, der auch gerade sein Zelt aufbaut. Er erzählt mir von seinen 'Extremtouren' mit Rad und Gepäck. Kein Pass ist ihm steil genug und sucht sich am liebsten die steilsten Strecken auf die Berge aus, manchmal lässt er sein Rad auch stehen und klettert weiter, um noch höher hinaus zu kommen.
Zum Campingplatz gehört ein kleiner Aufenthaltsraum, in dem man sich auch sein Essen warm machen kann. Dort treffe ich ein Ehepaar mit einem 12-jährigen Sohn. Sie sind von Lindau am Bodensee mit einem Fahrradanhänger und viel Gepäck losgefahren und haben bisher die gleiche Route wie ich genommen.
Eben, als ich diesen Text im zum Platz gehörigen Gasthausstube verfasse (22.00 Uhr), kommt noch ein junges Paar mit ihren bepackten Rädern. Sie sind die gleiche Strecke wie ich gefahren, jedoch wegen einer Panne erst im Dunkeln angekommen – auf dieser Strecke!!! Der Campingwirt hat Mitleid mit Ihnen und kramt noch was zu Essen für die beiden hervor.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich meine ‚Angststrecke’ Fernpass zwar mit viel Anstrengung aber letztlich gut überstanden habe. Morgen nehme ich den Reschenpass in ‚Angriff’. Das wird sicher von Anfang bis Ende eine schöne Strecke, ich freue mich darauf. Das Wetter soll auch wieder warm und sonnig werden.
Der Link zu dieser Etappe:
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Etappe Imst bis Pfunds

Jetzt bin ich schon 27 Tage unterwegs und es will einfach nicht aufhören!
Gemeint sind die beeindruckenden Schönheiten rechts und links der Strecke. Da ich mit dem Rad unterwegs bin, ändern sich die ‚Landschaftsbilder’ nur langsam. Aber jede Umgebung war für mich auf seine Weise schön und beeindruckend. Das verbindende Element ist bis heute das Wasser bzw. meist irgendein Fluss. 
Störend war oft der Autoverkehr und manchmal der ungebändigte Tourismus. Da ich aber selbst ein Tourist bin, darf ich mich über Menschenmassen, die attraktive Orte durch sich selbst verunstalten, nicht wirklich beklagen.
Jetzt bin ich mitten in den Bergwelten der Alpen angekommen und fahre seit Imst entlang der Inn. Die macht ganz schön viel Getöse und übertönt damit den manchmal nahen Autoverkehr. Sobald ich die jeweiligen Orte der heutigen Etappe verlasse, steht fast immer ein Fahrradweg zur Verfügung, die meiste Zeit entfernt von Autostraßen. Das Inntal ist relativ eng, dennoch habe ich, da ich wegen der morgendlichen Frische (7 Grad um 7.00 Uhr) relativ spät losfahre, den ganzen Tag Sonne.
Obwohl ich die Strecke ab Imst nun schon zum dritten Mal fahre, bin ich immer noch begeistert. Das ganze Tal mit der Inn, den Wiesen daneben und den Bergen auf beiden Seiten mit seinen steil aufsteigenden Felsen bleibt einfach unvergleichlich beeindruckend.
Der Weg geht ständig bergauf und bergab, jedoch sind die Steigungen durchgehend moderat, insgesamt waren es dennoch 670 Höhenmeter. Da die Etappe nur knapp 60 km lang war, komme ich schon um 16.15 Uhr an dem bisher schönsten Campingplatz dieser Tour an (ca. 4 km südlich von Pfunds) und habe so noch bis 17.45 Uhr einen dösigen Nachmittag in der Sonne mit selbstgebrautem Espresso.
Der Link zur Tour:
Etappe Imst bis Pfunds Camping Via Claudiasee
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Etappe Pfunds (Österreich) bis Mals (Italien)

Es geht immer noch schöner
oder
das Bessere ist der Feind des Guten. 
Obwohl ich die heutige Etappe nun zum dritten Mal befahre, begeistert sie mich noch ebenso, wie beim ersten Mal. Diese Tagestour wird wohl für immer in meinem persönlichen Olymp der fünf besten Erlebnisse auf dem Fahrrad verbucht. 
Der heutige Morgen ist trotz der um rund 200 m höheren Lage zu Imst wesentlich milder als gestern. Um 7.30 Uhr sind es 14 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist nur gering, trotz der Inn, die nicht weit von meinem Zelt vorbei rauscht. 
Heute will ich von Pfunds über den Reschenpass, dann entlang des Reschensees bis nach Mals radeln. Und obwohl wieder viele Höhenmeter zu bewältigen sind, starte ich erst, nachdem sich die Sonne über den hohen Bergkamm blicken lässt und das Tal erwärmt. 
Kurz nach dem ich den Campingplatz verlasse ich Österreich und streife für eine Strecke von rund 5 km bis nach Martina mal wieder die Schweiz. Bis hierher sind die Steigungen noch moderat, nur ein kühler Gegenwind verlangsam die Fahrt noch weiter. Nach Martina beginnen 11 Serpentinen hinauf zur ‚Norbertshöhe’ und Nauders mit einem Höhenunterschied von rund 300 m und einer durchschnittlichen Steigung von 5 – 6%. Dafür brauche ich mit meinem Goldeseldampfer 1 Stunde. Ab der Norbertshöhe wird der Gegenwind zu einem heftigsten Sturmwind, der mir bis zum Reschensee den Spaß am Radfahren erheblich einschränkt. Aber die Begeisterung an der Schönheit der Natur lasse ich mir dadurch nicht nehmen. 
Kurz vor dem Reschensee, auf der vermutlich höchsten Stelle meiner gesamten Radtour, mache ich eine kurze Rast und genieße den Blick hinunter ins Tal mit dem See. Bald kommt mir ein älterer Liegeradfahrer entgegen, der hier regelmäßig mit seiner Familie den Urlaub verbringt. Wir unterhalten uns mindestens eine halbe Stunde über das Radfahren. Er erzählt mir, dass am Samstag das Stilfser Joch für einen Tag für den Autoverkehr gesperrt wird und dann mehrere Tausend Radfahrer zu dem Pass mit rund 1800 m Höhenunterschied schwitzend und keuchend hochfahren. Er selbst will mit seinem Liegerad auch daran teilnehmen und hat dafür das hintere Ritzelpaket aufgerüstet, so dass das größte Kettenblatt nun 42 Zähne hat. 
Ab  dem Reschensee legt sich der Sturmwind etwas, später bin ich dann auch durch Bäume geschützt. Bald sehe ich von Weitem die Schneekoppen der Ortlergruppe – mächtig beeindruckend. Ich war wieder völlig überrascht, da ich vergessen hatte, das mich dieses beeindruckende Naturschauspiel erwartet.
Ich habe für meine Etappe wieder die rechte Seite des Sees gewählt, da hier der Weg einsam und ohne jeglichen Autoverkehr im ständigen Auf und Ab und asphaltiert zwischen See, Wald und Wiesen entlangschlengelt. Nach Verlassen des Sees geht es bis nach Mals meist gut bergab. Da auch vom Gegenwind nichts mehr zu spüren ist, kann ich bis zum Erreichen des Campingplatzes schon mal verschnaufen. Der Campingplatz befindet sich in der Nähe des Bahnhofs auf terrassiertem Gelände. Von meinem Platz habe ich in der untergehenden Sonne beim Kochen einen schönen Blick über das Tal auf die Spitzen der Ortlergruppe.
Der Link zur Tour:
Etappe von Pfunds nach Mals
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Etappe Mals bis Auer

Das Ehepaar mit mit 12 jährigem Sohn auf dem Campingplatz von Imst habe ich auf dem Platz bei Pfunds und gestern auch hier in Mals wiedergetroffen. Sie haben immer noch den gleichen Weg wie ich hinter sich, dennoch sind wir uns unterwegs auf dem Radweg nicht begegnet. Heute wollen sie alle 3 mit ihren Tourenrädern, jedoch ohne Gepäck, zum Stilfser Joch hochfahren. Gestern hat sich auch noch eine Gruppe von Freunden dazu gesellt, die auch mit ihnen hoch radeln wollen. Das Stilfser Joch ist an diesem Tag für den Autoverkehr gesperrt. Es werden heute wieder während einer Art Volksradfest 3.000 – 4.000 Leute zum Pass hoch radeln. Der Anstieg beginnt in Prads (oder so?) und es müssen insgesamt rund 1.800 Höhenmeter mit ca. 45 Kehren überwunden werden. Die Steigungen sollen auch nicht gerade moderat sein.
Nachdem ich am Freitag in Mals einen Ruhetag eingelegt habe, geht meine Etappe am heutigen Samstag jedenfalls mit knapp 1% Gefälle und nur kleinen Erhebungen zwischendurch hinunter nach Meran. Wieder fahre ich mit wenigen Ausnahmen ständig auf Radwegen. Bis Meran ist die Tour auch noch sehr schön, wenn auch nicht so spektakulär wie am Tag zuvor. Danach ist die Etappe noch ganz ok, fällt in meiner Bewertung im Vergleich zur gefahrenen Strecke bis Meran allerdings deutlich ab. 
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Ab ca. 13.00 Uhr kommt Gegenwind auf, der stetig zunimmt. Daher muss ich die letzten 30 km immer mehr kämpfen, die sehr flotte Fahrt vom Vormittag findet ein Ende und am Abend bin ich trotz der eigentlich leichten Strecke gut ausgepowert und sitze mindestens 30 min auf dem Campingplatz herum, ohne irgend etwas zu tun.
Der Platz gehört zu einem Hotel, ist sehr klein und hat einen Swimmingpool, den man kostenfrei nutzen kann. Im Vergleich zum Platz in Mals fällt er sehr ab. Sowohl die Anlage selbst, als auch der Blick über das Tal ist wesentlich schlechter..
Link zur Tour aufgezeichneten Tour wird nachgereicht, da komoot seit einigen Tagen rumzickt. Die haben wohl Serverprobleme.
Link zur Etappe Mals bis Auer:
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Etappe Auer bis Torbole

Heute soll es wieder ein sehr heißer Tag werden. Ich packe also schon früh mein noch taunasses Zelt und sitze schon um 8:30 Uhr auf dem Rad. Außerdem laden Ort und Campingplatz kaum zum verweilen ein.
So bin ich 70 km später schon gegen 12:30 Uhr in Rovereto. Hier mache ich an einem schattigen Plätzchen Mittagspause. Da die Temperatur inzwischen kräftig angezogen hat (35 – 38 Grad) und ab hier auch noch ca. 120 Höhenmeter zu erklimmen sind, brauche ich für die restlichen rund 25 km mit einigen Pausen noch mal 2 Stunden. Torbole ist ein kleines Dorf am Gardasee mit mehreren Campingplätzen, wirklich mit vielen Touristen und sonstigem touristischen Brimborium. Ich zelte am Camping al Porto. Ein kleiner und trotz Gardasee preiswerter Platz mit einer Ecke nur für Zelte und ohne Autos. Obwohl ich nur ein kleines Zelt habe, ist der Platz sehr knapp bemessen und es ist wegen der vielen Gäste auch nicht gerade ruhig.
Auf dieser Etappe wechseln sich schöne Ecken und langweilige Abschnitte immer wieder ab. Der Fernradweg  ist bis zum Gardasee fast lückenlos gut und fern vom direkten Straßenverkehr ausgebaut. Obwohl am heutigen Sonntag viele RadfahrerInnen unterwegs sind macht das Fahren trotz Hitze und Anstrengung richtig spaß. 
Link zum Tourverlauf:
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Etappe Torbole bis Verona

Heute sitze ich wegen der zu erwartenden Hitze schon kurz nach 7:00 Uhr auf dem Fahrrad.
Von Torbole bis Garda teile ich mir die Straße mit den Autos, meist auf Radwegen direkt neben der Straße. Nach ungefähr 10 km fahre ich für eine kurze Strecke auf einer höher gelegenen Seitenstraße. Von hier hat man eine gute und schöne Weitsicht über den See. Auf dieser Teilstrecke sehe ich bald auch schön gelegene und meist terrassierte Campingplätze, die auch bei weitem nicht so übervoll sind wie meine Campingübernachtung in Torbole. Da wär ich am Vortag doch besser noch einige km weiter gefahren - trotz Müdigkeit. 
Ab Garda, am unteren Ende des Sees,  bis kurz vor Verona sind die Radwege sehr gut, abseits des Verkehrs  und bieten viele schöne Teilstücke. Irgendwann, an einem Bewässerungskanal parallel zur Etsch gibt es dann auch eine gute Weitsicht in das dunstige Becken von Verona in Richtung Poebene.
In Verona hege ich bald die Befürchtung, dass es den Campingplatz nicht mehr gibt. Die letzen Bewertungen im Internet waren von 2012 und nicht unbedingt positiv. In Verona gibt es bei der Einfahrt in die Stadt auch nur ein verrostetes Hinweisschild, weitere folgten nicht mehr.
Hoch oben am Burgberg, den ich mich mit Pausen in der Mittagshitze hoch schlängele, ist die Überraschung um so größer. Ein wirklich sehr sehr schöner, sehr schattiger und verwinkelter Platz innerhalb der Burganlage von Castel San Pietro, auf allen möglichen hohen und unteren Ebenen. Für die Kleinzelte ist ein extra Platz vorhanden, in exponierter Lage, mit Blick auf die Stadt durch die ehemaligen Schießscharten. Angrenzend an diesen Kleinzeltplatz gibt es eine sehr schöne Sitzgelegenheit mit mehreren Bänken und Tischen und einen super Weitblick über die nahe gelegeneh Stadt – einfach fantastisch. Die gesamte Burganlage ist mit Büschen und Bäumen zugewachsen und sehr naturbelassen. So sind auch die sanitären Anlagen, aber dennoch sauber und brauchbar, nur mit sehr wenig Komfort.
Da fällt mir die Entscheidung sehr leicht, eine weitere Nacht hier zu bleiben und mir die Altstadt auf Empfehlung von Raffaello anzusehen.  
Link zum Tourverlauf:
Gardasee - Verona/Castel San Pietro
https://www.komoot.de/tour/t6631335?ref=itd
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Ein Tag in Verona

hinter der linken Schießscharte steht mein Zelt
hinter der linken Schießscharte steht mein Zelt

Heute Vormittag lasse ich es ruhig angehen. Ich frühstücke gemächlich in der Sitzecke, plane die nächsten Tage und genieße den Blick über Verona. Das Klima hier oben im Schatten ist gut erträglich. Zwischendurch unterhalte ich mich eine Weile mit einem ungefähr 45-jährigen Mann aus der Nähe von Stuttgart, der mit seiner 13-jährigen Tochter mit Rad und Gepäck auf dem Via Augusta unterwegs ist. Sie wollen noch weiter bis an die Adria. Er ist von Beruf Ingenieur, hat seinen Job allerdings bald nach der Geburt seiner Tochter aufgegeben und ist jetzt Hausmann.

Gegen 12:00 Uhr erhebe ich mich doch allmählich für eine Stadtbesichtigung.

Schon gestern ist es mir  aufgefallen, aber heute wird es mir wirklich bewusst. Erst in Verona habe ich das Gefühl, in Italien zu sein. Am Gardasee wirkte alles noch irgendwie Deutsch/Östereichisch. Fast alle sprachen noch irgendwie Deutsch, die Häuser und Orte sahen auch nicht gerade 'italienisch' aus und auch die Landschaft hatte wenig mediterranes.

Doch in Verona bin ich endlich in Italien. Ich schlendere durch die Gassen der Altstadt, bleibe hier und da mal sitzen, umrunde die Arena (überlege, ob ich am Abend in die Oper gehen soll - ist aber ausverkauft - wäre aber mit meiner Kluft auch garnicht reingelassen worden), besuche Romeo und Julia und bestaune einige Kirchen und Paläste.

Gegen 18:30 Uhr bin ich wieder auf der Burg und koche. Ich fühle mich hier richtig wohl - eigentlich sollte ich noch einen weiteren Tag ranhängen. Doch Rom ist noch nicht in Sicht und daher treibt es mich weiter. Vielleicht gibt es auf der Rückfahrt noch eine Möglichkeit für einen Zwischenstop in Verona.

 

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Etappe Verona bis Mantova

Auf meiner Etappe durch die Poebene gibt es nur sehr wenige Campingplätze. So liegt heute eine Strecke von rund 150 km vor mir. Da ich keine keine nennenswerten Steigungen zu bewältigen habe, scheint mir das machbar.
Daher sitze ich um 7:30 Uhr auf dem Sattel und kurbele los. Nachdem ich die nicht gerade hübschen Randzonen von Verona verlasse, bin ich gleich in sehr landwirtschaftlich geprägter Umgebung. Die meisten Höfe hier sehen aus wie jene in den neuen Bundesländern nach der Grenzöffnung – grau in grau, ungepflegt und vernachlässigt. Der Radweg ist zunächst auch sehr gut befahrbar und ich komme schnell voran – vorbei an glasklaren Bewässerungskanälen voller kleiner und großer Fische. 
Irgendwann sehe ich auch eine Bisamratte, die sich trotz meiner Gegenwart seelenruhig ihre Schnute putzt und dann den  überbordenden Uferbewuchs abnagt.
In Deutschland habe ich zuletzt vor rund 45 Jahren mit viel Glück eine zu Gesicht bekommen. Sie waren damals sehr scheu und wurden gnadenlos gejagt, weil sie angeblich die Uferbefestigungen der Bäche und Flüsse mit ihren Bauten völlig durchlöchern würden. Der Bürgermeister aus meinem Dorf hat damals, wenn ich mich richtig erinnere,  für jeden Schwanz einer Bisamratte, den man ihm auf dem Schreibtisch präsentierte, 5 Mark gezahlt. Inzwischen stehen sie allerdings unter Natur- oder Artenschutz.
Nach ungefähr 20 km hat die Freude am unbeschwerten Radfahren ein jähes Ende. Der gut geteerte Fahrweg geht auf einem groben und löcherigem Schotterweg weiter und das über eine Strecke von schätzungsweise 10 km. Einige Kilometer vor Mantova bekomme ich dann die Rechnung für den steinigen Weg – der erste Plattfuß meldet sich an. Doch in der prallen Sonne läßt sich der Schlauch nicht flicken. Also schiebe ich eine Weile, bis ein Grundstück mit einer Hecke kommt. In dem kargen Schatten gelingt mir endlich die Reparatur. Völlig durchgeschwitzt mache ich eine ausgiebige Pause in der sehenswerten Altstadt von Mantova. Durch diese ungeplante Verzögerung ist allerdings mein Vorhaben, heute bis Modena zu kommen, begraben. Daher beschließe ich, den nahe gelegenen Campeggio Agricultura anzufahren – nach kaum mehr als 40 km. 
Der Platz ist ein alter ehemaliger Bauernhof, auf dem überall verteilt alte Traktoren  und andere landwirtschaftliche Geräte herumstehen, scheinbar so wo sie vor vielen Jahren zufällig gerade abgestellt und nicht weiter benutzt wurden. Darum verteilt können dann Zelte oder Wohnmobile abgestellt werden - alles sehr einfach. Beim Aufbau des Zeltes im halbhohen Gras scheuche ich dann ein Geschwader Kampfmücken auf, die, kaum dass ich sie bemerkt habe, schon zum Sturmangriff im Formationsflug auf alle unbedeckten Körperteile ansetzen. Die Bäuerin kommt zwar auch gleich um die Ecke, um mich vor den Moskitos zu warnen, doch zu spät. Beine und Arme sind voll von juckenden Mückenstichen. Autan hilft dann jedoch sehr wirksam vor weiteren Attacken. Nur hin und wieder setzt noch eine vorlaute Schnake an, die noch nicht von Autan gehört hat, verbiegt dann aber beleidigt ihren Stechrüssel und zieht ab. Wenigstens kaltes Bier gibt es hier. Doch eigentlich bin ich froh, dass ich die Nacht nicht irgendwo in einer sumpfigen Wiese, allein mit den Mücken verbringen muss.
Link zum Tourverlauf:
Verona - Mantova / Agrocamping (iPh)
https://www.komoot.de/tour/t6639322?ref=itd
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Etappe Mantova bis Sassuolo

Da ich gestern mit Schotterweg und Reifenpanne einen Tag ‚verloren’ habe, plane ich für heute meine Etappe um und achte dabei darauf, dass mir diesmal Geröllpisten soweit wie möglich erspart bleiben. Eigentlich wollte ich auch noch mit einem kleinen Schlenker Modena anfahren, doch das streiche ich und versuche Sassuolo (kleine Stadt südwestlich von Modena, 90 km entfernt von hier) direkt zu erreichen.
Ich fahre die ganze Zeit auf angenehm befahrbaren Nebenstraßen und komme gegen 16.30 Uhr ohne Zwischenfälle dort an. Die Strecke selbst ist nicht weiter erwähnenswert – langweilige Poebene eben. Es soll aber auch schöne Strecken geben, wie ich gelesen habe aber eben nicht in meine Richtung.
Sassuola selbst ist eine Überraschung für mich. Eine sehr schöne und heraus geputzte Stadt mit ein paar sehenswerten Plätzen. Da der nächste Campingplatz über 40 km entfernt in den Bergen liegt, versuche ich hier ein Zimmer in günstigen Bed & Breakfast Hotels zu bekommen. Leider ist in Sassuola für heute Abend ein Stadtfest geplant und alle Betten sind ausgebucht. Da nutzt auch die sehr intensive Unterstützung eines englisch sprechenden Italieners nichts, der mit mir ein paar Infostationen abklappert, um nach einem freien Bett zu fragen.
Also kaufe ich gegen 19.30 Uhr Essen und Getränke ein und fahre weiter Richtung Süden und Richtung der sehr nahe liegenden Berge Alpi Apuane, die die Toscana nördlich umfassen, notgedrungen auf der Suche nach ‚wilden’ Campstellen und immer noch in der Mückenkampfzone. 
Kurz nach Sassuolo werde ich, inzwischen ist es schon halbdunkel, fündig. Es ist ein kleines Plätzchen in einer Ecke zwischen Ackerrand und Wäldchen. Ungefähr ½ km entfernt sind noch die Lichter von Häusern zu sehen.
Mittlerweile ist es dunkel und ich lade beim Licht meiner Taschenlampe meine Packtaschen ab. Da höre ich aus der Richtung der Häuser ein lautes Pfeifen und Rufen und sehe ein helles Licht, dass den Acker- und Waldrand absucht und immer näher kommt. Schnell raffe ich meine Sachen zusammen und fahre weiter - inzwischen ist es völlig dunkel. Nach 2 -3 Kilometern finde ich etwas abseits vom Radweg einen Platz mit fast voller Beleuchtung des Mondes und etwas versteckt zwischen Büschen und einem ehemaligen Fabrikgebäude.Inzwischen ist es zwar 22.00 Uhr aber dennoch nehme ich mir Zeit zum Kochen. Das Zelt baue ich nur provisorisch ohne Heringe auf. Die Nacht verbringe ich ohne weitere Störung, auch die Mückenschwärme sind fern geblieben.
Link zum Tourverlauf:

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Etappe Sassuolo bis Piandelgotto

Auch heute Morgen kann ich ohne weitere Störung in Ruhe mein Zelt abbauen und Frühstücken. Danach geht es weiter an einem Flüsschen mit gut befestigtem Weg (ohne Schotter). Doch bald wird diese Teilstrecke wieder zu Schotter und ich fahre lieber auf der Straße weiter. Nach etwa 10 km lande ich dann auf einer ständig leicht ansteigenden Hauptstraße.Vor mir rücken die gewaltigen Berge der Apuenser Alpen immer näher – viel beeindruckender, als ich es mir vorgestellt hatte.
Nach etwa 35 km verlasse ich die Hauptstraße und hier fängt die Steigung, hinauf zum Passo delle Radici, so richtig an. Erst sind es noch moderate 3 – 6 %, doch dann wird es ‚bissig’.
Ich muss endlos scheinende Stücke mit einer Steigung von 14 - 17% bewältigen. Den Versuch, das Rad zu schieben, gebe ich gleich wieder auf. Das ist mit dem Gepäck noch anstrengender. Zu meinem Glück ist die kleine Nebenstrecke nur sehr wenig befahren und ich eiere daher im Zickzack-Kurs mit ca. 3 km/h auf der steilen Straße hinauf. Ich motiviere mich mit der ‚Salamitaktik’ und zähle Bruchstücke bereits gefahrener Teile auf: jetzt sind es 1/16, jetzt 1/8, jetzt 3/16 ...

Am Ende bin ich auf einer Distanz von 10 km mit durchschnittlich 9% Steigung den Berg im kleinsten Gang hoch gekurbelt. Währenddessen denke ich immer wieder: "Wer hat nur Bleiklumpen in meinem Gepäck versteckt." Auf dem für heute höchsten Punkt stelle ich fest, dass dies die heftigste Strecke meines Radfahrerdaseins ist.

Nachdem es wieder bergab geht, bin ich leider nicht mehr genug bei der Sache und lasse mich auf eine Gefällstrecke mit grobem Schotter ein. Der doppelt so lange Weg auf der Hauptstraße wäre vermutlich 3x schneller und viel angenehmer gewesen.
Die Bergwelt um mich herum gefällt mir sehr gut, soweit ich sie durch meine Schweiß gebadeten Augen überhaupt klar genug wahrnehme. Die letzen 10 km geht es dann auf der Hauptstraße weiter, die aber auch nicht sonderlich viel befahren ist. 
Piandelagotto ist ein kleines Dorf, hat dennoch 2 kleine Alimentaris und 2 Kilometer weiter hoch Richtung Passo delle Radici einen kleinen Campingplatz. Auf dem Platz ist kein Mensch zu sehen, weder CamperInnen noch Jemand in der Rezeption. Ich erkundige mich in einer oberhalb des Platzes liegenden Pizzera, und nach einem Telefonat hinterlege ich dort 10 EUR für die Nacht.
Auf einer Wiese mit Weitblick über das Tal schlage ich das Zelt auf und sitze erst mal 45 Minuten völlig erschöpft in meinem Stuhl. Insgesamt habe ich mein Fahrrad heute über 1600 Höhenmeter hochgetreten.
Anschließend gehe ich wieder hinauf zum Restaurant und esse eine wirklich sehr sehr leckere Pizza. Erst denke ich noch, dass meine Geschmacksnerven bestimmt noch von der Anstrengung korrumpiert sind. Doch dann füllt sich das Lokal zusehends mit Einheimischen und bald müssen einige Gäste schon draußen warten, bis wieder ein Tisch frei wird.
Als ich zum Campingplatz zurückkehre, sind dann doch noch einige der Dauer-CamperInnen eingetroffen. Inzwischen ist es auch ziemlich frisch geworden und ich verziehe mich für den Rest des Abends in den warmen Aufenthaltsraum und werde nacheinander von neugierig gewordenen Dauergästen besucht.
Link zum Tourverlauf:

Sassuolo bis Piandelagotto
https://www.komoot.de/tour/t6670554?ref=itd


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Etappe Piandelgotto bis Lucca

An diesem Morgen bin ich wieder früh auf den Beinen. Das Tagesziel Lucca ist immerhin fast 100 km entfernt. Es geht zwar vorwiegend bergab, aber zum Passo und auch danach sind noch einige Höhenhunderter zu bewältigen. 
Doch als ich das gerade bepackte Fahrrad über die Wiese schiebe, kommt es mir sehr eierig vor – da ist er wieder, der Plattfuß. Der Schotterweg vom Vortag hatte es wieder in sich. Mitten in der Flickaktion werde ich auch noch vom Regen überrascht, der eigentlich ein paar Stunden später einsetzen sollte. Der Schauer hält eine ganze Weile und zudem kühlt es auch weiter ab. So fahre ich um 12.00 Uhr bei zunächst 12 Grad (später 14 Grad) die restlichen 8 km zum Passo delle Radici hoch. Heute sind die Steigungen jedoch wesentlich moderater, zwischen 3 und 9 %.  Nach einer Stunde und 350 gefahrenen Höhenmetern erreiche ich durchschwitzt den Pass und mache wegen der Kälte eine Pause in der Bar . 
Danach geht es rund 35 km und 1.500 Höhenmeter auf sehr holpriger und schadhafter Asphaltstrecke bergab. Das ist aber auch egal, da ich ohnehin stark abbremse, sonst würden mir Finger und Zehen bei dem kalten Fahrtwind abfrieren - wenigstens regnet es nicht mehr!
Erst in Castelnuovo, schon ziemlich weit unten im Tal wird es sonnig und wärmer und ich lege eine Essenspause ein. Danach geht es in der Ebene auf Nebenstrecken weiter. Richtig schön ist es hier jedoch nicht. Es kommt eher wieder ‚Poebenenfeeling’ auf. Erst nach der Einfahrt in die Altstadt von Lucca kommt wieder Freude auf. Eine tolle Stadt mit vielen beeindruckenden Straßen und Gebäuden. Obwohl ich noch rund 8 km bis zum Campingplatz fahren muss, bleibe ich bis zur Dämmerung und beschließe, einen weiteren Tag in der Gegend zu verweilen.
Uschi / Komoot geleitet mich auf einem abenteuerlichen aber gut befahrbaren Dammweg zwischen Fluss und Waldrand zum Campingplatz (siehe: „Meine Frau will mich umbringen II“). Der ist gut versteckt an einem Waldrand gelegen und hat erst in dieser Saison eröffnet. Da es inzwischen schon dunkel ist (20.30 Uhr), der neue Weg weder in Komoot noch in Googlemaps zu finden ist, irre ich auf Feldwegen hin und her und bin froh, dass mich ein Mopedfahrer überholt, den ich nach dem richtigen Weg fragen kann. Als ich endlich ankomme, ist alles zu. Doch schon kommt ein PKW rückwärts den Weg hoch. Es ist der Campingwart, der den Platz für das Wochenende mangels Besucher geschlossen hat und ihn nun für mich wieder öffnet. Noch mal Glück gehabt! 
Das Grundstück geht in Terrassen den Hang hinauf, wobei der obere Teil für Zelte reserviert ist. Den Abend lasse ich mit Kochen ausklingen. Rundherum von Wald umgeben und als Einziger auf dem Platz komme ich mir irgendwie verlassen vor,  jedenfalls wirkt es einsamer als auf der Wildcampstelle vor 2 Nächten.
Link zum Tourverlauf:
Piandelagotti über Passo delle Radici bis Lucca
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Meine Frau will mich umbringen!!! – Fortsetzung meines Blogs vom 22.8.15

Seit ich in Italien bin, wird ‚meine Frau’ - Uschi mit Namen, wie von Jule vorgeschlagen - immer launischer! 
Sei es, um dem Vorurteil über italienische Frauen zu entsprechen oder sie verschleiert damit ihre Ahnungslosigkeit zu Radwegen in Italien, vielleicht ist sie auch schlichtweg bösartig geworden ist und will mich los werden. 
Immer öfter vertauscht sie Richtungsangaben. Das ist besonders ärgerlich auf städtischen Straßen, wo ein Wendemanöver nicht immer einfach ist. An manchen Kreuzungen lässt sie mich auch völlig im Stich und redet einfach nicht mehr mit mir. Dann muss ich, wie lästig, meinen ‚Goldeseldampfer’ abbremsen und mich mal wieder mit meinem Kartenwerk auseinandersetzen. Bis ich dann wieder ‚auf Touren bin’, vergehen gefühlte 1 – 2 km.
Gestern ist Uschi mir nun regelrecht unheimlich geworden. Schon bei der Planung der Strecke nach Lucca konnte ich sie kaum davon abbringen, mich wieder kilometerweit über Schotterpisten zu schicken, obwohl sie mir noch großspurig Strecken ohne Schotter angeboten hatte. Egal wie ich meine Marker auf der Karte meines Tablets setzte, es schien geradezu so, als hätte Uschi Magnete an diese ungemütlichen ‚Plattfußwege’ geheftet. Scheinbar verärgert, dass ich ihre Vorschläge vielerorts ignorierte, hat sich mich ungefähr 35 km vor Lucca auf Schnellstraßen geleitet. Zunächst dachte ich noch, naja, es ist zwar ungemütlich aber so komme ich wenigstens schnell voran - ein Fehlschluss! Nicht weit vor Lucca fing der Ärger erst richtig an und sie schickte mich in einen Tunnel, der für RadfahrerInnen gesperrt ist – aus gutem Grund. Der Seitenstreifen hörte etwa 200 m vor der Einfahrt auf und die Fahrzeuge rasten mit schätzungsweise 100 km/h in den Tunnel. Gerade noch rechtzeitig habe ich mein Fahrrad auf dem schmalen Seitenstreifen gewendet und in einem riskanten Manöver bis zu nächsten Abfahrt zurück geschoben. 
Uschis nächste Attacke überraschte mich dann in der Dunkelheit auf der Fahrt von der Altstadt in Lucca zum Campingplatz. Zunächst noch in der Dämmerung erfreute ich mich über den schönen Radweg, diesmal zwar wieder unbefestigt, aber ohne Schotter und sehr gut befahrbar. Doch dann  lenkte sie mich seitwärts über einen abenteuerlichen schmalen Grasweg, dann über eine verwachsene alte Steinbrücke - alles ziemlich unheimlich. Inzwischen war es dunkel geworden, dafür kann Uschi nichts, verbesserte die Stimmung aber auch nicht gerade.

Ich kann nur vermuten, dass sie die Gelegenheit ausgenutzt hat. Gleich nach der Brücke ging es weiter über eine ungesicherte eingleisige Eisenbahnstrecke. Nachdem ich die Schienen glücklich  passiert hatte, wurde mir der weitere Weg sogleich von einer abgeschlossenen Schranke versperrt. Vor der Überquerung hatte ich einen kleinen Moment ‚gezuckt’ und dachte an Umkehr. Doch das hätte in der Dunkelheit und abseits von belebten Straßen im freien Gelände gegebenenfalls nur einen weiteren abenteuerlichen Weg bedeutet.  Gerade hatte ich also den Balken mühsam 'unterwadendert' und erfrischte mich mit  einem kräftigen Schluck aus meiner ‚Pulle’, da donnerte ein Personenzug vorbei!

Später sehe ich oben vom Campingplatz in der Ferne noch weitere Züge, die dort vorbei rauschen und erschauere jedesmal.
Am nächsten Tag lasse ich mir in der Hoffnung auf bessere Laune von Uschi für eine Fahrt zurück nach Lucca einen alternativen Vorschlag machen. Diesmal hat sie einen korrekten Bahnübergang gewählt, ungefähr 1 km vor dem Übergang von der Nacht zuvor, den sie mir in der vorigen Nacht auch schon hätte vorschlagen können.
Was soll ich nur machen? Es ist, als führe ein kaum gezähmte Drachenfrau Regie, die sich hier in der Fremde voller Unkenntnis nur mühsam auf den vereinbarten Begleitservice besinnt und viel lieber Feuer spucken würde.
Das ganze Jahr zuvor in Deutschland hat sie sich von ihrer Schokoladenseite gezeigt und mir vorgetäuscht, dass sie auch etwas von Radfahren und Kartenlesen im restlichen Europa verstünde.
Aber offensichtlich hat Uschi für Italien nur unzureichendes Kartenwerk einstudiert.  Nun ist der alte Drachen aber einmal dabei und ich muss mich mit ihr notgedrungen bis zum Ende der Tour arrangieren. 
So ihr lieben Leute von komoot bzw. Männer am Computer, hier hört der Spaß nun auf. Erst versteckt ihr euren Müll hinter einer sanften Frauenstimme und verkauft es wie die Markschreier auf dem Fischmarkt von St. Pauli ihre ‚grünen Bananen’ und dann ist es so wenig fundiert, dass es zum Teil richtig gefährlich werden kann. Mein Vertrauen in eine sinnvolle Nutzung ist nahezu auf den Gefrierpunkt gesunken.
Überprüft dringend euer Kartenmaterial und die katastrophale Sprachansage, die zusätzlich ihre Ansagen noch viel zu oft unsynchron zum GPS-Punkt auf der Karte rausspuckt.

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Ein Tag in Lucca

Am Morgen erfrische ich mich erst mal im Swimmingpool, frühstücke ausgiebig, nutze den Waschmaschinenservice und fahre erst in der Mittagszeit nach Lucca. Dort verbringe ich den Rest des Tages mit Stadtbummel und Lesen, setze mich in ein Cafe und suche später noch ein Restaurant in einer Seitengasse auf. Als ich am Abend zurück komme, zeltet dort tatsächlich noch ein junges Paar aus Deutschland mit einem Mercedes-Cabrio, Modellreihe Uwi/Sören. Beide sind sehr aufgeschlossen und wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis mir schließlich einfällt, dass meine Wäsche noch draußen hängt und ich für den nächsten Tag alles fertig packen will, damit ich wegen der langen und mühsamen Strecke nach Volterra früh loskomme. Bevor ich im Schlafsack verschwinde drehe ich von den Platzlaternen in meiner Umgebung die Birnen raus. Da auch das Pärchen noch ein paar Birnen rausschraubt, ist es um uns herum schön dunkel.

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Etappe Lucca bis Volterra

Heute geht es zunächst auf dem gut befestigten Dammweg am Fluss weiter, dann auf kleinen Asphaltwegen, die rechts und links stark von Schilfbewuchs eingeengt werden. Doch dann wird aus dem Asphalt wieder grober Schotter und ich fahre weiter auf kleinen Dorfstraßen, höre nicht auf meine ‚Uschi’, sondern richte den Blick regelmäßig, obwohl das auch nervt, auf die Karte meines iPhones. Irgendwann stoße ich dann wieder auf die geplante Strecke, die nun für einige Zeit auf Schnellstraßen weiterführt. Die Gegend hier ist immer noch nicht gerade berauschend, wenigstens geht es ab Pontedera auf Seitenwegen weiter.
Zypressen in Sicht
Bald setzen auch Steigungen ein und die ersten Zypressen sind zu sehen. Noch ein Stücken weiter wird es dann ungefähr so, wie ich mir nach Fotos und TV-Berichten die Toscana vorstelle. Die letzen 20 km gibt es dann auch viele fantastische Weitblicke, besonders kurz vor dem heftigen Anstieg nach Volterra. 

 

Wieder ein schöner Zeltplatz
Der Campingplatz liegt kurz vor der Stadt auf einem sehr schönen schattigen Grundstück. Hier stehen kreuz und quer kleine und große Zelte und auch ein paar Wohnmobile. Ich baue gleich mein Zelt auf und fahre kurz danach den kurzen Weg zur Altstadt. Das kleine Örtchen ist wirklich sehr beeindruckend und auch nicht so überlaufen wie viele andere bisher besichtigte Städte. Der mühsame Anstieg hier herauf hat sich gelohnt und ich beschließe, auch wegen des schönen Campingplatzes, hier für 3 Nächte zu bleiben.
 
NeuseeländerInnen auf dem Fahrrad
Nachdem ich aus dem Örtchen zurückkehre, treffe ich an der Rezeption ein Ehepaar, ungefähr in meinem Alter. Auch ihre Fahrräder sind voll bepackt. Ich spreche sie gleich auf Deutsch an, da sie mit Rädern von der Fahrradmanufaktur und mit Packtaschen von Ortlieb ausgerüstet sind. Doch sie kommen aus Neuseeland und sind in Europa unterwegs. Später am Abend erfahre ich, dass sie schon in Norwegen, Belgien und Deutschland unterwegs waren und nun Italien von West nach Ost durchqueren. Sie haben jeweils Freunde besucht und sich die Ausrüstung in Frankfurt gekauft. Die Entfernungen zwischen den Ländern haben sie mit Flugzeug und Zug überbrück. Nachdem sie Italien übequert haben, wollen sie noch mit der Fähre nach Montenegro übersetzen und dort in der Wildnis rumfahren.
Link zum Tourverlauf:

Lucca nach Volterra
https://www.komoot.de/tour/t6710280?ref=itd


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Zwei Tage in Volterra

Anscheinend bin ich schon ein wenig ausgepowert und auch von den vielen Stadtbesichtigungen reizüberflutet. Dienstag und Mittwoch treibe ich mich fast komplett im Schatten auf dem Campingplatz herum und verbringe die Zeit mit Lesen, Schreiben, Fahrradpflege und Kochen. Die Stadt habe ich mir bisher kein weiteres Mal angesehen. Jedenfalls genieße ich die Zeit und das Schattendasein.  Ich werde morgen bei der Weiterfahrt noch mal in Volterra vorbeischauen.

Das Klima wird milder und windig, ab dem späten Nachmittag fast ein wenig frisch.

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Etappe von Volterra nach Casciano di Murlo

Das Losfahren von Volterra fällt mir nicht leicht. Nach 2 Tagen Unbeweglichkeit wollen meine Knochen sich nicht so richtig in Bewegung setzen. Außerdem ist es an diesem Morgen relativ kühl und vor allem sehr windig. Es wirkt sehr herbstlich.
Nach dem ich doch endlich im Sattel sitze, ist der Himmel wieder komplett wolkenfrei und ich drehe erst mal gemütlich ein paar Runden durch die alten Mauern von Volterra. Auch beim 2. Blick ist es immer noch ein schönes Städtchen, auch heute halten sich die Menschenmassen einigermaßen in Grenzen. Nach der erneuten Stadtrundfahrt geht es dann für rund 30 km auf einer Höhe von rund 450 Metern 50 Meter rauf und runter. Direkt nachdem ich Volterra verlassen habe bin ich für 10 km auf einer mäßig befahrenen Schnellstraße, dann für weitere 20 km auf einer einsamen Seitenstraße.
Das echte Toscanafeeling
Hier ohne störende Autos übertrifft das reale Toscanaerlebnis meine bisherigen Klischeevorstellungen bei weitem. Die vielen Weitblicke über die kultivierte Berg- und Tallandschaft der Toscana lassen meine morgendlichen Vorbehalte für die Weiterfahrt ganz schnell vergessen.
Unten im Tal geht es dann leider auf einer viel befahrenen Bundesstraße weiter. Das ist natürlich nicht so schön aber hässlich ist es drumherum auch nicht gerade. Ein paar Kilometer vor Casciano di Murlo geht es dann auf einer Nebenstraße wieder hochprozentig bergauf. 
Der Ort ist ein netter kleiner Flecken mit vielleicht 1000 BewohnerInnen und ragt auf einem Hügel wie so viele Gemeinden in der Toscana. In Murlo sollen die letzten noch genetisch nachweisbaren Nachfahren der antiken Etrusker leben.
Der Campingplatzwirt erkennt mich wieder
Der Campingplatz liegt auf der anderen Seite des Ortes. Daher erledige ich noch vor dem Erreichen des Campingplatzes meine Einkäufe. An der Rezeption des Platzes werde ich von einem älteren  Herrn (etwa 75 Jahre alt) mit freudigen Gesicht  empfangen. Er meint, mich im letzten Jahr schon hier gesehen zu haben und begrüßt mich daher entsprechend herzlich. Als ich ihm versichere, dass ich noch nie hier war, meint er völlig überzeugt, meinen Bruder gesehen zu haben.
Er bleibt weiterhin sehr freundlich und zuvorkommend, zeigt mir alles Wichtige persönlich und redet mit einer Mischung aus Italienisch und Brocken-Englisch mit mir. Ich verstehe zwar nur 50% von dem was er sagt, aber die Unterhaltung macht dennoch viel Spaß und ist lustig. Wenn alle antiken Etrusker so waren und die noch verbliebenen so sind wie er, dann ist es sehr schade, dass nur noch die EinwohnerInnen von Murlo übrig sind.
Der Platz ist groß, meist schattig,  nahezu komplett terrassiert, ziemlich verwinkelt, hat ein eigenes großes Schwimmbecken und von den unteren Plätzen eine prima Sicht ins Tal.
Link zum Tourverlauf:
Volterra - Casciano di Murlo
https://www.komoot.de/tour/t6744281?ref=itd

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Etappe von Casciano di Murlo nach Castel del Piano

Das Klima in Casciano  ist wesentlich milder als in Volterra. Allerdings lassen tiefe Rillen an manchen Stellen auf dem Campingplatz und Schlammspuren darauf schließen, dass es hier auch heftig regnen kann. 
Die Straße führt ab Casciano Richtung Süden und ist sehr wenig befahren. Landschaftlich zeigt sich mir die Toscana hier von einer anderen ‚wilderen’ Seite. Es bleibt weiterhin sehr sehr hügelig, doch sind viele Teile mit einer Mischung aus Wald und Macchia bewachsen, auch sind weit ausufernde Bachläufe zu sehen, die bei Regenwetter vermutlich schnell volllaufen und zu reissenden Strömen werden. Etwa 1 Stunde weiter steigt stechender schwefliger Geruch in meine Nase. Nach der nächsten Kurve sehe ich in der Einöde dann einen Bachlauf, an dessen Ufer sich 30 - 40 Menschen in mehr oder weniger großen Pfützen und Badegumpen suhlen. Diese werden von einer schwefelhaltigen Quelle gespeist, dessen Wasser, zugeführt aus einem Rohr, das aus einem Felsvorsprung herausragt, den Abhang zum Bach hinunter läuft.
Ich sehe dem Treiben eine Weile zu, bevor ich wieder in die Pedale steige. Nach rund 30 km biegt mein Weg Richtung Osten auf eine viel befahrene Hauptstraße ab – schade schade, auf der Karte sah es eher nach einer untergeordneten Straße aus. Dafür ist dieses Teilstück eher eben und ich muss mich nicht die vielen Hügel hinauf kämpfen. 
Einige Kilometer vor Castel del Piano geht es dann wieder den obligatorischen Ortshügel hinauf, diesmal auf rund 650 Meter. Damit sind es an diesem Tag insgesamt rund 1300 Höhenmeter – einige Hundert Meter weniger hätten mir auch gereicht.
Vom Stadtrand bietet sich wieder ein toller Weitblick über das Land, jetzt wieder auf die bekannte Kulturlandschaft.

Da ich ziemlich abgekämpft bin, bleibe ich nur kurz in dem Ort und fahre weiter zum Campingplatz am Ortsrand. Diesmal werde ich in der Rezeption von einem alten Ehepaar (Beide ungefähr 80 Jahre alt) begrüßt. Sie sind wieder sehr sehr freundlich, mit einem ewigen Lächeln auf dem Gesicht (obwohl in Castel del Piano die Etrusker lange ausgestorben sind). Wurde hier in der Gegend vielleicht Mona Lisa geboren?

Der Platz ist sehr schattig und komplett parzelliert und hat den Charme vergangener besserer Zeiten. Dennoch fühle ich mich hier wohl, gerade wegen der sehr freundlichen Aufnahme. Der alte Herr hat mir sogar von sich aus einen Platz ausgesucht, der nachts möglichst wenig beleuchtet ist.
Zum Platz gehört offenbar eine Katzenfamilie mit 2 jungen Kätzchen, die ab sofort meine Zeltecke spielend in Beschlag nehmen. Ein wenig entfernt liegt Mutti und schaut dem Treiben wohlwollend zu. Obwohl noch weitere Stellplätze belegt sind, bleiben sie bis zum nächsten Tag und begleiten mich noch bis zum Schlagbaum, ehe sie von Mutti zurück gemauzt werden.
Link zum Tourverlauf:

Von Casciano di Murlo nach Castel del Piano
https://www.komoot.de/tour/t6755241?ref=itd


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Etappe von Castel del Piano zum Lago die Bolsena / Capodimonte

Die Tour heute beginnt erst mal mit einer weiteren kräftigen Steigung. Für 20 Kilometer fahre ich auf einer Höhe wechselnd zwischen 700 bis 900 Metern. Die ganze Gegend wirkt eher alpin als ‚toscanisch’.
Gegen 12.30 Uhr komme ich in Piancastagnaio an. Ich fahre in dem Ortskern ein wenig herum, manche Straßen sind allerdings so steil, dass ich nur schiebend vorwärtskomme. Ich bin froh, dass es immer nur kurze Stücke sind, lange würden das meine Arme und vor allem der Rücken nicht durchhalten. Nach dem ich einige Gassen hin und her gefahren bin, finde ich einen Platz mit einer sehr schönen Weitsicht. Hier lasse ich mich in einem Cafe nieder und fotografiere nebenbei.
Bald kommt ein Italiener aus einer Gruppe weiterer Gäste auf mich zu (ungefähr so alt wie ich) und fragt mich, ob er mich zusammen mit der schönen Aussicht fotografieren soll. Ich bin natürlich einverstanden und bald kommen wir auf Englisch ins Gespräch. Erst mal will er wissen, wo ich her komme, wo ich hin will und so weiter.
Er ist natürlich auch neugierig auf das Fahrrad. Er zeigt wie wie viele Italiener,  die mich immer mal wieder ansprechen und die dicke Rohloff-Nabenschaltung nicht kennen, auf das Hinterrad und fragt nach dem `Elektromotor´.
Dann will er wissen, ob ich spezielle Ernährung und Getränke verwende. Als ich ihm sage, dass ich nur ein Gemisch aus Wasser und Fruchtsäften trinke, ist er erst erstaunt.
Dann zeige ich ihm noch als zusätzliche schnelle Energiezufuhr meine Dextronergenpastillen (Traubenzucker). Er liest begeistert die Inhaltsliste und sagt mir, dass er als Hockeyspieler in der italienischen Landesauswahl der Senioren mitspielt und auch immer Traubenzucker zu sich nimmt. Er ist Chemiker und meint, das sei die beste und billigste Art beim Sport fit zu bleiben. Wir unterhalten uns insgesamt ungefähr 1,5 Stunden, bis ihn seine Frau wegzieht und meint, sie müssten jetzt was essen. Ich glaube eher, sie wollte mich davor retten, dass er mich allmählich zutextet und mich von der Weiterfahrt abhält. 
Kurz nach dem Ort geht es radikal bergab. Ich verlasse bald die Toscana und komme jetzt in die Tuscania – wusste bisher gar nicht, dass es die gibt. Leider fahre ich jetzt auch auf einer viel befahrenen Hauptstrecke. Etwa 8 km vor dem Lago die Bolsena zweige ich auf eine kleine noch asphaltierte Nebenstrecke ab, die direkt zum See führt. Hier, weg vom Autoverkehr gefällt es mir wieder sehr gut. Ab dem See geht der Weg dann in eine feine Schotterpiste über, die die meiste Zeit direkt am See bleibt und mit dem Fahrrad gut zu befahren ist. Der See ist sehr schön, zwischendurch am Ufer immer von großem Schilf bewachsen. Entlang der Westseite sind bis zu meinem Tagesziel auch keine Orte, nur hin und wieder Uferstreifen mit Badegästen und an anderen Stellen vereinzelt Angler. 
Der Campingplatz in Capodimonte ist eher einer von der großen Sorte mit engen Parzellen auf ebenem Platz direkt am See. Von meinem Zeltplatz sind es mal gerade 25 Meter bis zum Ufer. Eigentlich hatte ich auf der Fahrt hierher überlegt, hier eine weitere Nacht zu bleiben, es ist mir hier jedoch zu unruhig und zu voll ,  wahrscheinlich weil Wochenende ist – schade.
Link zum Tourverlauf:

Castel del Piano - Lago di Bolsena
https://www.komoot.de/tour/t6772017?ref=itd


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Etappe vom Lago di Bolsena zum Lago di Bracciano / Manziana

Am Morgen habe ich es relativ eilig mit dem Aufbruch, dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Mein Frühstück fällt diesmal kurz aus und den obligatorischen Cafe ‚Americano’ bestelle ich heute in der Bar anstatt ihn selbst zu bruzzeln.
Ich fahre eine ganze Weile auf der Hauptstraße, die heute jedoch nur mäßig befahren ist. Wird wohl am Sonntagvormittag liegen. Ich komme relativ schnell voran, da die Tuscania bei weitem nicht mehr so bergig ist wie die Toscana und leider insgesamt auch nicht so schön. Dennoch muss ich nach 45 km wieder etwas mehr als 3 Hunderter aufsteigen und bleibe fortan auf einer Höhe von 350 bis 450 Metern. Nach ungefähr 55 km beige ich von der Haupt- straße ab und vertraue auf Uschi, dass die angekündigten Schotterwege diesmal wie am Vortag auch befahrbar sind. Die Wolken im Nacken werden inzwischen immer dunkler. Am Bolsenasee wird es inzwischen schon heftig regnen.
der Himmel in kürzester Zeit zu und in einem Moment von vielleicht 2 Minuten werden aus den ersten Tropfen Regenmassen, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe und dann nur hinter Fensterscheiben. Jetzt habe ich nur meine Brille vor den Augen. Gut verpackt in meinen Regenklamotten stelle ich mich unter dichtes Buschwerk und bleibe von dem Guss wenigstens vom Schlimmsten verschont. So denke ich zunächst und will einfach abwarten, bis die Regenfront vorbei zieht.
Doch nach 20 Minuten wird mir klar, warum der Weg oberhalb meines Standortes  einem Flussbett gleicht. Es ist ein Flussbett!! Jedenfalls bei so einem Wolkenbruch. Ich bin heilfroh, dass mich die Wassermassen nicht dort erwischt haben. Da auch aus dem Asphaltweg immer mehr ein Sturzbach wird, fühle ich mich nicht mehr sicher und setze ich mich trotz unglaublichem Platzregen aufs Rad und fahre weiter. Überall hat sich schon Geröll und Schlamm angesammelt. Schließlich finde ich einen Weg am Waldrand auf einer Kuppe, oberhalb der Straße zum Lago di Bracciano, zu dem ich eigentlich mal wollte. Hier stehe ich zwar nicht mehr mit meinen Füßen in den Wassermassen. Inzwischen blitzt und donnert es jedoch heftigst um mich herum.

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Etappe von Manziana nach Roma

Die beiden Nächte in dem Zimmer waren ganz ok und relativ preiswert - 30 EUR pro Nacht. Doch es war etwas einsam, da ich der einzige Gast war und  es ergaben sich auch so kaum Möglichkeiten für Kontakt. Nach 2 weiteren Zwangsnächten in der Pension wäre mir wohl die ‚Decke auf den Kopf gefallen’. 
Obwohl oder gerade weil ich heute keine schwere Etappe vor mir habe, frühstücke ich ausgiebig. Um 9:45 Uhr sitze ich dann doch noch relativ früh auf dem Goldesel Richtung Rom. Die Etappe führt ausschließlich entlang großen Hauptstraßen, die zum Glück die meiste Zeit abwärts gehen. Da es schnell vorangeht und ich für die Einfahrt nach Rom nichts anderes erwartet habe, ist das ganz ok. Nur eines ist wirklich äußerst unangenehm. 
Der Regen der letzten beiden Tage hat in den Straßengräben Myriaden von Mückenlarven aus dem Trockenschlaf erweckt und nun tanzen die jungen Mücken im Sonnenlicht in nicht enden wollenden Schwärmen auf der Straße. Bei der rasanten Fahrt ist die Begegnung äußerst unangenehm. Mein ganzer Körper ist übersäht mit Mücken – tot oder lebendig. Graf Draculas Drohnen arbeiten offensichtlich auch bei Tageslicht  und bevor sie mir  komplett mein Blut absaugen,  halte ich an, klopfe mich ab und besprühe meine freien Körperteile mit Autan. 

 

Während der Fahrt halte ich den Mund lieber zu, obwohl ich kein Vegetarier bin. Das kann ich natürlich nicht ununterbrochen durchhalten...
Ein Mundschutz aus dem Baumarkt wäre jetzt nicht schlecht.
Gegen 12.30 Uhr und nach ungefähr 40 km bin ich kurz vor dem Ziel. Die Einfahrt zum Campingplatz liegt an einer Schnellstraße und es ist ziemlich trickie, dort ohne Autoschubser anzukommen. Mein Gute-Laune-Level hat schon 2 Daumen nach unten gesammelt und ahnt nur Schlechtes, als ich endlich vor der Einfahrt stehe.

Es gibt wieder mal eine Zeltwiese, weit ab von der Schnellstraße und ich fühle mich, auch wenn der Platz keine Augenweide ist, gleich wohl. Neben mir zeltet ein gleichaltriger Holländer, der von Uetrecht bis hierher geradelt ist. Er erzählt mir, dass das heftige Gewitter in der letzten Nacht hier auch getobt hat. Vom Hang oberhalb der Wiese kamen die Wassermassen heruntergeschossen und in allen Zelten stand das Wasser mindestens 10 cm hoch. Da bin ich doch froh, dass ich auch die zweite Nacht in Manziana geblieben bin. 

 Den Rest des Tages verbringe ich mit Dösen, Kochen, Lesen und Schreiben.
Link zum Tourverlauf:

Manziana - Roma / Parco Naturale di Veio
https://www.komoot.de/tour/t6809276?ref=itd


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Rom am Mittwoch

Obwohl mein Zeltplatz weit genug von der Schnellstraße liegt, ist es keine Oase der Stille. Es ist immer wieder Fluglärm zu hören (aber noch ok), auch vom nebenan gelegenen Tennisplatz schallt das Gestöhne der SpielerInnen herüber und manchmal sind in weiter Entfernung jaulende und bellende Hunde eines Tierheims zu hören. Ich bin froh, dass die Zeltwiese nicht noch weiter hinten auf dem Campingplatz liegt, dort ist der Krach der Hunde ziemlich störend.
Am Morgen überkommt mich erst mal eine große Schlappheit. Ich lege mich nach einem ausführlichen späten Frühstück wieder hin und döse noch 1 Stunde. 
Als ich dann auf dem Fahrrad nach Rom sitze, ist es inzwischen 13.30 Uhr. Der Platz liegt relativ nahe an dem Radweg, der am Tiber entlang in die Stadt führt. Dazwischen liegen  aber 2 verflixte Schnellstraßen und auch noch eine Eisenbahntrasse. Bis ich endlich einen Weg über die Straßen gefunden habe, sind schon mal 20 Minuten vergangen (für ca. 1 km). Zu meinem Ärger ist auch noch die Bahnunterführung gesperrt und es dauert mindestens weitere 15 Minuten, bis ich über eine abenteuerliche und nicht ganz ungefährliche Strecke entlang einer Schnellstraße eine Brücke über die Schienen finde. Der Radweg ins Stadtzentrum führt fast die  ganze Strecke mehr oder weniger in
Piazza Navona
Piazza Navona

Kurz vor der Engelsburg trage ich mein Rad dann eine hohe Treppe entlang der Mauer hinauf - eine ziemlich unbequeme und anstrengende Angelegenheit. Inzwischen ist es 15.15 Uhr. Vom Vatikan strömen noch die letzten Menschenmassen nach der vor kurzem beendeten ‚Papstschow’ in alle Richtungen. Für großartige Besichtigungen ist es schon zu spät und ich schiebe eher ziellos durch enge Straßen mit vielen kleinen Geschäften, Bars und Restaurants bis zur Piazza Navona. Nach Straßburg hatte ich mich immer mal wieder in ein Eiscafe gewagt aber immer nur Enttäuschungen erduldet. Auf dem Weg zur Piazza, in der Via Del Governo Vecchio, gehe ich an einer Eisdiele mit einer langen Schlange vorbei.


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Rom am Donnerstag

Expressticket
Auch an diesem Tag radele ich in die Innenstadt und tauche erst kurz vor dem Petersplatz wieder auf. Auf dem Campingplatz habe ich am Abend zuvor für 27,50 EUR ein spezielles Ticket zum Besuch der Vatikanischen Museen erstanden. Damit erhalte ich zu jeder frei wählbaren vollen Stunde die Möglichkeit, mich einer Gruppe anzuschließen, die ohne anstehen zu müssen direkt in die Museen geschleust wird.

Um 11.00 Uhr bin ich vor Ort und bereue keinen einzigen Cent für dieses Ticket. Vor dem Petersdom und vor den Museen stehen unfassbare Menschenmengen, in Schlangen aufgestellt und alle wollen eingelassen werden. Die müssen bestimmt 2 - 3 Stunden auf den Einlass warten und ich bin froh, dass nicht viel mehr Leute bereit sind, ein Expressticket zu kaufen.

Petersdom, obwohl meine Füße schon nicht mehr wollen. Ich werde sogar mit einer Gruppe umsonst reingewunken.
Im Dom, auf dem Dom und um den Dom herum
Im Dom kann ich mir in aller Ruhe Michelangelos ‚Pieta’ ansehen und bestelle ihr Grüße von Ull. Mittlerweile hat die Anzahl der BesucherInnen noch weiter abgenommen und ich steige daher auch noch zur Kuppel hoch. Oben angekommen, kann ich von der inneren Balustrade herunterschauen. Unten wird gerade ein Gottesdienst mit einer Art Gregorianischer Gesängen gefeiert, sehr stimmungsvoll. Auch der Blick von noch weiter oben, außerhalb der Kuppel, über die Stadt ist sehr beeindruckend und hat die Mühe mit den 320 Stufen auf jeden Fall gelohnt.
Die Vatikanischen Museen und der Petersdom sind wirklich großartige und begeisternde Kunst- und Baudenkmäler. Unterschwellig pendeln aber auch gewisse Bedenken hinein und trüben meine Begeisterung.

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Rom am Freitag

Da ich gestern ein reichliches und anstrengendes Besichtigungsprogramm absolviert habe, fahre ich heute wieder erst am Mittag in die Stadt, um mir nichts weiter als das Kolosseum anzusehen. Diesmal verlasse ich die 'Fahrradmetro' schon frühzeitig hinauf in Richtung zur nördlichen Innenstadt und teile mir die geradewegs dorthin führende breite Straße mit den Auto- und RollerfahrerInnen. Der Verkehrsfluss ist wirklich chaotisch. Vor allem auf die RollerfahrerInnen muss ich höllisch aufpassen. Die fahren meist rücksichtslos kreuz und quer, schlängeln sich in riskanten Manövern durch die kleinsten Lücken und scheuen sich auch nicht, auf Fußgängerwegen drängelnd ein Weiterkommen zu finden. RadfahrerInnen sind nur wenige zu sehen, meist sind es TouristInnen. Fast schon bewundernswert sind Frauen mit ihren kleinen Kindern hinten drauf. Sie fahren unaufgeregt und jonglieren sicher und mit einer Eleganz durch den Verkehr, die im krassen Gegensatz zur wirren Fahrweise der Kraftfahrzeuge steht. Vielleicht liegt es auch an den kinderfreundlichen RömerInnen, die Radfaherinnen mit Kindern ausnahmsweise rücksichtsvoll behandeln.
Endlich habe ich dann die Piazza Venezia erreicht - unversehrt und sehe von weitem das Kolosseum. Das letzte Stück des Weges, die Via dei Fori Imperiali, ist zu meiner Freude wegen einer Feier gesperrt. So kann ich mich beim Weiterradeln ungestört dem erhebenden Gefühl hingeben, das mich gerade überwältigt. In meiner alten Idee von der Fahrt nach Rom sehe ich mich selbst immer auf dem Rad kurz vor dem Kolosseum. Ich bin den langen Weg bis hierher tatsächlich mit dem Fahrrad gestrampelt und empfinde Stolz und große Freude, dass ich das geschafft habe. Erst jetzt und hier bin ich wirklich in Rom angekommen.
Da ist eine Besichtigung des Kolosseum fast schon Nebensache, lasse es mir aber dennoch nicht entgehen. Es ist tatsächlich, na ja, eben kolossal und beeindruckende fast 2.000 Jahre alte Baukunst. Ich laufe 1 Stunde durch die Gemäuer, höre mal dem einen oder anderen Guide zu und radele anschließend rüber nach Trastevere. Das Viertel mit den vielen kleinen Bars, Restaurants, Ateliers und kleinen Geschäften ist auch sehr ansehnlich. Bald lasse ich mich in einem Cafe nieder und lasse den Tag beim Lesen und Schreiben ausklingen.
Irgendwann breche ich dann fast schon schweren Herzens doch auf und radele im Dunkeln zurück zum Zelt. Zum Glück kenne ich den Weg inzwischen. Sobald ich die städtische Bebauung verlasse, wird es mir auf dem Radweg zwischen Schilf und Wiesen ein wenig unheimlich. Ab und zu kommt mir ein Radler entgegen - ohne Licht!
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Im Waschraum

Klassik im Klo
Mein erster Besuch in den Sanitärräumen auf dem Campingplatz in Rom verblüfft mich. Klassische Musik tönt in angenehmer Lautstärke über allen Köpfen und sorgt für entspannte Stimmung.  Das habe ich bisher weder auf dieser Tour, noch sonst irgendwann erlebt.
Im Laufe der Tage höre ich das ganze Repertoire der sogenannten ‚Ernsten Musik’, von Symphonien bis Arien aus Oper und Operette ist alles dabei.
Die einzelnen Stücke werden mit einer getragenen, 'wichtigen' Tonlage vorgestellt und sind eine Weiterschaltung aus Sendungen des italienischen Rundfunks. Obwohl ich mit dieser Musik eigentlich nicht viel anfangen kann, ist es dennoch nicht unangenehm und passt irgendwie auch zu den Besuchen im ‚alten Rom’.
Bisher hat auch noch kein Italiener (oder andere Campinggäste) unter der Dusche oder auf dem Klo irgendwelche Arien mit geträllert* .
Manchmal verspüre bei meinen 'Sitzungen' einen unerklärlichen Reflex zum Aufstehen und 'Umschalten', der quer liegt wie eine Blähung.
Heute Morgen habe ich dann aus heiterem Himmel eine unliebsame Erscheinung. Vor mir tauchen 2 Geister auf und ich erinnere mich an unliebsame Samstagnachmittage.
Wer erinnert sich noch an Anneliese und Hermann?
Oft genug haben sie mir in meiner Jugend in den 60-ern und 70-ern nach getaner Arbeit auf dem Bauernhof, wenn endlich mal Zeit für eine Pause an der Glotze war, mit quälender Kopfstimme und Musik, die mir ganz und gar nicht gefallen wollte, den Nachmittag verdorben.
Dann war nerviges Aufstehen aus der entspannten Lage im Fernsehsessel angesagt, um auf das andere Programm umzuschalten. Doch dort lief nur manchmal mit viel Glück der Beat-Club mit Uschi - nicht Uschi Komoot (meine NaviFrau), sondern Uschi Nerke von Radio Bremen.

Dann fallen mir auch noch weitere  Schreckgespenster aus jener Zeit ein: Vico Torriani, Peter Alexander, Caterina Valente, ... Immer wenn ihre Stimmen im Fernsehen zu hören waren, als wollten sie mit ihrem durchdringenden und schrillen Abgesang alle Bewohner von Jericho vertreiben und die Stadt wieder dem Erdboden gleich machen, verließ ich fluchtartig die Stube und lief auf dem Flur meist meine Mutter über den Weg. Sobald sie die Trällerei mitbekam,  ließ sie die Küchenarbeit stehen und liegen und nahm wie verzaubert meinen Platz ein.


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Rom am Samstag

Heute steht das  Forum Romanum auf dem Plan - nach dem Vatikan mein zweites großes Highlight.

Ich finde einen wenig besuchten Seiteneingang und werde hier im Gegensatz zu den anderen Eingängen ohne Wartezeit reingelassen.

Für die 'Trümmerbesichtigung' nehme ich mir reichlich Zeit, lese alle möglichen Infotafeln, schau ab und zu bei Wikipedia rein. So kann ich mir ein wenig mehr zu den Steinhaufen und von der Bedeutung der einzelnen Gebäude und des gesamten Ortes vorstellen. Wie schon beim Kolosseum ist es fast unvorstellbar, dass das alles hier schon 1.500 bis 2.000 Jahre alt ist. Es ist sonnig und etwas wolkig aber vor allem angenehm warm.

So macht das ausgedehnte Schlendern durch die alten Steine wirklich viel Spaß.

Auch die Besuchermassen 'verschwinden' auf dem großen Areal. An vielen Stellen setze ich mich kurz und genieße den Moment - Zeit, um die Seele baumeln zu lassen. Auch die Trümmer auf dem Palatinohügel oberhalb des Forum Romanum, der als erstes von Augustus bebaut wurde, durchstreife ich kreuz und quer. Von der 'Stimmung' gefällt es mir hier oben noch etwas mehr als unten. Ähnlich beeindruckt hat mich vor 30 Jahren die Ausgrabungsstätte Ephesus während einer Studienreise mit der Uni durch die Türkei. Es ist nicht so sicher, ob das heute auch noch so sein würde, da es damals die ersten 'Trümmer' waren, die ich mir angesehen habe.


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Reisen mit Fahrrad und Zelt – ein paar Gedanken zu meiner Tour

Neun Wochen am Stück
Auf meiner Tour Kassel - Rom erlebe ich das Radfahren und das Reisen in einer neuen Liga. 9 Wochen an einem Stück war ich noch nie unterwegs. Es war fantastisch, zu erleben, wie meine schon ergrauten Beinchen und meine Kondition langsam aber stetig mit den im wahrsten Sinne des Wortes steigenden Anforderungen wuchsen. Eine Unterstützung für das sportliche Vergnügen war sicherlich, dass ich Zuhause täglich Rad fahre und Sonntags hin und wieder Touren von 50 - 100 km unternehme. Aber ich habe vorher kein ausgefeiltes Trainingsprogramm absolviert und die Sonntagstouren finden auch mit meinem leichten Alurad und ohne Gepäck statt. Zuversicht habe ich allerdings aus meinen Erfahrungen mit den jährlichen 14-tägigen Radtouren auf den Peleponnes mit meinem Mitbewohner Uwe geschöpft. Das betrifft meine Möglichkeiten, die mir mit Gepäck und Rad zur Verfügung stehen, sowie die Erfahrung, länger als ein Wochenende in einem kleinen Zelt zu leben, sich selbst zu versorgen und sich dabei noch richtig wohl zu fühlen.
Mein Goldesel und ich
Nur mit einem auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmtes Fahrrad ist so eine Tour ohne viel Frust möglich. Dazu braucht es einen stabilen Rahmen und Fahrradtechnik, die man/frau ausreichend erprobt hat und gut gepflegt wird. 

Mein 'Goldesel' und ich sind nun schon 10 Jahre zusammen und können uns in allen Radlerlebenslagen aufeinander verlassen. Wir sehen zwar Beide nicht mehr aus wie aus dem Ei gepellt, dafür haben wir uns im Laufe der Jahre immer besser aufeinander eingestellt. Mein 'Goldesel' ist nicht der Leichteste, dafür belastbar, auf meine Ergonomie eingestellt, technisch up to date und zuverlässig. Ich führe ihn dafür regelmäßig aus, sorge für einen trockenen Unterstand, pflege ihn und halte mich fit. Vielleicht schaffen wir noch ja noch ein weiteres Jubiläum.

Gewisse, dem fortschreitenden Alter angepasste Veränderungen sind dafür jedoch nötig. Es ist eben alles nicht mehr so elastisch. Für die unausweichliche einsetzende 'Materialermüdung' nicht nur am Fahrrad lassen sich Komponenten Erwerben, die für Erleichterung sorgen. Wenn sich  verspannte Muskeln und kribbelnde Hände und Füße melden, wird es spätestens Zeit, die windschnittige Sitzhaltung aufzugeben und eine aufrechte Position zu wählen. Das habe ich erst nach mehr als 1.000 km begriffen, mir unterwegs in Freibung einen wesentlich höheren Vorbau besorgt und später in Füssen noch eine bis dato verpönte gut gepolsterte Radfahrhose zugelegt.

Luxusleben

Ein gewisse Luxusausstattung hat mir das Leben auf und mit dem Rad erleichtert. Dazu gehört eine 14-Gang Nabenschaltung von Rohloff, eine Magura Hydraulikbremsanlage und ein Nabendynamo von Schmidt mit einer LED-Lichtanlage von Busch und Müller. Dafür habe ich eine Menge Kröten über den Tresen geschoben, für die ich mir in einem Fahrradsupermarkt 2 Fahrräder hätte holen können.

Für die Fahrradnavigation habe ich mir Komoot auf mein iPhone geladen. Damit ich es jederzeit in meinem Blickfeld befindet, habe ich mir eine kleine Tasche von KlickFix mit Sichtfeld besorgt, die ich auf dem Oberrohr befestigt habe. Bei intensiver Sonneneinstrahlung ist das jedoch noch keine optimale Lösung, da sich das iPhone dann überhitzt und von selbst abschaltet. Um es dann wieder zum Leben zu erwecken, hilft nur noch Reiki mit einem frommen Spruch und einem nassen Tuch.

Für ganz großen Komfort hat meine superleichte Isomatte (530 g) von Thermarest gesorgt (vergleichbares gibt es bestimmt auch von anderen Anbietern) und hat dabei auch noch ein sehr kleines Packmaß. Trotz geringem Gewicht ist sie das Bequemste, das ich bisher zwischen mir und dem Zeltboden geschoben habe. Dennoch hat sie auch Nachteile: sobald ich mich darauf bewege, knirscht es innen drin, sie ist Empfindlich gegen UV-Licht (eine habe ich deswegen schon gekillt) und muss aufgepustet werden.

Für noch mehr Luxus hat mein kleiner Faltstuhl Helinox gesorgt. Die zusätzlichen 900 g haben bergauf mindestens für zusätzliche 900 Schweißtropfen gesorgt, die aber sofort vergessen sind, wenn ich mich zwischendurch oder am Abend bei Sonnenuntergang darin ausruhe.

 

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Die letzten Tage in Rom

Am Sonntag bleibe ich auf dem Campingplatz und genieße einfach das warme Wetter.
Am Montag bin ich wieder in der Stadt und fahre oder gehe wieder gemütlich durch die alten Gassen bis zum Trevi-Brunnen. Dort will ich, wie viele abergläubische Besucher natürlich Münzen in den Brunnen werfen. Leider ist er vollständig mit einem hohen Bauzaun aus Plexiglas umgeben. Das Wasser ist abgelassen und überall springen Bauarbeiter herum. Als Ersatz für den Münzenwurf haben sie einen schäbigen kleinen ‚Minibrunnen’  mit einem Großbild von der zentralen Brunnenfigur vor dem 'Bauzaun' aufgestellt. Ich bin zutiefst enttäuscht. Mit dieser lieblosen Attrappe findet wahrer tiefer Aberglaube natürlich keine Erfüllung. Ich investiere dennoch 2 Centstücke und werfe sie nach alten Brauch über die Schulter, damit sich demnächst eine schöne Römerin in mich verliebt.
Kein Wunder, dass daraus nichts geworden ist.
Den Dienstag verbringe ich mit Planen und Grübeln zur weiteren Tourplanung. Die ursprünglich geplante Weiterfahrt nach Napoli gebe ich endgültig auf:
1. Nach der ausführlichen Besichtigung von Rom steht mir nicht mehr der Sinn nach einem Ortstermin in Napoli und dem Stromern durch antike und mittelalterliche Bauten.
2. Andere Radfahrer haben inzwischen meine Vermutung bestätigt, das von Rom nach Napoli kein sinnvoller Weg führt, ohne sich die Straße mit viel Autoverkehr teilen zu müssen.
Auch der Plan B, über die Abruzzen mit dem Rad zum Sporn von Italien (Gargano) zu fahren, ist nicht mehr sinnvoll. Da hier heftigste Steigungen zu erwarten sind, würde ich für die Strecke über eine Woche brauchen. Davor schrecke ich zurück. Einmal, weil mir dann am Gargano nur noch wenig Zeit bleibt aber vor allem fehlt mir auch die Motivation für die Weiterfahrt, mit der Anstrengung vor Augen und der Ungewissheit, ob mir die Strecke überhaupt gefallen wird. Nur um der Leistung willen bin ich nicht unterwegs. Den Ausschlag, nicht mit dem Rad über die Abruzzen zu fahren, gibt schließlich ein Blick auf die Wetterkarte. In den Abruzzen herrschen inzwischen herbstliche Temperaturen. Ab dem späten Nachmittag kühlt es kräftig  ab. Vor allem sind für die Abruzzen immer wieder Regenschauer vorausgesagt. Offenbar türmen sich hier die Wolken und regnen ab. 
Schon finde ich mich damit ab, dass meine Tour in Rom beendet ist. Doch ich will wenigstens noch mal ans Meer und so entscheide ich, am Mittwoch südlich von Rom solange am Meer entlang zu fahren, bis ich einen schönen Platz finde, an dem ich noch ein paar Tage die Sonne genießen kann. Nach dem ich am Mittwoch schon alles gepackt habe, schaue ich ein weiteres mal auf die Wetterkarte und sehe,  dass nun ab Mittag lang andauernde Regenschauer für die Mitte Italiens angesagt sind. Da mir nicht der Sinn nach einer langen Regenfahrt mit ungewissem Ziel steht, packe ich alles wieder aus und verschiebe die Weiterfahrt für den nächsten Tag. Bei dem ganzen hin und her kommt mir jedoch eine neue Idee, die mich gleich beflügelt und mich gleichzeitig verärgert, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Der Gordische Knoten war meine Vorstellung, alle Strecken mit dem Rad zu bewältigen. Schließlich wird mir klar: mein altes Ziel Kassel - Rom habe ich schon erreicht und fühle mich sehr wohl damit.
Damit fällt der Groschen und ich kann mich überraschend schnell mit der neuen Idee anfreunden: ich steige mit Sack und Pack in den Zug nach Foggia. Für die Weiterfahrt am gleichen Tag ist es allerdings schon zu spät. Der Regionalzug braucht fast 8 Stunden, anschließend muss ich noch 35 km bis zum Meer fahren.
Ich nutze diesen Tag jedoch für die Besorgung der Fahrkarte. Am Bahnhof suche ich mir gleich einen Fahrkartenautomaten und bin ganz froh, dass gleich jemand dazu kommt, der mir helfen will und so aussieht als gehörte er zum offiziellen Personal. Das er nicht dazu gehört merke ich erst, als er ganz unverhohlen Servicegeld verlangt. Auf jeden Fall hat er mir sehr schnell zu einer Fahrkarte verholfen. Als er um die Ecke verschwunden ist, dämmert mir, dass man in Italien nur in den Regionalzügen ein Fahrrad mitnehmen kann. Er hat mir zwar auch ein Fahrradticket mit ausgedruckt, aber zusätzlich ein Ticket für einen Schnellzug. Als ich mich nun selbst mit dem  Automaten beschäftige, sehe ich, dass hier Regionalzüge gar nicht gebucht werden können. Nun muss ich mich doch an die unglaublich lange Schlange am Ticketcenter anstellen. Bis ich endlich das falsche Ticket los bind und das richtige in Händen halte, sind über 3 Stunden vergangen, die Fahrzeit zum Bahnhof und zurück nicht mitgerechnet.
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Die Fahrt zum Sporn von Italien

Am Donnerstagmorgen packe ich dann mein regennasses Zelt ein und bin  um 8.15 Uhr am Bahnhof. Die Fahrt dauert mit 2 Mal Umsteigen über 8 Stunden. 2 der Züge haben noch sehr hohe und enge Einstiege mit Stufen. Auch gibt es keine eigenen Gepäck- oder Fahrradabteile und ich muss irgendwie sehen, wie ich mein ganzes Gepäck und Fahrrad unterbringe.
Die Zugfahrt über die Abruzzen ist wunderschön. Vom Fenster aus sehe ich eine sehr bergige Landschaft. Sie erinnert ein wenig an die Toscana, ist jedoch nicht so intensiv  landwirtschaftlich genutzt, dafür ist sie noch hügeliger. Alles wirkt viel ‚wilder’. Fast tut es mir nun doch leid, dass ich hier nicht mit dem Fahrrad durchfahre. Endlich in Foggia angekommen, erwartet mich erst mal kräftiger Regen. Die Straßen vor dem Bahnhof sind teilweise von Wasser überschwemmt. Offenbar hat es hier vor kurzem noch heftiger geregnet, als es jetzt noch tut. Inzwischen ist es aber schon etwas weniger geworden, aber in meiner Fahrtrichtung sehe ich eine schwarze dicke Regenwand, die des öfteren von Blitzen durchzuckt wird. Dennoch packe ich mich in die Regenklamotten und fahre los. Bald sehe ich vor mir einen riesigen Regenbogen, der mir etwas Hoffnung macht. Inzwischen hat es auch fast aufgehört zu regnen. Aber die schwarze Wand bleibt bedrohlich vor mir und Blitz und Donner geben auch nicht auf. Nach einiger Zeit merke ich jedoch, dass die Gewitterfront vor mir wegzieht Richtung Meer. Nach kurzer Fahrt beginnt dann auch noch die Nacht und ich muss schon einigen Mut zum Weiterfahren sammeln, da ich in den nächsten 30 km durch eine einsame Gegend radeln werde und ich nicht ein einziger Ort in der Nähe sein wird. Aber diesmal komme ich ungeschoren davon. Um etwa 21.30 Uhr erreiche ich den Campingplatz, wenige Kilometer vor Manfredonia. Dem Platz sehe ich trotz Dunkelheit das vorüber gezogene Unwetter gut an. Überall sind Äste, Laub und große Pfützen zu sehen. Das hätte mein Zelt nicht heil überstanden.

Link zum Tourverlauf:
Foggia - Manfredonia / Lido Salpi
https://www.komoot.de/tour/t6910563?ref=itd


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Radtour Kassel - Roma

Die Fahrt zum Sporn von Italien

Am Donnerstagmorgen packe ich dann mein regennasses Zelt ein und bin  um 8.15 Uhr am Bahnhof. Die Fahrt dauert mit 2 Mal Umsteigen über 8 Stunden. 2 der Züge haben noch sehr hohe und enge Einstiege mit Stufen. Auch gibt es keine eigenen Gepäck- oder Fahrradabteile und ich muss irgendwie sehen, wie ich mein ganzes Gepäck und Fahrrad unterbringe.
Die Zugfahrt über die Abruzzen ist wunderschön. Vom Fenster aus sehe ich eine sehr bergige Landschaft. Sie erinnert ein wenig an die Toscana, ist jedoch nicht so intensiv  landwirtschaftlich genutzt, dafür ist sie noch hügeliger. Alles wirkt viel ‚wilder’. Fast tut es mir nun doch leid, dass ich hier nicht mit dem Fahrrad durchfahre. Endlich in Foggia angekommen, erwartet mich erst mal kräftiger Regen. Die Straßen vor dem Bahnhof sind teilweise von Wasser überschwemmt. Offenbar hat es hier vor kurzem noch heftiger geregnet, als es jetzt noch tut. Inzwischen ist es aber schon etwas weniger geworden, aber in meiner Fahrtrichtung sehe ich eine schwarze dicke Regenwand, die des öfteren von Blitzen durchzuckt wird. Dennoch packe ich mich in die Regenklamotten und fahre los. Bald sehe ich vor mir einen riesigen Regenbogen, der mir etwas Hoffnung macht. Inzwischen hat es auch fast aufgehört zu regnen. Aber die schwarze Wand bleibt bedrohlich vor mir und Blitz und Donner geben auch nicht auf. Nach einiger Zeit merke ich jedoch, dass die Gewitterfront vor mir wegzieht Richtung Meer. Nach kurzer Fahrt beginnt dann auch noch die Nacht und ich muss schon einigen Mut zum Weiterfahren sammeln, da ich in den nächsten 30 km durch eine einsame Gegend radeln werde und ich nicht ein einziger Ort in der Nähe sein wird. Aber diesmal komme ich ungeschoren davon. Um etwa 21.30 Uhr erreiche ich den Campingplatz, wenige Kilometer vor Manfredonia. Dem Platz sehe ich trotz Dunkelheit das vorüber gezogene Unwetter gut an. Überall sind Äste, Laub und große Pfützen zu sehen. Das hätte mein Zelt nicht heil überstanden.

Link zum Tourverlauf:
Foggia - Manfredonia / Lido Salpi
https://www.komoot.de/tour/t6910563?ref=itd


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Die letzten Tage in Rom

Am Sonntag bleibe ich auf dem Campingplatz und genieße einfach das warme Wetter.
Am Montag bin ich wieder in der Stadt und fahre oder gehe wieder gemütlich durch die alten Gassen bis zum Trevi-Brunnen. Dort will ich, wie viele abergläubische Besucher natürlich Münzen in den Brunnen werfen. Leider ist er vollständig mit einem hohen Bauzaun aus Plexiglas umgeben. Das Wasser ist abgelassen und überall springen Bauarbeiter herum. Als Ersatz für den Münzenwurf haben sie einen schäbigen kleinen ‚Minibrunnen’  mit einem Großbild von der zentralen Brunnenfigur vor dem 'Bauzaun' aufgestellt. Ich bin zutiefst enttäuscht. Mit dieser lieblosen Attrappe findet wahrer tiefer Aberglaube natürlich keine Erfüllung. Ich investiere dennoch 2 Centstücke und werfe sie nach alten Brauch über die Schulter, damit sich demnächst eine schöne Römerin in mich verliebt.
Kein Wunder, dass daraus nichts geworden ist.
Den Dienstag verbringe ich mit Planen und Grübeln zur weiteren Tourplanung. Die ursprünglich geplante Weiterfahrt nach Napoli gebe ich endgültig auf:
1. Nach der ausführlichen Besichtigung von Rom steht mir nicht mehr der Sinn nach einem Ortstermin in Napoli und dem Stromern durch antike und mittelalterliche Bauten.
2. Andere Radfahrer haben inzwischen meine Vermutung bestätigt, das von Rom nach Napoli kein sinnvoller Weg führt, ohne sich die Straße mit viel Autoverkehr teilen zu müssen.
Auch der Plan B, über die Abruzzen mit dem Rad zum Sporn von Italien (Gargano) zu fahren, ist nicht mehr sinnvoll. Da hier heftigste Steigungen zu erwarten sind, würde ich für die Strecke über eine Woche brauchen. Davor schrecke ich zurück. Einmal, weil mir dann am Gargano nur noch wenig Zeit bleibt aber vor allem fehlt mir auch die Motivation für die Weiterfahrt, mit der Anstrengung vor Augen und der Ungewissheit, ob mir die Strecke überhaupt gefallen wird. Nur um der Leistung willen bin ich nicht unterwegs. Den Ausschlag, nicht mit dem Rad über die Abruzzen zu fahren, gibt schließlich ein Blick auf die Wetterkarte. In den Abruzzen herrschen inzwischen herbstliche Temperaturen. Ab dem späten Nachmittag kühlt es kräftig  ab. Vor allem sind für die Abruzzen immer wieder Regenschauer vorausgesagt. Offenbar türmen sich hier die Wolken und regnen ab. 
Schon finde ich mich damit ab, dass meine Tour in Rom beendet ist. Doch ich will wenigstens noch mal ans Meer und so entscheide ich, am Mittwoch südlich von Rom solange am Meer entlang zu fahren, bis ich einen schönen Platz finde, an dem ich noch ein paar Tage die Sonne genießen kann. Nach dem ich am Mittwoch schon alles gepackt habe, schaue ich ein weiteres mal auf die Wetterkarte und sehe,  dass nun ab Mittag lang andauernde Regenschauer für die Mitte Italiens angesagt sind. Da mir nicht der Sinn nach einer langen Regenfahrt mit ungewissem Ziel steht, packe ich alles wieder aus und verschiebe die Weiterfahrt für den nächsten Tag. Bei dem ganzen hin und her kommt mir jedoch eine neue Idee, die mich gleich beflügelt und mich gleichzeitig verärgert, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Der Gordische Knoten war meine Vorstellung, alle Strecken mit dem Rad zu bewältigen. Schließlich wird mir klar: mein altes Ziel Kassel - Rom habe ich schon erreicht und fühle mich sehr wohl damit.
Damit fällt der Groschen und ich kann mich überraschend schnell mit der neuen Idee anfreunden: ich steige mit Sack und Pack in den Zug nach Foggia. Für die Weiterfahrt am gleichen Tag ist es allerdings schon zu spät. Der Regionalzug braucht fast 8 Stunden, anschließend muss ich noch 35 km bis zum Meer fahren.
Ich nutze diesen Tag jedoch für die Besorgung der Fahrkarte. Am Bahnhof suche ich mir gleich einen Fahrkartenautomaten und bin ganz froh, dass gleich jemand dazu kommt, der mir helfen will und so aussieht als gehörte er zum offiziellen Personal. Das er nicht dazu gehört merke ich erst, als er ganz unverhohlen Servicegeld verlangt. Auf jeden Fall hat er mir sehr schnell zu einer Fahrkarte verholfen. Als er um die Ecke verschwunden ist, dämmert mir, dass man in Italien nur in den Regionalzügen ein Fahrrad mitnehmen kann. Er hat mir zwar auch ein Fahrradticket mit ausgedruckt, aber zusätzlich ein Ticket für einen Schnellzug. Als ich mich nun selbst mit dem  Automaten beschäftige, sehe ich, dass hier Regionalzüge gar nicht gebucht werden können. Nun muss ich mich doch an die unglaublich lange Schlange am Ticketcenter anstellen. Bis ich endlich das falsche Ticket los bind und das richtige in Händen halte, sind über 3 Stunden vergangen, die Fahrzeit zum Bahnhof und zurück nicht mitgerechnet.
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Reisen mit Fahrrad und Zelt – ein paar Gedanken zu meiner Tour

Neun Wochen am Stück
Auf meiner Tour Kassel - Rom erlebe ich das Radfahren und das Reisen in einer neuen Liga. 9 Wochen an einem Stück war ich noch nie unterwegs. Es war fantastisch, zu erleben, wie meine schon ergrauten Beinchen und meine Kondition langsam aber stetig mit den im wahrsten Sinne des Wortes steigenden Anforderungen wuchsen. Eine Unterstützung für das sportliche Vergnügen war sicherlich, dass ich Zuhause täglich Rad fahre und Sonntags hin und wieder Touren von 50 - 100 km unternehme. Aber ich habe vorher kein ausgefeiltes Trainingsprogramm absolviert und die Sonntagstouren finden auch mit meinem leichten Alurad und ohne Gepäck statt. Zuversicht habe ich allerdings aus meinen Erfahrungen mit den jährlichen 14-tägigen Radtouren auf den Peleponnes mit meinem Mitbewohner Uwe geschöpft. Das betrifft meine Möglichkeiten, die mir mit Gepäck und Rad zur Verfügung stehen, sowie die Erfahrung, länger als ein Wochenende in einem kleinen Zelt zu leben, sich selbst zu versorgen und sich dabei noch richtig wohl zu fühlen.
Mein Goldesel und ich
Nur mit einem auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmtes Fahrrad ist so eine Tour ohne viel Frust möglich. Dazu braucht es einen stabilen Rahmen und Fahrradtechnik, die man/frau ausreichend erprobt hat und gut gepflegt wird. 

Mein 'Goldesel' und ich sind nun schon 10 Jahre zusammen und können uns in allen Radlerlebenslagen aufeinander verlassen. Wir sehen zwar Beide nicht mehr aus wie aus dem Ei gepellt, dafür haben wir uns im Laufe der Jahre immer besser aufeinander eingestellt. Mein 'Goldesel' ist nicht der Leichteste, dafür belastbar, auf meine Ergonomie eingestellt, technisch up to date und zuverlässig. Ich führe ihn dafür regelmäßig aus, sorge für einen trockenen Unterstand, pflege ihn und halte mich fit. Vielleicht schaffen wir noch ja noch ein weiteres Jubiläum.

Gewisse, dem fortschreitenden Alter angepasste Veränderungen sind dafür jedoch nötig. Es ist eben alles nicht mehr so elastisch. Für die unausweichliche einsetzende 'Materialermüdung' nicht nur am Fahrrad lassen sich Komponenten Erwerben, die für Erleichterung sorgen. Wenn sich  verspannte Muskeln und kribbelnde Hände und Füße melden, wird es spätestens Zeit, die windschnittige Sitzhaltung aufzugeben und eine aufrechte Position zu wählen. Das habe ich erst nach mehr als 1.000 km begriffen, mir unterwegs in Freibung einen wesentlich höheren Vorbau besorgt und später in Füssen noch eine bis dato verpönte gut gepolsterte Radfahrhose zugelegt.

Luxusleben

Ein gewisse Luxusausstattung hat mir das Leben auf und mit dem Rad erleichtert. Dazu gehört eine 14-Gang Nabenschaltung von Rohloff, eine Magura Hydraulikbremsanlage und ein Nabendynamo von Schmidt mit einer LED-Lichtanlage von Busch und Müller. Dafür habe ich eine Menge Kröten über den Tresen geschoben, für die ich mir in einem Fahrradsupermarkt 2 Fahrräder hätte holen können.

Für die Fahrradnavigation habe ich mir Komoot auf mein iPhone geladen. Damit ich es jederzeit in meinem Blickfeld befindet, habe ich mir eine kleine Tasche von KlickFix mit Sichtfeld besorgt, die ich auf dem Oberrohr befestigt habe. Bei intensiver Sonneneinstrahlung ist das jedoch noch keine optimale Lösung, da sich das iPhone dann überhitzt und von selbst abschaltet. Um es dann wieder zum Leben zu erwecken, hilft nur noch Reiki mit einem frommen Spruch und einem nassen Tuch.

Für ganz großen Komfort hat meine superleichte Isomatte (530 g) von Thermarest gesorgt (vergleichbares gibt es bestimmt auch von anderen Anbietern) und hat dabei auch noch ein sehr kleines Packmaß. Trotz geringem Gewicht ist sie das Bequemste, das ich bisher zwischen mir und dem Zeltboden geschoben habe. Dennoch hat sie auch Nachteile: sobald ich mich darauf bewege, knirscht es innen drin, sie ist Empfindlich gegen UV-Licht (eine habe ich deswegen schon gekillt) und muss aufgepustet werden.

Für noch mehr Luxus hat mein kleiner Faltstuhl Helinox gesorgt. Die zusätzlichen 900 g haben bergauf mindestens für zusätzliche 900 Schweißtropfen gesorgt, die aber sofort vergessen sind, wenn ich mich zwischendurch oder am Abend bei Sonnenuntergang darin ausruhe.

 

Alleine reisen

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Rom am Samstag

Heute steht das  Forum Romanum auf dem Plan - nach dem Vatikan mein zweites großes Highlight.

Ich finde einen wenig besuchten Seiteneingang und werde hier im Gegensatz zu den anderen Eingängen ohne Wartezeit reingelassen.

Für die 'Trümmerbesichtigung' nehme ich mir reichlich Zeit, lese alle möglichen Infotafeln, schau ab und zu bei Wikipedia rein. So kann ich mir ein wenig mehr zu den Steinhaufen und von der Bedeutung der einzelnen Gebäude und des gesamten Ortes vorstellen. Wie schon beim Kolosseum ist es fast unvorstellbar, dass das alles hier schon 1.500 bis 2.000 Jahre alt ist. Es ist sonnig und etwas wolkig aber vor allem angenehm warm.

So macht das ausgedehnte Schlendern durch die alten Steine wirklich viel Spaß.

Auch die Besuchermassen 'verschwinden' auf dem großen Areal. An vielen Stellen setze ich mich kurz und genieße den Moment - Zeit, um die Seele baumeln zu lassen. Auch die Trümmer auf dem Palatinohügel oberhalb des Forum Romanum, der als erstes von Augustus bebaut wurde, durchstreife ich kreuz und quer. Von der 'Stimmung' gefällt es mir hier oben noch etwas mehr als unten. Ähnlich beeindruckt hat mich vor 30 Jahren die Ausgrabungsstätte Ephesus während einer Studienreise mit der Uni durch die Türkei. Es ist nicht so sicher, ob das heute auch noch so sein würde, da es damals die ersten 'Trümmer' waren, die ich mir angesehen habe.


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Im Waschraum

Klassik im Klo
Mein erster Besuch in den Sanitärräumen auf dem Campingplatz in Rom verblüfft mich. Klassische Musik tönt in angenehmer Lautstärke über allen Köpfen und sorgt für entspannte Stimmung.  Das habe ich bisher weder auf dieser Tour, noch sonst irgendwann erlebt.
Im Laufe der Tage höre ich das ganze Repertoire der sogenannten ‚Ernsten Musik’, von Symphonien bis Arien aus Oper und Operette ist alles dabei.
Die einzelnen Stücke werden mit einer getragenen, 'wichtigen' Tonlage vorgestellt und sind eine Weiterschaltung aus Sendungen des italienischen Rundfunks. Obwohl ich mit dieser Musik eigentlich nicht viel anfangen kann, ist es dennoch nicht unangenehm und passt irgendwie auch zu den Besuchen im ‚alten Rom’.
Bisher hat auch noch kein Italiener (oder andere Campinggäste) unter der Dusche oder auf dem Klo irgendwelche Arien mit geträllert* .
Manchmal verspüre bei meinen 'Sitzungen' einen unerklärlichen Reflex zum Aufstehen und 'Umschalten', der quer liegt wie eine Blähung.
Heute Morgen habe ich dann aus heiterem Himmel eine unliebsame Erscheinung. Vor mir tauchen 2 Geister auf und ich erinnere mich an unliebsame Samstagnachmittage.
Wer erinnert sich noch an Anneliese und Hermann?
Oft genug haben sie mir in meiner Jugend in den 60-ern und 70-ern nach getaner Arbeit auf dem Bauernhof, wenn endlich mal Zeit für eine Pause an der Glotze war, mit quälender Kopfstimme und Musik, die mir ganz und gar nicht gefallen wollte, den Nachmittag verdorben.
Dann war nerviges Aufstehen aus der entspannten Lage im Fernsehsessel angesagt, um auf das andere Programm umzuschalten. Doch dort lief nur manchmal mit viel Glück der Beat-Club mit Uschi - nicht Uschi Komoot (meine NaviFrau), sondern Uschi Nerke von Radio Bremen.

Dann fallen mir auch noch weitere  Schreckgespenster aus jener Zeit ein: Vico Torriani, Peter Alexander, Caterina Valente, ... Immer wenn ihre Stimmen im Fernsehen zu hören waren, als wollten sie mit ihrem durchdringenden und schrillen Abgesang alle Bewohner von Jericho vertreiben und die Stadt wieder dem Erdboden gleich machen, verließ ich fluchtartig die Stube und lief auf dem Flur meist meine Mutter über den Weg. Sobald sie die Trällerei mitbekam,  ließ sie die Küchenarbeit stehen und liegen und nahm wie verzaubert meinen Platz ein.


Hier 2 spontan ausgewählte Links aus dem YouTube Repertoire:

https://www.youtube.com/watch?v=ulx_pa8QQEk

https://www.youtube.com/watch?v=-GpUTTRKgy8

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Rom am Freitag

Da ich gestern ein reichliches und anstrengendes Besichtigungsprogramm absolviert habe, fahre ich heute wieder erst am Mittag in die Stadt, um mir nichts weiter als das Kolosseum anzusehen. Diesmal verlasse ich die 'Fahrradmetro' schon frühzeitig hinauf in Richtung zur nördlichen Innenstadt und teile mir die geradewegs dorthin führende breite Straße mit den Auto- und RollerfahrerInnen. Der Verkehrsfluss ist wirklich chaotisch. Vor allem auf die RollerfahrerInnen muss ich höllisch aufpassen. Die fahren meist rücksichtslos kreuz und quer, schlängeln sich in riskanten Manövern durch die kleinsten Lücken und scheuen sich auch nicht, auf Fußgängerwegen drängelnd ein Weiterkommen zu finden. RadfahrerInnen sind nur wenige zu sehen, meist sind es TouristInnen. Fast schon bewundernswert sind Frauen mit ihren kleinen Kindern hinten drauf. Sie fahren unaufgeregt und jonglieren sicher und mit einer Eleganz durch den Verkehr, die im krassen Gegensatz zur wirren Fahrweise der Kraftfahrzeuge steht. Vielleicht liegt es auch an den kinderfreundlichen RömerInnen, die Radfaherinnen mit Kindern ausnahmsweise rücksichtsvoll behandeln.
Endlich habe ich dann die Piazza Venezia erreicht - unversehrt und sehe von weitem das Kolosseum. Das letzte Stück des Weges, die Via dei Fori Imperiali, ist zu meiner Freude wegen einer Feier gesperrt. So kann ich mich beim Weiterradeln ungestört dem erhebenden Gefühl hingeben, das mich gerade überwältigt. In meiner alten Idee von der Fahrt nach Rom sehe ich mich selbst immer auf dem Rad kurz vor dem Kolosseum. Ich bin den langen Weg bis hierher tatsächlich mit dem Fahrrad gestrampelt und empfinde Stolz und große Freude, dass ich das geschafft habe. Erst jetzt und hier bin ich wirklich in Rom angekommen.
Da ist eine Besichtigung des Kolosseum fast schon Nebensache, lasse es mir aber dennoch nicht entgehen. Es ist tatsächlich, na ja, eben kolossal und beeindruckende fast 2.000 Jahre alte Baukunst. Ich laufe 1 Stunde durch die Gemäuer, höre mal dem einen oder anderen Guide zu und radele anschließend rüber nach Trastevere. Das Viertel mit den vielen kleinen Bars, Restaurants, Ateliers und kleinen Geschäften ist auch sehr ansehnlich. Bald lasse ich mich in einem Cafe nieder und lasse den Tag beim Lesen und Schreiben ausklingen.
Irgendwann breche ich dann fast schon schweren Herzens doch auf und radele im Dunkeln zurück zum Zelt. Zum Glück kenne ich den Weg inzwischen. Sobald ich die städtische Bebauung verlasse, wird es mir auf dem Radweg zwischen Schilf und Wiesen ein wenig unheimlich. Ab und zu kommt mir ein Radler entgegen - ohne Licht!
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Rom am Donnerstag

Expressticket
Auch an diesem Tag radele ich in die Innenstadt und tauche erst kurz vor dem Petersplatz wieder auf. Auf dem Campingplatz habe ich am Abend zuvor für 27,50 EUR ein spezielles Ticket zum Besuch der Vatikanischen Museen erstanden. Damit erhalte ich zu jeder frei wählbaren vollen Stunde die Möglichkeit, mich einer Gruppe anzuschließen, die ohne anstehen zu müssen direkt in die Museen geschleust wird.

Um 11.00 Uhr bin ich vor Ort und bereue keinen einzigen Cent für dieses Ticket. Vor dem Petersdom und vor den Museen stehen unfassbare Menschenmengen, in Schlangen aufgestellt und alle wollen eingelassen werden. Die müssen bestimmt 2 - 3 Stunden auf den Einlass warten und ich bin froh, dass nicht viel mehr Leute bereit sind, ein Expressticket zu kaufen.

Petersdom, obwohl meine Füße schon nicht mehr wollen. Ich werde sogar mit einer Gruppe umsonst reingewunken.
Im Dom, auf dem Dom und um den Dom herum
Im Dom kann ich mir in aller Ruhe Michelangelos ‚Pieta’ ansehen und bestelle ihr Grüße von Ull. Mittlerweile hat die Anzahl der BesucherInnen noch weiter abgenommen und ich steige daher auch noch zur Kuppel hoch. Oben angekommen, kann ich von der inneren Balustrade herunterschauen. Unten wird gerade ein Gottesdienst mit einer Art Gregorianischer Gesängen gefeiert, sehr stimmungsvoll. Auch der Blick von noch weiter oben, außerhalb der Kuppel, über die Stadt ist sehr beeindruckend und hat die Mühe mit den 320 Stufen auf jeden Fall gelohnt.
Die Vatikanischen Museen und der Petersdom sind wirklich großartige und begeisternde Kunst- und Baudenkmäler. Unterschwellig pendeln aber auch gewisse Bedenken hinein und trüben meine Begeisterung.

Interessante Vatikanische Museen
Die verschiedenen Museen sind viel interessanter, als ich es mir vorgestellt hatte. Obwohl streng christlich erzogen, hat Religion keine Bedeutung mehr für mich. Die verschiedenen Artefakte und Bilder zur Geschichte der Christen und besonders die Fresken von Raffaello sind dennoch beeindruckend. Am Ende der vielen Schleifen besuche ich natürlich auch die Sixtinische Kapelle. Hier sind 'Treiber' aufgestellt, die lautstark dafür sorgen, dass  sich Niemand länger als 5 Minuten hier aufhält. Ich verkrümele mich an die Seiten und wechsele oft die Position. So kann ich die Fresken von Michelangelo mehr als 30 Minuten bestaunen. Um 16:30 Uhr, nach rund 5 Stunden stehe ich dann wieder auf der Straße.
Für den Petersdom hatte ich mir kein Express- ticket gekauft, da mir Beides an einem Tag leid werden könnte. Aus lauter Neugierde gehe ich noch mal zum Petersplatz, nur um zu sehen, wie lang die Schlange jetzt noch ist. Und, ich kann es kaum fassen, an den Kassen stehen kaum noch Leute. Erstaunt frage ich einen Guide, doch der hat auch keine Erklärung parat. So nutzte ich die Gelegenheit und gehe doch noch in den
von hier in alle Welt
von hier in alle Welt
Zentrum der katholischen Macht
Ein Teufelchen flüstert mir ins Ohr, dass ich hier in der Brutstätte, äh im Zentrum der katholischen Macht stehe, von dem aus die Boten dieser Religion und deren Gläubige in aller Welt gesteuert werden - mit allen widersprüchlichen Begleiterscheinungen. Im Laufe des Besuchs denke ich an einen Film, den ich mal gesehen habe und möchte spontan Autan versprühen. Es waren beeindruckende Makroaufnahmen aus dem Leben in Höhe der Grasnarbe. Am Ende gab es in einer wunderschönen Großaufnahme eine Larve zu sehen, aus der sich im strahlenden Sonnenlicht gerade eine Stechmücke entpuppt.

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Rom am Mittwoch

Obwohl mein Zeltplatz weit genug von der Schnellstraße liegt, ist es keine Oase der Stille. Es ist immer wieder Fluglärm zu hören (aber noch ok), auch vom nebenan gelegenen Tennisplatz schallt das Gestöhne der SpielerInnen herüber und manchmal sind in weiter Entfernung jaulende und bellende Hunde eines Tierheims zu hören. Ich bin froh, dass die Zeltwiese nicht noch weiter hinten auf dem Campingplatz liegt, dort ist der Krach der Hunde ziemlich störend.
Am Morgen überkommt mich erst mal eine große Schlappheit. Ich lege mich nach einem ausführlichen späten Frühstück wieder hin und döse noch 1 Stunde. 
Als ich dann auf dem Fahrrad nach Rom sitze, ist es inzwischen 13.30 Uhr. Der Platz liegt relativ nahe an dem Radweg, der am Tiber entlang in die Stadt führt. Dazwischen liegen  aber 2 verflixte Schnellstraßen und auch noch eine Eisenbahntrasse. Bis ich endlich einen Weg über die Straßen gefunden habe, sind schon mal 20 Minuten vergangen (für ca. 1 km). Zu meinem Ärger ist auch noch die Bahnunterführung gesperrt und es dauert mindestens weitere 15 Minuten, bis ich über eine abenteuerliche und nicht ganz ungefährliche Strecke entlang einer Schnellstraße eine Brücke über die Schienen finde. Der Radweg ins Stadtzentrum führt fast die  ganze Strecke mehr oder weniger in
Piazza Navona
Piazza Navona

Kurz vor der Engelsburg trage ich mein Rad dann eine hohe Treppe entlang der Mauer hinauf - eine ziemlich unbequeme und anstrengende Angelegenheit. Inzwischen ist es 15.15 Uhr. Vom Vatikan strömen noch die letzten Menschenmassen nach der vor kurzem beendeten ‚Papstschow’ in alle Richtungen. Für großartige Besichtigungen ist es schon zu spät und ich schiebe eher ziellos durch enge Straßen mit vielen kleinen Geschäften, Bars und Restaurants bis zur Piazza Navona. Nach Straßburg hatte ich mich immer mal wieder in ein Eiscafe gewagt aber immer nur Enttäuschungen erduldet. Auf dem Weg zur Piazza, in der Via Del Governo Vecchio, gehe ich an einer Eisdiele mit einer langen Schlange vorbei.


am rechten Ufer ist der Radweg
am rechten Ufer ist der Radweg

Sichtweite des Tibers  entlang oder direkt daneben. Bis kurz vor dem Zentrum fahre ich nahezu unbehelligt vom Autoverkehr auf einem guten Radweg, die ganze Strecke ist ziemlich schön. Zunächst geht es durch Wiesen und Sportanlagen, der Weg selbst ist an vielen Stellen von hoch gewachsenen Schilf umrandet. Nachdem ich die ersten beiden Brücken in Rom passiert habe, führt der Weg direkt runter an den Fluß, an beiden Seiten sehe ich nun 10 - 15 Meter hohe gemauerte Uferbefestigungen. Der Vorteil: ich fahre entspannt bis ins Stadtzentrum, der Nachteil: ich kriege nicht viel von der Stadt mit und fahre eher wie mit der U-Bahn.

Eine Ecke weiter gibt es das leckerste Eis in Rom
Eine Ecke weiter gibt es das leckerste Eis in Rom
Ich stelle mich auch an und habe mein eisiges Deja-Vu. Es schmeckt einfach wieder unbeschreiblich und befürchte schon, dass mir nie wieder anderes Eis wirklich schmecken wird.
Nach einer kurzen Pause geht es dann weiter durch die Gassen, bis plötzlich das riesige Vittorianogebäude vor mir auftaucht. Weiter entfernt ist auch das Kolosseum zu sehen. Da es inzwischen schon 17.30 Uhr ist, kehre ich hier dennoch um und schlendere auf anderen Wegen zurück zum Einstieg auf den Radweg am Tiber. Für den Rückweg brauche ich dann nur noch 40 Minuten.
Link zum Tourverlauf:

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Etappe von Manziana nach Roma

Die beiden Nächte in dem Zimmer waren ganz ok und relativ preiswert - 30 EUR pro Nacht. Doch es war etwas einsam, da ich der einzige Gast war und  es ergaben sich auch so kaum Möglichkeiten für Kontakt. Nach 2 weiteren Zwangsnächten in der Pension wäre mir wohl die ‚Decke auf den Kopf gefallen’. 
Obwohl oder gerade weil ich heute keine schwere Etappe vor mir habe, frühstücke ich ausgiebig. Um 9:45 Uhr sitze ich dann doch noch relativ früh auf dem Goldesel Richtung Rom. Die Etappe führt ausschließlich entlang großen Hauptstraßen, die zum Glück die meiste Zeit abwärts gehen. Da es schnell vorangeht und ich für die Einfahrt nach Rom nichts anderes erwartet habe, ist das ganz ok. Nur eines ist wirklich äußerst unangenehm. 
Der Regen der letzten beiden Tage hat in den Straßengräben Myriaden von Mückenlarven aus dem Trockenschlaf erweckt und nun tanzen die jungen Mücken im Sonnenlicht in nicht enden wollenden Schwärmen auf der Straße. Bei der rasanten Fahrt ist die Begegnung äußerst unangenehm. Mein ganzer Körper ist übersäht mit Mücken – tot oder lebendig. Graf Draculas Drohnen arbeiten offensichtlich auch bei Tageslicht  und bevor sie mir  komplett mein Blut absaugen,  halte ich an, klopfe mich ab und besprühe meine freien Körperteile mit Autan. 

 

Während der Fahrt halte ich den Mund lieber zu, obwohl ich kein Vegetarier bin. Das kann ich natürlich nicht ununterbrochen durchhalten...
Ein Mundschutz aus dem Baumarkt wäre jetzt nicht schlecht.
Gegen 12.30 Uhr und nach ungefähr 40 km bin ich kurz vor dem Ziel. Die Einfahrt zum Campingplatz liegt an einer Schnellstraße und es ist ziemlich trickie, dort ohne Autoschubser anzukommen. Mein Gute-Laune-Level hat schon 2 Daumen nach unten gesammelt und ahnt nur Schlechtes, als ich endlich vor der Einfahrt stehe.

Es gibt wieder mal eine Zeltwiese, weit ab von der Schnellstraße und ich fühle mich, auch wenn der Platz keine Augenweide ist, gleich wohl. Neben mir zeltet ein gleichaltriger Holländer, der von Uetrecht bis hierher geradelt ist. Er erzählt mir, dass das heftige Gewitter in der letzten Nacht hier auch getobt hat. Vom Hang oberhalb der Wiese kamen die Wassermassen heruntergeschossen und in allen Zelten stand das Wasser mindestens 10 cm hoch. Da bin ich doch froh, dass ich auch die zweite Nacht in Manziana geblieben bin. 

 Den Rest des Tages verbringe ich mit Dösen, Kochen, Lesen und Schreiben.
Link zum Tourverlauf:

Manziana - Roma / Parco Naturale di Veio
https://www.komoot.de/tour/t6809276?ref=itd


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Etappe vom Lago di Bolsena zum Lago di Bracciano / Manziana

Am Morgen habe ich es relativ eilig mit dem Aufbruch, dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Mein Frühstück fällt diesmal kurz aus und den obligatorischen Cafe ‚Americano’ bestelle ich heute in der Bar anstatt ihn selbst zu bruzzeln.
Ich fahre eine ganze Weile auf der Hauptstraße, die heute jedoch nur mäßig befahren ist. Wird wohl am Sonntagvormittag liegen. Ich komme relativ schnell voran, da die Tuscania bei weitem nicht mehr so bergig ist wie die Toscana und leider insgesamt auch nicht so schön. Dennoch muss ich nach 45 km wieder etwas mehr als 3 Hunderter aufsteigen und bleibe fortan auf einer Höhe von 350 bis 450 Metern. Nach ungefähr 55 km beige ich von der Haupt- straße ab und vertraue auf Uschi, dass die angekündigten Schotterwege diesmal wie am Vortag auch befahrbar sind. Die Wolken im Nacken werden inzwischen immer dunkler. Am Bolsenasee wird es inzwischen schon heftig regnen.
der Himmel in kürzester Zeit zu und in einem Moment von vielleicht 2 Minuten werden aus den ersten Tropfen Regenmassen, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe und dann nur hinter Fensterscheiben. Jetzt habe ich nur meine Brille vor den Augen. Gut verpackt in meinen Regenklamotten stelle ich mich unter dichtes Buschwerk und bleibe von dem Guss wenigstens vom Schlimmsten verschont. So denke ich zunächst und will einfach abwarten, bis die Regenfront vorbei zieht.
Doch nach 20 Minuten wird mir klar, warum der Weg oberhalb meines Standortes  einem Flussbett gleicht. Es ist ein Flussbett!! Jedenfalls bei so einem Wolkenbruch. Ich bin heilfroh, dass mich die Wassermassen nicht dort erwischt haben. Da auch aus dem Asphaltweg immer mehr ein Sturzbach wird, fühle ich mich nicht mehr sicher und setze ich mich trotz unglaublichem Platzregen aufs Rad und fahre weiter. Überall hat sich schon Geröll und Schlamm angesammelt. Schließlich finde ich einen Weg am Waldrand auf einer Kuppe, oberhalb der Straße zum Lago di Bracciano, zu dem ich eigentlich mal wollte. Hier stehe ich zwar nicht mehr mit meinen Füßen in den Wassermassen. Inzwischen blitzt und donnert es jedoch heftigst um mich herum.

Es kommen immer mal ein paar Tropfen runter, doch dabei bleibt es und ich hoffe, dass ich der Regen- und Gewitterfront gerade noch so entwische. Auf der Wetterkarte sieht es jedenfalls so aus. Der Nebenweg führt mich bald durch riesige Haselnussplantagen. In einigen von ihnen werden äußerst betriebsam (trotzt Sonntag)  mit großen ‚Staubsaugern’ die in Reihen unten liegenden Nüsse aufgesaugt. Das macht einen höllenlärm und ist auch eine ziemlich staubige Angelegenheit. Der Weg selbst ist diesmal wieder entgegen meinen Befürchtungen gut befahrbar.
Uschi geleitet mich diesmal sicher durch die verwirrende Vielfalt der sich ständig kreuzenden Feldwege. Allein mit einer üblichen Straßenkarte hätte ich mich hier nur sehr schwer bis gar nicht zurecht gefunden.
Nach den Haselnussplantagen geht die Route eigentlich weiter auf feinen Schotterwegen, doch die Wolkenfront rückt immer näher an mich heran und ich will vorwärts kommen. Daher fahre ich weiter auf asphaltierter Nebenstrecke. Das ist zwar ein Umweg aber dennoch schneller.
Denn ab jetzt kann ich kräftig in die Pedale treten, um noch den nächsten Ort zu erreichen,
Das Zentrum des Gewitters scheint direkt über mir zu sein. Der Donner macht einen unglaublichen Radau hier zwischen den engen Hügeln. Ich wage mich nicht von der Stelle, obwohl der nächste Ort oberhalb von hier nur noch ungefähr 2 km entfernt liegt. Nur meinen geliebten 'Goldesel' verbanne ich weitab in den Regen. Nachdem ich durch Mitzählen der Zeit zwischen Blitz und Donner mehr als 10 Sekunden zähle und auch der Regen nachlässt, fahre ich mit klappernden Zähnen weiter. Inzwischen bin ich am Oberkörper gut durchnässt (der Reisverschluss der Jacke hat die Wassermengen nicht ausreichend verkraftet). Ich radele allerdings nicht runter zum See, denn der Teil der Straße ist zu einem Schlammteich mutiert und ich kann mir gut vorstellen, wie es auf dem Campingplatz dort unten aussieht. Stattdessen kämpfe ich mich durch Geröllmassen rauf nach Manziana. Der Ort wirkt verständlicherweise wie ausgestorben. Nach einigem Suchen finde ich

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Etappe von Castel del Piano zum Lago die Bolsena / Capodimonte

Die Tour heute beginnt erst mal mit einer weiteren kräftigen Steigung. Für 20 Kilometer fahre ich auf einer Höhe wechselnd zwischen 700 bis 900 Metern. Die ganze Gegend wirkt eher alpin als ‚toscanisch’.
Gegen 12.30 Uhr komme ich in Piancastagnaio an. Ich fahre in dem Ortskern ein wenig herum, manche Straßen sind allerdings so steil, dass ich nur schiebend vorwärtskomme. Ich bin froh, dass es immer nur kurze Stücke sind, lange würden das meine Arme und vor allem der Rücken nicht durchhalten. Nach dem ich einige Gassen hin und her gefahren bin, finde ich einen Platz mit einer sehr schönen Weitsicht. Hier lasse ich mich in einem Cafe nieder und fotografiere nebenbei.
Bald kommt ein Italiener aus einer Gruppe weiterer Gäste auf mich zu (ungefähr so alt wie ich) und fragt mich, ob er mich zusammen mit der schönen Aussicht fotografieren soll. Ich bin natürlich einverstanden und bald kommen wir auf Englisch ins Gespräch. Erst mal will er wissen, wo ich her komme, wo ich hin will und so weiter.
Er ist natürlich auch neugierig auf das Fahrrad. Er zeigt wie wie viele Italiener,  die mich immer mal wieder ansprechen und die dicke Rohloff-Nabenschaltung nicht kennen, auf das Hinterrad und fragt nach dem `Elektromotor´.
Dann will er wissen, ob ich spezielle Ernährung und Getränke verwende. Als ich ihm sage, dass ich nur ein Gemisch aus Wasser und Fruchtsäften trinke, ist er erst erstaunt.
Dann zeige ich ihm noch als zusätzliche schnelle Energiezufuhr meine Dextronergenpastillen (Traubenzucker). Er liest begeistert die Inhaltsliste und sagt mir, dass er als Hockeyspieler in der italienischen Landesauswahl der Senioren mitspielt und auch immer Traubenzucker zu sich nimmt. Er ist Chemiker und meint, das sei die beste und billigste Art beim Sport fit zu bleiben. Wir unterhalten uns insgesamt ungefähr 1,5 Stunden, bis ihn seine Frau wegzieht und meint, sie müssten jetzt was essen. Ich glaube eher, sie wollte mich davor retten, dass er mich allmählich zutextet und mich von der Weiterfahrt abhält. 
Kurz nach dem Ort geht es radikal bergab. Ich verlasse bald die Toscana und komme jetzt in die Tuscania – wusste bisher gar nicht, dass es die gibt. Leider fahre ich jetzt auch auf einer viel befahrenen Hauptstrecke. Etwa 8 km vor dem Lago die Bolsena zweige ich auf eine kleine noch asphaltierte Nebenstrecke ab, die direkt zum See führt. Hier, weg vom Autoverkehr gefällt es mir wieder sehr gut. Ab dem See geht der Weg dann in eine feine Schotterpiste über, die die meiste Zeit direkt am See bleibt und mit dem Fahrrad gut zu befahren ist. Der See ist sehr schön, zwischendurch am Ufer immer von großem Schilf bewachsen. Entlang der Westseite sind bis zu meinem Tagesziel auch keine Orte, nur hin und wieder Uferstreifen mit Badegästen und an anderen Stellen vereinzelt Angler. 
Der Campingplatz in Capodimonte ist eher einer von der großen Sorte mit engen Parzellen auf ebenem Platz direkt am See. Von meinem Zeltplatz sind es mal gerade 25 Meter bis zum Ufer. Eigentlich hatte ich auf der Fahrt hierher überlegt, hier eine weitere Nacht zu bleiben, es ist mir hier jedoch zu unruhig und zu voll ,  wahrscheinlich weil Wochenende ist – schade.
Link zum Tourverlauf:

Castel del Piano - Lago di Bolsena
https://www.komoot.de/tour/t6772017?ref=itd


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Etappe von Casciano di Murlo nach Castel del Piano

Das Klima in Casciano  ist wesentlich milder als in Volterra. Allerdings lassen tiefe Rillen an manchen Stellen auf dem Campingplatz und Schlammspuren darauf schließen, dass es hier auch heftig regnen kann. 
Die Straße führt ab Casciano Richtung Süden und ist sehr wenig befahren. Landschaftlich zeigt sich mir die Toscana hier von einer anderen ‚wilderen’ Seite. Es bleibt weiterhin sehr sehr hügelig, doch sind viele Teile mit einer Mischung aus Wald und Macchia bewachsen, auch sind weit ausufernde Bachläufe zu sehen, die bei Regenwetter vermutlich schnell volllaufen und zu reissenden Strömen werden. Etwa 1 Stunde weiter steigt stechender schwefliger Geruch in meine Nase. Nach der nächsten Kurve sehe ich in der Einöde dann einen Bachlauf, an dessen Ufer sich 30 - 40 Menschen in mehr oder weniger großen Pfützen und Badegumpen suhlen. Diese werden von einer schwefelhaltigen Quelle gespeist, dessen Wasser, zugeführt aus einem Rohr, das aus einem Felsvorsprung herausragt, den Abhang zum Bach hinunter läuft.
Ich sehe dem Treiben eine Weile zu, bevor ich wieder in die Pedale steige. Nach rund 30 km biegt mein Weg Richtung Osten auf eine viel befahrene Hauptstraße ab – schade schade, auf der Karte sah es eher nach einer untergeordneten Straße aus. Dafür ist dieses Teilstück eher eben und ich muss mich nicht die vielen Hügel hinauf kämpfen. 
Einige Kilometer vor Castel del Piano geht es dann wieder den obligatorischen Ortshügel hinauf, diesmal auf rund 650 Meter. Damit sind es an diesem Tag insgesamt rund 1300 Höhenmeter – einige Hundert Meter weniger hätten mir auch gereicht.
Vom Stadtrand bietet sich wieder ein toller Weitblick über das Land, jetzt wieder auf die bekannte Kulturlandschaft.

Da ich ziemlich abgekämpft bin, bleibe ich nur kurz in dem Ort und fahre weiter zum Campingplatz am Ortsrand. Diesmal werde ich in der Rezeption von einem alten Ehepaar (Beide ungefähr 80 Jahre alt) begrüßt. Sie sind wieder sehr sehr freundlich, mit einem ewigen Lächeln auf dem Gesicht (obwohl in Castel del Piano die Etrusker lange ausgestorben sind). Wurde hier in der Gegend vielleicht Mona Lisa geboren?

Der Platz ist sehr schattig und komplett parzelliert und hat den Charme vergangener besserer Zeiten. Dennoch fühle ich mich hier wohl, gerade wegen der sehr freundlichen Aufnahme. Der alte Herr hat mir sogar von sich aus einen Platz ausgesucht, der nachts möglichst wenig beleuchtet ist.
Zum Platz gehört offenbar eine Katzenfamilie mit 2 jungen Kätzchen, die ab sofort meine Zeltecke spielend in Beschlag nehmen. Ein wenig entfernt liegt Mutti und schaut dem Treiben wohlwollend zu. Obwohl noch weitere Stellplätze belegt sind, bleiben sie bis zum nächsten Tag und begleiten mich noch bis zum Schlagbaum, ehe sie von Mutti zurück gemauzt werden.
Link zum Tourverlauf:

Von Casciano di Murlo nach Castel del Piano
https://www.komoot.de/tour/t6755241?ref=itd


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Etappe von Volterra nach Casciano di Murlo

Das Losfahren von Volterra fällt mir nicht leicht. Nach 2 Tagen Unbeweglichkeit wollen meine Knochen sich nicht so richtig in Bewegung setzen. Außerdem ist es an diesem Morgen relativ kühl und vor allem sehr windig. Es wirkt sehr herbstlich.
Nach dem ich doch endlich im Sattel sitze, ist der Himmel wieder komplett wolkenfrei und ich drehe erst mal gemütlich ein paar Runden durch die alten Mauern von Volterra. Auch beim 2. Blick ist es immer noch ein schönes Städtchen, auch heute halten sich die Menschenmassen einigermaßen in Grenzen. Nach der erneuten Stadtrundfahrt geht es dann für rund 30 km auf einer Höhe von rund 450 Metern 50 Meter rauf und runter. Direkt nachdem ich Volterra verlassen habe bin ich für 10 km auf einer mäßig befahrenen Schnellstraße, dann für weitere 20 km auf einer einsamen Seitenstraße.
Das echte Toscanafeeling
Hier ohne störende Autos übertrifft das reale Toscanaerlebnis meine bisherigen Klischeevorstellungen bei weitem. Die vielen Weitblicke über die kultivierte Berg- und Tallandschaft der Toscana lassen meine morgendlichen Vorbehalte für die Weiterfahrt ganz schnell vergessen.
Unten im Tal geht es dann leider auf einer viel befahrenen Bundesstraße weiter. Das ist natürlich nicht so schön aber hässlich ist es drumherum auch nicht gerade. Ein paar Kilometer vor Casciano di Murlo geht es dann auf einer Nebenstraße wieder hochprozentig bergauf. 
Der Ort ist ein netter kleiner Flecken mit vielleicht 1000 BewohnerInnen und ragt auf einem Hügel wie so viele Gemeinden in der Toscana. In Murlo sollen die letzten noch genetisch nachweisbaren Nachfahren der antiken Etrusker leben.
Der Campingplatzwirt erkennt mich wieder
Der Campingplatz liegt auf der anderen Seite des Ortes. Daher erledige ich noch vor dem Erreichen des Campingplatzes meine Einkäufe. An der Rezeption des Platzes werde ich von einem älteren  Herrn (etwa 75 Jahre alt) mit freudigen Gesicht  empfangen. Er meint, mich im letzten Jahr schon hier gesehen zu haben und begrüßt mich daher entsprechend herzlich. Als ich ihm versichere, dass ich noch nie hier war, meint er völlig überzeugt, meinen Bruder gesehen zu haben.
Er bleibt weiterhin sehr freundlich und zuvorkommend, zeigt mir alles Wichtige persönlich und redet mit einer Mischung aus Italienisch und Brocken-Englisch mit mir. Ich verstehe zwar nur 50% von dem was er sagt, aber die Unterhaltung macht dennoch viel Spaß und ist lustig. Wenn alle antiken Etrusker so waren und die noch verbliebenen so sind wie er, dann ist es sehr schade, dass nur noch die EinwohnerInnen von Murlo übrig sind.
Der Platz ist groß, meist schattig,  nahezu komplett terrassiert, ziemlich verwinkelt, hat ein eigenes großes Schwimmbecken und von den unteren Plätzen eine prima Sicht ins Tal.
Link zum Tourverlauf:
Volterra - Casciano di Murlo
https://www.komoot.de/tour/t6744281?ref=itd

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Zwei Tage in Volterra

Anscheinend bin ich schon ein wenig ausgepowert und auch von den vielen Stadtbesichtigungen reizüberflutet. Dienstag und Mittwoch treibe ich mich fast komplett im Schatten auf dem Campingplatz herum und verbringe die Zeit mit Lesen, Schreiben, Fahrradpflege und Kochen. Die Stadt habe ich mir bisher kein weiteres Mal angesehen. Jedenfalls genieße ich die Zeit und das Schattendasein.  Ich werde morgen bei der Weiterfahrt noch mal in Volterra vorbeischauen.

Das Klima wird milder und windig, ab dem späten Nachmittag fast ein wenig frisch.

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Etappe Lucca bis Volterra

Heute geht es zunächst auf dem gut befestigten Dammweg am Fluss weiter, dann auf kleinen Asphaltwegen, die rechts und links stark von Schilfbewuchs eingeengt werden. Doch dann wird aus dem Asphalt wieder grober Schotter und ich fahre weiter auf kleinen Dorfstraßen, höre nicht auf meine ‚Uschi’, sondern richte den Blick regelmäßig, obwohl das auch nervt, auf die Karte meines iPhones. Irgendwann stoße ich dann wieder auf die geplante Strecke, die nun für einige Zeit auf Schnellstraßen weiterführt. Die Gegend hier ist immer noch nicht gerade berauschend, wenigstens geht es ab Pontedera auf Seitenwegen weiter.
Zypressen in Sicht
Bald setzen auch Steigungen ein und die ersten Zypressen sind zu sehen. Noch ein Stücken weiter wird es dann ungefähr so, wie ich mir nach Fotos und TV-Berichten die Toscana vorstelle. Die letzen 20 km gibt es dann auch viele fantastische Weitblicke, besonders kurz vor dem heftigen Anstieg nach Volterra. 

 

Wieder ein schöner Zeltplatz
Der Campingplatz liegt kurz vor der Stadt auf einem sehr schönen schattigen Grundstück. Hier stehen kreuz und quer kleine und große Zelte und auch ein paar Wohnmobile. Ich baue gleich mein Zelt auf und fahre kurz danach den kurzen Weg zur Altstadt. Das kleine Örtchen ist wirklich sehr beeindruckend und auch nicht so überlaufen wie viele andere bisher besichtigte Städte. Der mühsame Anstieg hier herauf hat sich gelohnt und ich beschließe, auch wegen des schönen Campingplatzes, hier für 3 Nächte zu bleiben.
 
NeuseeländerInnen auf dem Fahrrad
Nachdem ich aus dem Örtchen zurückkehre, treffe ich an der Rezeption ein Ehepaar, ungefähr in meinem Alter. Auch ihre Fahrräder sind voll bepackt. Ich spreche sie gleich auf Deutsch an, da sie mit Rädern von der Fahrradmanufaktur und mit Packtaschen von Ortlieb ausgerüstet sind. Doch sie kommen aus Neuseeland und sind in Europa unterwegs. Später am Abend erfahre ich, dass sie schon in Norwegen, Belgien und Deutschland unterwegs waren und nun Italien von West nach Ost durchqueren. Sie haben jeweils Freunde besucht und sich die Ausrüstung in Frankfurt gekauft. Die Entfernungen zwischen den Ländern haben sie mit Flugzeug und Zug überbrück. Nachdem sie Italien übequert haben, wollen sie noch mit der Fähre nach Montenegro übersetzen und dort in der Wildnis rumfahren.
Link zum Tourverlauf:

Lucca nach Volterra
https://www.komoot.de/tour/t6710280?ref=itd



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Ein Tag in Lucca

Am Morgen erfrische ich mich erst mal im Swimmingpool, frühstücke ausgiebig, nutze den Waschmaschinenservice und fahre erst in der Mittagszeit nach Lucca. Dort verbringe ich den Rest des Tages mit Stadtbummel und Lesen, setze mich in ein Cafe und suche später noch ein Restaurant in einer Seitengasse auf. Als ich am Abend zurück komme, zeltet dort tatsächlich noch ein junges Paar aus Deutschland mit einem Mercedes-Cabrio, Modellreihe Uwi/Sören. Beide sind sehr aufgeschlossen und wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis mir schließlich einfällt, dass meine Wäsche noch draußen hängt und ich für den nächsten Tag alles fertig packen will, damit ich wegen der langen und mühsamen Strecke nach Volterra früh loskomme. Bevor ich im Schlafsack verschwinde drehe ich von den Platzlaternen in meiner Umgebung die Birnen raus. Da auch das Pärchen noch ein paar Birnen rausschraubt, ist es um uns herum schön dunkel.

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Meine Frau will mich umbringen!!! – Fortsetzung meines Blogs vom 22.8.15

Seit ich in Italien bin, wird ‚meine Frau’ - Uschi mit Namen, wie von Jule vorgeschlagen - immer launischer! 
Sei es, um dem Vorurteil über italienische Frauen zu entsprechen oder sie verschleiert damit ihre Ahnungslosigkeit zu Radwegen in Italien, vielleicht ist sie auch schlichtweg bösartig geworden ist und will mich los werden. 
Immer öfter vertauscht sie Richtungsangaben. Das ist besonders ärgerlich auf städtischen Straßen, wo ein Wendemanöver nicht immer einfach ist. An manchen Kreuzungen lässt sie mich auch völlig im Stich und redet einfach nicht mehr mit mir. Dann muss ich, wie lästig, meinen ‚Goldeseldampfer’ abbremsen und mich mal wieder mit meinem Kartenwerk auseinandersetzen. Bis ich dann wieder ‚auf Touren bin’, vergehen gefühlte 1 – 2 km.
Gestern ist Uschi mir nun regelrecht unheimlich geworden. Schon bei der Planung der Strecke nach Lucca konnte ich sie kaum davon abbringen, mich wieder kilometerweit über Schotterpisten zu schicken, obwohl sie mir noch großspurig Strecken ohne Schotter angeboten hatte. Egal wie ich meine Marker auf der Karte meines Tablets setzte, es schien geradezu so, als hätte Uschi Magnete an diese ungemütlichen ‚Plattfußwege’ geheftet. Scheinbar verärgert, dass ich ihre Vorschläge vielerorts ignorierte, hat sich mich ungefähr 35 km vor Lucca auf Schnellstraßen geleitet. Zunächst dachte ich noch, naja, es ist zwar ungemütlich aber so komme ich wenigstens schnell voran - ein Fehlschluss! Nicht weit vor Lucca fing der Ärger erst richtig an und sie schickte mich in einen Tunnel, der für RadfahrerInnen gesperrt ist – aus gutem Grund. Der Seitenstreifen hörte etwa 200 m vor der Einfahrt auf und die Fahrzeuge rasten mit schätzungsweise 100 km/h in den Tunnel. Gerade noch rechtzeitig habe ich mein Fahrrad auf dem schmalen Seitenstreifen gewendet und in einem riskanten Manöver bis zu nächsten Abfahrt zurück geschoben. 
Uschis nächste Attacke überraschte mich dann in der Dunkelheit auf der Fahrt von der Altstadt in Lucca zum Campingplatz. Zunächst noch in der Dämmerung erfreute ich mich über den schönen Radweg, diesmal zwar wieder unbefestigt, aber ohne Schotter und sehr gut befahrbar. Doch dann  lenkte sie mich seitwärts über einen abenteuerlichen schmalen Grasweg, dann über eine verwachsene alte Steinbrücke - alles ziemlich unheimlich. Inzwischen war es dunkel geworden, dafür kann Uschi nichts, verbesserte die Stimmung aber auch nicht gerade.

Ich kann nur vermuten, dass sie die Gelegenheit ausgenutzt hat. Gleich nach der Brücke ging es weiter über eine ungesicherte eingleisige Eisenbahnstrecke. Nachdem ich die Schienen glücklich  passiert hatte, wurde mir der weitere Weg sogleich von einer abgeschlossenen Schranke versperrt. Vor der Überquerung hatte ich einen kleinen Moment ‚gezuckt’ und dachte an Umkehr. Doch das hätte in der Dunkelheit und abseits von belebten Straßen im freien Gelände gegebenenfalls nur einen weiteren abenteuerlichen Weg bedeutet.  Gerade hatte ich also den Balken mühsam 'unterwadendert' und erfrischte mich mit  einem kräftigen Schluck aus meiner ‚Pulle’, da donnerte ein Personenzug vorbei!

Später sehe ich oben vom Campingplatz in der Ferne noch weitere Züge, die dort vorbei rauschen und erschauere jedesmal.
Am nächsten Tag lasse ich mir in der Hoffnung auf bessere Laune von Uschi für eine Fahrt zurück nach Lucca einen alternativen Vorschlag machen. Diesmal hat sie einen korrekten Bahnübergang gewählt, ungefähr 1 km vor dem Übergang von der Nacht zuvor, den sie mir in der vorigen Nacht auch schon hätte vorschlagen können.
Was soll ich nur machen? Es ist, als führe ein kaum gezähmte Drachenfrau Regie, die sich hier in der Fremde voller Unkenntnis nur mühsam auf den vereinbarten Begleitservice besinnt und viel lieber Feuer spucken würde.
Das ganze Jahr zuvor in Deutschland hat sie sich von ihrer Schokoladenseite gezeigt und mir vorgetäuscht, dass sie auch etwas von Radfahren und Kartenlesen im restlichen Europa verstünde.
Aber offensichtlich hat Uschi für Italien nur unzureichendes Kartenwerk einstudiert.  Nun ist der alte Drachen aber einmal dabei und ich muss mich mit ihr notgedrungen bis zum Ende der Tour arrangieren. 
So ihr lieben Leute von komoot bzw. Männer am Computer, hier hört der Spaß nun auf. Erst versteckt ihr euren Müll hinter einer sanften Frauenstimme und verkauft es wie die Markschreier auf dem Fischmarkt von St. Pauli ihre ‚grünen Bananen’ und dann ist es so wenig fundiert, dass es zum Teil richtig gefährlich werden kann. Mein Vertrauen in eine sinnvolle Nutzung ist nahezu auf den Gefrierpunkt gesunken.
Überprüft dringend euer Kartenmaterial und die katastrophale Sprachansage, die zusätzlich ihre Ansagen noch viel zu oft unsynchron zum GPS-Punkt auf der Karte rausspuckt.

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Etappe Piandelgotto bis Lucca

An diesem Morgen bin ich wieder früh auf den Beinen. Das Tagesziel Lucca ist immerhin fast 100 km entfernt. Es geht zwar vorwiegend bergab, aber zum Passo und auch danach sind noch einige Höhenhunderter zu bewältigen. 
Doch als ich das gerade bepackte Fahrrad über die Wiese schiebe, kommt es mir sehr eierig vor – da ist er wieder, der Plattfuß. Der Schotterweg vom Vortag hatte es wieder in sich. Mitten in der Flickaktion werde ich auch noch vom Regen überrascht, der eigentlich ein paar Stunden später einsetzen sollte. Der Schauer hält eine ganze Weile und zudem kühlt es auch weiter ab. So fahre ich um 12.00 Uhr bei zunächst 12 Grad (später 14 Grad) die restlichen 8 km zum Passo delle Radici hoch. Heute sind die Steigungen jedoch wesentlich moderater, zwischen 3 und 9 %.  Nach einer Stunde und 350 gefahrenen Höhenmetern erreiche ich durchschwitzt den Pass und mache wegen der Kälte eine Pause in der Bar . 
Danach geht es rund 35 km und 1.500 Höhenmeter auf sehr holpriger und schadhafter Asphaltstrecke bergab. Das ist aber auch egal, da ich ohnehin stark abbremse, sonst würden mir Finger und Zehen bei dem kalten Fahrtwind abfrieren - wenigstens regnet es nicht mehr!
Erst in Castelnuovo, schon ziemlich weit unten im Tal wird es sonnig und wärmer und ich lege eine Essenspause ein. Danach geht es in der Ebene auf Nebenstrecken weiter. Richtig schön ist es hier jedoch nicht. Es kommt eher wieder ‚Poebenenfeeling’ auf. Erst nach der Einfahrt in die Altstadt von Lucca kommt wieder Freude auf. Eine tolle Stadt mit vielen beeindruckenden Straßen und Gebäuden. Obwohl ich noch rund 8 km bis zum Campingplatz fahren muss, bleibe ich bis zur Dämmerung und beschließe, einen weiteren Tag in der Gegend zu verweilen.
Uschi / Komoot geleitet mich auf einem abenteuerlichen aber gut befahrbaren Dammweg zwischen Fluss und Waldrand zum Campingplatz (siehe: „Meine Frau will mich umbringen II“). Der ist gut versteckt an einem Waldrand gelegen und hat erst in dieser Saison eröffnet. Da es inzwischen schon dunkel ist (20.30 Uhr), der neue Weg weder in Komoot noch in Googlemaps zu finden ist, irre ich auf Feldwegen hin und her und bin froh, dass mich ein Mopedfahrer überholt, den ich nach dem richtigen Weg fragen kann. Als ich endlich ankomme, ist alles zu. Doch schon kommt ein PKW rückwärts den Weg hoch. Es ist der Campingwart, der den Platz für das Wochenende mangels Besucher geschlossen hat und ihn nun für mich wieder öffnet. Noch mal Glück gehabt! 
Das Grundstück geht in Terrassen den Hang hinauf, wobei der obere Teil für Zelte reserviert ist. Den Abend lasse ich mit Kochen ausklingen. Rundherum von Wald umgeben und als Einziger auf dem Platz komme ich mir irgendwie verlassen vor,  jedenfalls wirkt es einsamer als auf der Wildcampstelle vor 2 Nächten.
Link zum Tourverlauf:
Piandelagotti über Passo delle Radici bis Lucca
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Etappe Sassuolo bis Piandelgotto

Auch heute Morgen kann ich ohne weitere Störung in Ruhe mein Zelt abbauen und Frühstücken. Danach geht es weiter an einem Flüsschen mit gut befestigtem Weg (ohne Schotter). Doch bald wird diese Teilstrecke wieder zu Schotter und ich fahre lieber auf der Straße weiter. Nach etwa 10 km lande ich dann auf einer ständig leicht ansteigenden Hauptstraße.Vor mir rücken die gewaltigen Berge der Apuenser Alpen immer näher – viel beeindruckender, als ich es mir vorgestellt hatte.
Nach etwa 35 km verlasse ich die Hauptstraße und hier fängt die Steigung, hinauf zum Passo delle Radici, so richtig an. Erst sind es noch moderate 3 – 6 %, doch dann wird es ‚bissig’.
Ich muss endlos scheinende Stücke mit einer Steigung von 14 - 17% bewältigen. Den Versuch, das Rad zu schieben, gebe ich gleich wieder auf. Das ist mit dem Gepäck noch anstrengender. Zu meinem Glück ist die kleine Nebenstrecke nur sehr wenig befahren und ich eiere daher im Zickzack-Kurs mit ca. 3 km/h auf der steilen Straße hinauf. Ich motiviere mich mit der ‚Salamitaktik’ und zähle Bruchstücke bereits gefahrener Teile auf: jetzt sind es 1/16, jetzt 1/8, jetzt 3/16 ...

Am Ende bin ich auf einer Distanz von 10 km mit durchschnittlich 9% Steigung den Berg im kleinsten Gang hoch gekurbelt. Währenddessen denke ich immer wieder: "Wer hat nur Bleiklumpen in meinem Gepäck versteckt." Auf dem für heute höchsten Punkt stelle ich fest, dass dies die heftigste Strecke meines Radfahrerdaseins ist.

Nachdem es wieder bergab geht, bin ich leider nicht mehr genug bei der Sache und lasse mich auf eine Gefällstrecke mit grobem Schotter ein. Der doppelt so lange Weg auf der Hauptstraße wäre vermutlich 3x schneller und viel angenehmer gewesen.
Die Bergwelt um mich herum gefällt mir sehr gut, soweit ich sie durch meine Schweiß gebadeten Augen überhaupt klar genug wahrnehme. Die letzen 10 km geht es dann auf der Hauptstraße weiter, die aber auch nicht sonderlich viel befahren ist. 
Piandelagotto ist ein kleines Dorf, hat dennoch 2 kleine Alimentaris und 2 Kilometer weiter hoch Richtung Passo delle Radici einen kleinen Campingplatz. Auf dem Platz ist kein Mensch zu sehen, weder CamperInnen noch Jemand in der Rezeption. Ich erkundige mich in einer oberhalb des Platzes liegenden Pizzera, und nach einem Telefonat hinterlege ich dort 10 EUR für die Nacht.
Auf einer Wiese mit Weitblick über das Tal schlage ich das Zelt auf und sitze erst mal 45 Minuten völlig erschöpft in meinem Stuhl. Insgesamt habe ich mein Fahrrad heute über 1600 Höhenmeter hochgetreten.
Anschließend gehe ich wieder hinauf zum Restaurant und esse eine wirklich sehr sehr leckere Pizza. Erst denke ich noch, dass meine Geschmacksnerven bestimmt noch von der Anstrengung korrumpiert sind. Doch dann füllt sich das Lokal zusehends mit Einheimischen und bald müssen einige Gäste schon draußen warten, bis wieder ein Tisch frei wird.
Als ich zum Campingplatz zurückkehre, sind dann doch noch einige der Dauer-CamperInnen eingetroffen. Inzwischen ist es auch ziemlich frisch geworden und ich verziehe mich für den Rest des Abends in den warmen Aufenthaltsraum und werde nacheinander von neugierig gewordenen Dauergästen besucht.
Link zum Tourverlauf:

Sassuolo bis Piandelagotto
https://www.komoot.de/tour/t6670554?ref=itd



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Etappe Mantova bis Sassuolo

Da ich gestern mit Schotterweg und Reifenpanne einen Tag ‚verloren’ habe, plane ich für heute meine Etappe um und achte dabei darauf, dass mir diesmal Geröllpisten soweit wie möglich erspart bleiben. Eigentlich wollte ich auch noch mit einem kleinen Schlenker Modena anfahren, doch das streiche ich und versuche Sassuolo (kleine Stadt südwestlich von Modena, 90 km entfernt von hier) direkt zu erreichen.
Ich fahre die ganze Zeit auf angenehm befahrbaren Nebenstraßen und komme gegen 16.30 Uhr ohne Zwischenfälle dort an. Die Strecke selbst ist nicht weiter erwähnenswert – langweilige Poebene eben. Es soll aber auch schöne Strecken geben, wie ich gelesen habe aber eben nicht in meine Richtung.
Sassuola selbst ist eine Überraschung für mich. Eine sehr schöne und heraus geputzte Stadt mit ein paar sehenswerten Plätzen. Da der nächste Campingplatz über 40 km entfernt in den Bergen liegt, versuche ich hier ein Zimmer in günstigen Bed & Breakfast Hotels zu bekommen. Leider ist in Sassuola für heute Abend ein Stadtfest geplant und alle Betten sind ausgebucht. Da nutzt auch die sehr intensive Unterstützung eines englisch sprechenden Italieners nichts, der mit mir ein paar Infostationen abklappert, um nach einem freien Bett zu fragen.
Also kaufe ich gegen 19.30 Uhr Essen und Getränke ein und fahre weiter Richtung Süden und Richtung der sehr nahe liegenden Berge Alpi Apuane, die die Toscana nördlich umfassen, notgedrungen auf der Suche nach ‚wilden’ Campstellen und immer noch in der Mückenkampfzone. 
Kurz nach Sassuolo werde ich, inzwischen ist es schon halbdunkel, fündig. Es ist ein kleines Plätzchen in einer Ecke zwischen Ackerrand und Wäldchen. Ungefähr ½ km entfernt sind noch die Lichter von Häusern zu sehen.
Mittlerweile ist es dunkel und ich lade beim Licht meiner Taschenlampe meine Packtaschen ab. Da höre ich aus der Richtung der Häuser ein lautes Pfeifen und Rufen und sehe ein helles Licht, dass den Acker- und Waldrand absucht und immer näher kommt. Schnell raffe ich meine Sachen zusammen und fahre weiter - inzwischen ist es völlig dunkel. Nach 2 -3 Kilometern finde ich etwas abseits vom Radweg einen Platz mit fast voller Beleuchtung des Mondes und etwas versteckt zwischen Büschen und einem ehemaligen Fabrikgebäude.Inzwischen ist es zwar 22.00 Uhr aber dennoch nehme ich mir Zeit zum Kochen. Das Zelt baue ich nur provisorisch ohne Heringe auf. Die Nacht verbringe ich ohne weitere Störung, auch die Mückenschwärme sind fern geblieben.
Link zum Tourverlauf:

Wildcampstelle bei Sassuolo
Wildcampstelle bei Sassuolo
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Etappe Verona bis Mantova

Auf meiner Etappe durch die Poebene gibt es nur sehr wenige Campingplätze. So liegt heute eine Strecke von rund 150 km vor mir. Da ich keine keine nennenswerten Steigungen zu bewältigen habe, scheint mir das machbar.
Daher sitze ich um 7:30 Uhr auf dem Sattel und kurbele los. Nachdem ich die nicht gerade hübschen Randzonen von Verona verlasse, bin ich gleich in sehr landwirtschaftlich geprägter Umgebung. Die meisten Höfe hier sehen aus wie jene in den neuen Bundesländern nach der Grenzöffnung – grau in grau, ungepflegt und vernachlässigt. Der Radweg ist zunächst auch sehr gut befahrbar und ich komme schnell voran – vorbei an glasklaren Bewässerungskanälen voller kleiner und großer Fische. 
Irgendwann sehe ich auch eine Bisamratte, die sich trotz meiner Gegenwart seelenruhig ihre Schnute putzt und dann den  überbordenden Uferbewuchs abnagt.
In Deutschland habe ich zuletzt vor rund 45 Jahren mit viel Glück eine zu Gesicht bekommen. Sie waren damals sehr scheu und wurden gnadenlos gejagt, weil sie angeblich die Uferbefestigungen der Bäche und Flüsse mit ihren Bauten völlig durchlöchern würden. Der Bürgermeister aus meinem Dorf hat damals, wenn ich mich richtig erinnere,  für jeden Schwanz einer Bisamratte, den man ihm auf dem Schreibtisch präsentierte, 5 Mark gezahlt. Inzwischen stehen sie allerdings unter Natur- oder Artenschutz.
Nach ungefähr 20 km hat die Freude am unbeschwerten Radfahren ein jähes Ende. Der gut geteerte Fahrweg geht auf einem groben und löcherigem Schotterweg weiter und das über eine Strecke von schätzungsweise 10 km. Einige Kilometer vor Mantova bekomme ich dann die Rechnung für den steinigen Weg – der erste Plattfuß meldet sich an. Doch in der prallen Sonne läßt sich der Schlauch nicht flicken. Also schiebe ich eine Weile, bis ein Grundstück mit einer Hecke kommt. In dem kargen Schatten gelingt mir endlich die Reparatur. Völlig durchgeschwitzt mache ich eine ausgiebige Pause in der sehenswerten Altstadt von Mantova. Durch diese ungeplante Verzögerung ist allerdings mein Vorhaben, heute bis Modena zu kommen, begraben. Daher beschließe ich, den nahe gelegenen Campeggio Agricultura anzufahren – nach kaum mehr als 40 km. 
Der Platz ist ein alter ehemaliger Bauernhof, auf dem überall verteilt alte Traktoren  und andere landwirtschaftliche Geräte herumstehen, scheinbar so wo sie vor vielen Jahren zufällig gerade abgestellt und nicht weiter benutzt wurden. Darum verteilt können dann Zelte oder Wohnmobile abgestellt werden - alles sehr einfach. Beim Aufbau des Zeltes im halbhohen Gras scheuche ich dann ein Geschwader Kampfmücken auf, die, kaum dass ich sie bemerkt habe, schon zum Sturmangriff im Formationsflug auf alle unbedeckten Körperteile ansetzen. Die Bäuerin kommt zwar auch gleich um die Ecke, um mich vor den Moskitos zu warnen, doch zu spät. Beine und Arme sind voll von juckenden Mückenstichen. Autan hilft dann jedoch sehr wirksam vor weiteren Attacken. Nur hin und wieder setzt noch eine vorlaute Schnake an, die noch nicht von Autan gehört hat, verbiegt dann aber beleidigt ihren Stechrüssel und zieht ab. Wenigstens kaltes Bier gibt es hier. Doch eigentlich bin ich froh, dass ich die Nacht nicht irgendwo in einer sumpfigen Wiese, allein mit den Mücken verbringen muss.
Link zum Tourverlauf:
Verona - Mantova / Agrocamping (iPh)
https://www.komoot.de/tour/t6639322?ref=itd
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Ein Tag in Verona

hinter der linken Schießscharte steht mein Zelt
hinter der linken Schießscharte steht mein Zelt

Heute Vormittag lasse ich es ruhig angehen. Ich frühstücke gemächlich in der Sitzecke, plane die nächsten Tage und genieße den Blick über Verona. Das Klima hier oben im Schatten ist gut erträglich. Zwischendurch unterhalte ich mich eine Weile mit einem ungefähr 45-jährigen Mann aus der Nähe von Stuttgart, der mit seiner 13-jährigen Tochter mit Rad und Gepäck auf dem Via Augusta unterwegs ist. Sie wollen noch weiter bis an die Adria. Er ist von Beruf Ingenieur, hat seinen Job allerdings bald nach der Geburt seiner Tochter aufgegeben und ist jetzt Hausmann.

Gegen 12:00 Uhr erhebe ich mich doch allmählich für eine Stadtbesichtigung.

Schon gestern ist es mir  aufgefallen, aber heute wird es mir wirklich bewusst. Erst in Verona habe ich das Gefühl, in Italien zu sein. Am Gardasee wirkte alles noch irgendwie Deutsch/Östereichisch. Fast alle sprachen noch irgendwie Deutsch, die Häuser und Orte sahen auch nicht gerade 'italienisch' aus und auch die Landschaft hatte wenig mediterranes.

Doch in Verona bin ich endlich in Italien. Ich schlendere durch die Gassen der Altstadt, bleibe hier und da mal sitzen, umrunde die Arena (überlege, ob ich am Abend in die Oper gehen soll - ist aber ausverkauft - wäre aber mit meiner Kluft auch garnicht reingelassen worden), besuche Romeo und Julia und bestaune einige Kirchen und Paläste.

Gegen 18:30 Uhr bin ich wieder auf der Burg und koche. Ich fühle mich hier richtig wohl - eigentlich sollte ich noch einen weiteren Tag ranhängen. Doch Rom ist noch nicht in Sicht und daher treibt es mich weiter. Vielleicht gibt es auf der Rückfahrt noch eine Möglichkeit für einen Zwischenstop in Verona.

 

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Etappe Torbole bis Verona

Heute sitze ich wegen der zu erwartenden Hitze schon kurz nach 7:00 Uhr auf dem Fahrrad.
Von Torbole bis Garda teile ich mir die Straße mit den Autos, meist auf Radwegen direkt neben der Straße. Nach ungefähr 10 km fahre ich für eine kurze Strecke auf einer höher gelegenen Seitenstraße. Von hier hat man eine gute und schöne Weitsicht über den See. Auf dieser Teilstrecke sehe ich bald auch schön gelegene und meist terrassierte Campingplätze, die auch bei weitem nicht so übervoll sind wie meine Campingübernachtung in Torbole. Da wär ich am Vortag doch besser noch einige km weiter gefahren - trotz Müdigkeit. 
Ab Garda, am unteren Ende des Sees,  bis kurz vor Verona sind die Radwege sehr gut, abseits des Verkehrs  und bieten viele schöne Teilstücke. Irgendwann, an einem Bewässerungskanal parallel zur Etsch gibt es dann auch eine gute Weitsicht in das dunstige Becken von Verona in Richtung Poebene.
In Verona hege ich bald die Befürchtung, dass es den Campingplatz nicht mehr gibt. Die letzen Bewertungen im Internet waren von 2012 und nicht unbedingt positiv. In Verona gibt es bei der Einfahrt in die Stadt auch nur ein verrostetes Hinweisschild, weitere folgten nicht mehr.
Hoch oben am Burgberg, den ich mich mit Pausen in der Mittagshitze hoch schlängele, ist die Überraschung um so größer. Ein wirklich sehr sehr schöner, sehr schattiger und verwinkelter Platz innerhalb der Burganlage von Castel San Pietro, auf allen möglichen hohen und unteren Ebenen. Für die Kleinzelte ist ein extra Platz vorhanden, in exponierter Lage, mit Blick auf die Stadt durch die ehemaligen Schießscharten. Angrenzend an diesen Kleinzeltplatz gibt es eine sehr schöne Sitzgelegenheit mit mehreren Bänken und Tischen und einen super Weitblick über die nahe gelegeneh Stadt – einfach fantastisch. Die gesamte Burganlage ist mit Büschen und Bäumen zugewachsen und sehr naturbelassen. So sind auch die sanitären Anlagen, aber dennoch sauber und brauchbar, nur mit sehr wenig Komfort.
Da fällt mir die Entscheidung sehr leicht, eine weitere Nacht hier zu bleiben und mir die Altstadt auf Empfehlung von Raffaello anzusehen.  
Link zum Tourverlauf:
Gardasee - Verona/Castel San Pietro
https://www.komoot.de/tour/t6631335?ref=itd
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Etappe Auer bis Torbole

Heute soll es wieder ein sehr heißer Tag werden. Ich packe also schon früh mein noch taunasses Zelt und sitze schon um 8:30 Uhr auf dem Rad. Außerdem laden Ort und Campingplatz kaum zum verweilen ein.
So bin ich 70 km später schon gegen 12:30 Uhr in Rovereto. Hier mache ich an einem schattigen Plätzchen Mittagspause. Da die Temperatur inzwischen kräftig angezogen hat (35 – 38 Grad) und ab hier auch noch ca. 120 Höhenmeter zu erklimmen sind, brauche ich für die restlichen rund 25 km mit einigen Pausen noch mal 2 Stunden. Torbole ist ein kleines Dorf am Gardasee mit mehreren Campingplätzen, wirklich mit vielen Touristen und sonstigem touristischen Brimborium. Ich zelte am Camping al Porto. Ein kleiner und trotz Gardasee preiswerter Platz mit einer Ecke nur für Zelte und ohne Autos. Obwohl ich nur ein kleines Zelt habe, ist der Platz sehr knapp bemessen und es ist wegen der vielen Gäste auch nicht gerade ruhig.
Auf dieser Etappe wechseln sich schöne Ecken und langweilige Abschnitte immer wieder ab. Der Fernradweg  ist bis zum Gardasee fast lückenlos gut und fern vom direkten Straßenverkehr ausgebaut. Obwohl am heutigen Sonntag viele RadfahrerInnen unterwegs sind macht das Fahren trotz Hitze und Anstrengung richtig spaß. 
Link zum Tourverlauf:
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Etappe Mals bis Auer

Das Ehepaar mit mit 12 jährigem Sohn auf dem Campingplatz von Imst habe ich auf dem Platz bei Pfunds und gestern auch hier in Mals wiedergetroffen. Sie haben immer noch den gleichen Weg wie ich hinter sich, dennoch sind wir uns unterwegs auf dem Radweg nicht begegnet. Heute wollen sie alle 3 mit ihren Tourenrädern, jedoch ohne Gepäck, zum Stilfser Joch hochfahren. Gestern hat sich auch noch eine Gruppe von Freunden dazu gesellt, die auch mit ihnen hoch radeln wollen. Das Stilfser Joch ist an diesem Tag für den Autoverkehr gesperrt. Es werden heute wieder während einer Art Volksradfest 3.000 – 4.000 Leute zum Pass hoch radeln. Der Anstieg beginnt in Prads (oder so?) und es müssen insgesamt rund 1.800 Höhenmeter mit ca. 45 Kehren überwunden werden. Die Steigungen sollen auch nicht gerade moderat sein.
Nachdem ich am Freitag in Mals einen Ruhetag eingelegt habe, geht meine Etappe am heutigen Samstag jedenfalls mit knapp 1% Gefälle und nur kleinen Erhebungen zwischendurch hinunter nach Meran. Wieder fahre ich mit wenigen Ausnahmen ständig auf Radwegen. Bis Meran ist die Tour auch noch sehr schön, wenn auch nicht so spektakulär wie am Tag zuvor. Danach ist die Etappe noch ganz ok, fällt in meiner Bewertung im Vergleich zur gefahrenen Strecke bis Meran allerdings deutlich ab. 
.
Ab ca. 13.00 Uhr kommt Gegenwind auf, der stetig zunimmt. Daher muss ich die letzten 30 km immer mehr kämpfen, die sehr flotte Fahrt vom Vormittag findet ein Ende und am Abend bin ich trotz der eigentlich leichten Strecke gut ausgepowert und sitze mindestens 30 min auf dem Campingplatz herum, ohne irgend etwas zu tun.
Der Platz gehört zu einem Hotel, ist sehr klein und hat einen Swimmingpool, den man kostenfrei nutzen kann. Im Vergleich zum Platz in Mals fällt er sehr ab. Sowohl die Anlage selbst, als auch der Blick über das Tal ist wesentlich schlechter..
Link zur Tour aufgezeichneten Tour wird nachgereicht, da komoot seit einigen Tagen rumzickt. Die haben wohl Serverprobleme.
Link zur Etappe Mals bis Auer:
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Etappe Pfunds (Österreich) bis Mals (Italien)

Es geht immer noch schöner
oder
das Bessere ist der Feind des Guten. 
Obwohl ich die heutige Etappe nun zum dritten Mal befahre, begeistert sie mich noch ebenso, wie beim ersten Mal. Diese Tagestour wird wohl für immer in meinem persönlichen Olymp der fünf besten Erlebnisse auf dem Fahrrad verbucht. 
Der heutige Morgen ist trotz der um rund 200 m höheren Lage zu Imst wesentlich milder als gestern. Um 7.30 Uhr sind es 14 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist nur gering, trotz der Inn, die nicht weit von meinem Zelt vorbei rauscht. 
Heute will ich von Pfunds über den Reschenpass, dann entlang des Reschensees bis nach Mals radeln. Und obwohl wieder viele Höhenmeter zu bewältigen sind, starte ich erst, nachdem sich die Sonne über den hohen Bergkamm blicken lässt und das Tal erwärmt. 
Kurz nach dem ich den Campingplatz verlasse ich Österreich und streife für eine Strecke von rund 5 km bis nach Martina mal wieder die Schweiz. Bis hierher sind die Steigungen noch moderat, nur ein kühler Gegenwind verlangsam die Fahrt noch weiter. Nach Martina beginnen 11 Serpentinen hinauf zur ‚Norbertshöhe’ und Nauders mit einem Höhenunterschied von rund 300 m und einer durchschnittlichen Steigung von 5 – 6%. Dafür brauche ich mit meinem Goldeseldampfer 1 Stunde. Ab der Norbertshöhe wird der Gegenwind zu einem heftigsten Sturmwind, der mir bis zum Reschensee den Spaß am Radfahren erheblich einschränkt. Aber die Begeisterung an der Schönheit der Natur lasse ich mir dadurch nicht nehmen. 
Kurz vor dem Reschensee, auf der vermutlich höchsten Stelle meiner gesamten Radtour, mache ich eine kurze Rast und genieße den Blick hinunter ins Tal mit dem See. Bald kommt mir ein älterer Liegeradfahrer entgegen, der hier regelmäßig mit seiner Familie den Urlaub verbringt. Wir unterhalten uns mindestens eine halbe Stunde über das Radfahren. Er erzählt mir, dass am Samstag das Stilfser Joch für einen Tag für den Autoverkehr gesperrt wird und dann mehrere Tausend Radfahrer zu dem Pass mit rund 1800 m Höhenunterschied schwitzend und keuchend hochfahren. Er selbst will mit seinem Liegerad auch daran teilnehmen und hat dafür das hintere Ritzelpaket aufgerüstet, so dass das größte Kettenblatt nun 42 Zähne hat. 
Ab  dem Reschensee legt sich der Sturmwind etwas, später bin ich dann auch durch Bäume geschützt. Bald sehe ich von Weitem die Schneekoppen der Ortlergruppe – mächtig beeindruckend. Ich war wieder völlig überrascht, da ich vergessen hatte, das mich dieses beeindruckende Naturschauspiel erwartet.
Ich habe für meine Etappe wieder die rechte Seite des Sees gewählt, da hier der Weg einsam und ohne jeglichen Autoverkehr im ständigen Auf und Ab und asphaltiert zwischen See, Wald und Wiesen entlangschlengelt. Nach Verlassen des Sees geht es bis nach Mals meist gut bergab. Da auch vom Gegenwind nichts mehr zu spüren ist, kann ich bis zum Erreichen des Campingplatzes schon mal verschnaufen. Der Campingplatz befindet sich in der Nähe des Bahnhofs auf terrassiertem Gelände. Von meinem Platz habe ich in der untergehenden Sonne beim Kochen einen schönen Blick über das Tal auf die Spitzen der Ortlergruppe.
Der Link zur Tour:
Etappe von Pfunds nach Mals
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Etappe Imst bis Pfunds

Jetzt bin ich schon 27 Tage unterwegs und es will einfach nicht aufhören!
Gemeint sind die beeindruckenden Schönheiten rechts und links der Strecke. Da ich mit dem Rad unterwegs bin, ändern sich die ‚Landschaftsbilder’ nur langsam. Aber jede Umgebung war für mich auf seine Weise schön und beeindruckend. Das verbindende Element ist bis heute das Wasser bzw. meist irgendein Fluss. 
Störend war oft der Autoverkehr und manchmal der ungebändigte Tourismus. Da ich aber selbst ein Tourist bin, darf ich mich über Menschenmassen, die attraktive Orte durch sich selbst verunstalten, nicht wirklich beklagen.
Jetzt bin ich mitten in den Bergwelten der Alpen angekommen und fahre seit Imst entlang der Inn. Die macht ganz schön viel Getöse und übertönt damit den manchmal nahen Autoverkehr. Sobald ich die jeweiligen Orte der heutigen Etappe verlasse, steht fast immer ein Fahrradweg zur Verfügung, die meiste Zeit entfernt von Autostraßen. Das Inntal ist relativ eng, dennoch habe ich, da ich wegen der morgendlichen Frische (7 Grad um 7.00 Uhr) relativ spät losfahre, den ganzen Tag Sonne.
Obwohl ich die Strecke ab Imst nun schon zum dritten Mal fahre, bin ich immer noch begeistert. Das ganze Tal mit der Inn, den Wiesen daneben und den Bergen auf beiden Seiten mit seinen steil aufsteigenden Felsen bleibt einfach unvergleichlich beeindruckend.
Der Weg geht ständig bergauf und bergab, jedoch sind die Steigungen durchgehend moderat, insgesamt waren es dennoch 670 Höhenmeter. Da die Etappe nur knapp 60 km lang war, komme ich schon um 16.15 Uhr an dem bisher schönsten Campingplatz dieser Tour an (ca. 4 km südlich von Pfunds) und habe so noch bis 17.45 Uhr einen dösigen Nachmittag in der Sonne mit selbstgebrautem Espresso.
Der Link zur Tour:
Etappe Imst bis Pfunds Camping Via Claudiasee
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Etappe Füssen bis Imst

Von dieser Tour werde ich nur den Anfang und das Ende in guter Erinnerung behalten.Ich fahre bei wolkenverhangenem Himmel und Temperaturen von 14 bis 16 Grad los – dabei bleibt es auch den ganzen Tag.
Mein Weg über den Fernpass nach Imst in Österreich geht direkt durch den Märchenpark von Schloß Neuschwanstein (sponsored by Disney). Je näher ich dem Schloß komme, muss ich um so mehr feststellen, dass die Aussicht hinauf zu diesem ‚Märchenschloß’ auf dem Felsen, trotz der dichten Wolkendecke,  sehr beeindruckend ist und der ganze Rummel mit den unglaublich vielen Touristen in dem Areal von Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau seine Berechtigung hat. So sorgt die Geldverschwendung von Ludwig II. vor rund 150 Jahren nun für einen nachhaltigen Geldregen für die Region und für die bayrische Staatskasse.
Etwas schmunzeln muss ich, als eine japanische Familie, bestückt mit diversen Foto- und Videoapparaten, statt das Schloss zu bewundern, eine braune Nacktschnecke in seiner ganzen schleimigen Schönheit bewundert und ausgiebig fotografiert. Es scheint wohl keine Nacktschnecken in Japan zu geben.
Kurz nach dem ich das Schlösserareal passiert habe, bin ich auf meinem Weg nahezu allein unterwegs, obwohl sich die Parkanlage mit See ausgedehnt hinzieht. Kaum dass ich an den Schlössern vorbei bin, geht es auf gut befestigtem Waldweg heftig bergauf. 
Bald nachdem ich Reutte passiert habe, verlasse ich die Straße und fahre weiter auf grobem Schotterweg. Dann geht es auch schon recht bald mit 11 – 15% auf diesem Weg hinauf, immer noch auf groben Schotter, danach weiter mit 6 – 8%,. Irgendwann folgt auch wieder eine Abfahrt bei gleichem Wegzustand mit Gefälle größer 10%. Beides habe ich mit meinem Gepäck gerade so geschafft. Obwohl so schon nicht ungefährlich, ist diese Passage bei Nässe lebensgefährlich. 
Daher verlasse ich irgendwann den Radweg und auf der Hauptstraße mit dem vielen Verkehr - noch ungefähr weitere 10 km bergauf. Hier bin ich allerdings ein unangenehmstes Verkehrshindernis für alle Busse, Wohnwagengespanne und vor allem Laster, die oft ein freies Stück abpassen müssen, bevor sie an mir vorbei können. Ausweichen nach rechts geht nicht wegen der Leitplanken. Daher fahre ich meist etwas mehr zur Straßenmitte als eigentlich nötig wäre, um noch Platz und Beweglichkeit zu haben, wenn mir ein Fahrzeug beim Überholen zu dicht auf die Pelle rückt. Am Umangenehmsten sind nicht wie man meinen sollte die Lastwagen, sondern die Busse. Viele überholen trotz nahem Gegenverkehr und 'drücken' mich dann im letzten Moment fast in die Leitplanken. Nach dem Fernpass muss ich noch etwa weitere 10 km auf der Hauptstrecke bleiben. Jetzt bin ich aber mit 50 km/h nahezu gleich schnell wie der motorisierte Verkehr. 
Ab Nassereith biege ich auf eine Nebenstrecke ab, später auf einen Waldweg. Das bleibt so, bis ich den Campingplatz in Imst erreicht habe. Dieser Teil des Weges ist sehr schön und auch von den Steigungen/Gefälle völlig akzeptabel. Umgekehrt von Imst nach Füssen ist der Fernpass mit dem Rad nach meiner Einschätzung wesentlich angenehmer befahrbar, natürlich abgesehen von dem Teil direkt auf der Hauptstrecke.
Auf dem Platz unterhalte ich mich einige Zeit mit einem vielleicht 35-jährigen Radler, der auch gerade sein Zelt aufbaut. Er erzählt mir von seinen 'Extremtouren' mit Rad und Gepäck. Kein Pass ist ihm steil genug und sucht sich am liebsten die steilsten Strecken auf die Berge aus, manchmal lässt er sein Rad auch stehen und klettert weiter, um noch höher hinaus zu kommen.
Zum Campingplatz gehört ein kleiner Aufenthaltsraum, in dem man sich auch sein Essen warm machen kann. Dort treffe ich ein Ehepaar mit einem 12-jährigen Sohn. Sie sind von Lindau am Bodensee mit einem Fahrradanhänger und viel Gepäck losgefahren und haben bisher die gleiche Route wie ich genommen.
Eben, als ich diesen Text im zum Platz gehörigen Gasthausstube verfasse (22.00 Uhr), kommt noch ein junges Paar mit ihren bepackten Rädern. Sie sind die gleiche Strecke wie ich gefahren, jedoch wegen einer Panne erst im Dunkeln angekommen – auf dieser Strecke!!! Der Campingwirt hat Mitleid mit Ihnen und kramt noch was zu Essen für die beiden hervor.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich meine ‚Angststrecke’ Fernpass zwar mit viel Anstrengung aber letztlich gut überstanden habe. Morgen nehme ich den Reschenpass in ‚Angriff’. Das wird sicher von Anfang bis Ende eine schöne Strecke, ich freue mich darauf. Das Wetter soll auch wieder warm und sonnig werden.
Der Link zu dieser Etappe:
Schloß Neu-Schwanstein im Nebelwald
Schloß Neu-Schwanstein im Nebelwald
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Füssen und die Radfahrhose

Gestern bin ich ein wenig in Füssen rumgefahren und habe den Nachmittag gemütlich in einem abseits gelegenen Cafe verbracht. Zu Füssen gibt es nicht viel zu sagen. Es hat eine schöne gut erhaltene Altstadt, ist aber wegen Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau völlig überlaufen. 
Ab etwa 20.00 Uhr fängt der Regen an, der eigentlich für 14.00 Uhr vorhergesagt war. In weiser Voraussicht habe ich schon beim Frühstück, noch im Trockenen, vorgekocht und bin so gerade mit dem Essen und Abwasch fertig, als der Regen losgeht und bis nächsten Morgen 8.00 Uhr auch nicht wieder aufhört.
Zwischendurch  habe mir in Füssen noch eine Radfahrhose mit dicker Geleinlage gekauft.  Mein Hintern hat genau an den Stellen, an denen es beim Fahren am meisten drückt, dicke schmerzhafte Pickel gebildet. Obwohl ich so eine Hose eigentlich 'affig' finde, habe ich schweren Herzens tief in meine Geldbörse gegriffen. Ich muss zugeben, diese Radfahrhose trägt sich wirklich sehr angenehm und im Gegensatz zu den bisherigen Etappen dieser Tour und auch zu meinen sonstigen Radtouren, hat der Hintern trotz der 77 km von Füssen nach Imst nicht einmal wirklich leidvoll Weh geklagt und nach einer baldigen Pause verlangt. Vielleicht liegt es ja auch zum Teil daran, dass ich heute die meiste Zeit kräftig in die Pedale treten musste. Wenn sich die gute Erfahrung in den nächsten Tagen bestätigt, sollte ich mich wegen meiner bisherigen Beschränkheit in den'Hintern beißen' und mich noch nachträglich heftigst über die vielen sinnlos ertragenen Schmerzen in den Pobacken ärgern.
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Etappe Öschle bei Kempten bis Füssen

Ungefähr 2 km nachdem ich den Campingplatz verlassen habe, geht der Weg übe eine längere Distanz heftigst  bergauf, mit Steigungen zwischen 8 – 11 % und so ist schon nach ca. ½ Stunde die erste Pause fällig. Auf der gesamten Etappe kommen immer wieder solche Steigungen vor, allerdings ist die Strecke dann kürzer.
Ich fahre fast ausschließlich auf Rad- oder geteerten Feldwegen und sehr wenig befahrenen Landstraßen, immer fernab verkehrsreicher Autostrecken. Die heutige Etappe ist nichts für Leute, die ländliche Alpenidylle verabscheuen. Es geht immer auf und ab (allerdings mehr auf als ab) durch hügelige Almwiesen mit Blick auf das nahe Alpenszenario. Das Alpenpanorama in der Milkawerbung ist nur ein lascher Abklatsch des realen Oberallgäu, durch das ich mit meinen Beinchen kurbele. Irgendwann passiere ich den Rottachsee und den Hopfensee. Letzterer ist mit Blick auf Schloss Neu-Schwanstein rund um den Ort Hopfen touristisch maximal erschlossen. 
Kurz nach Hopfen erreiche ich Füssen. Auch hier ist  der Tourismus in Hochform, vermutlich als Basisstation zur Erstürmung von Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau. Da rundherum Regenwolken aufziehne fahre ich gleich weiter bis zum Campingplatz am Forggensee, ca. 5 km nördlich von Füssen. Der Platz für Zelte liegt auf einer erhöhten terrassierten Wiese mit fantastischem Blick auf die Berge und den See. Kurz nach dem ich mein Zelt aufgebaut habe kommt noch ein Ehepaar mit einer 12-jährigen Tochter dazu, denen ich auf dem letzten Drittel der Etappe immer mal wieder begegnet bin. Sie befahren den Bodensee- Königsseeradweg, den ich bis hierher auch abgeradelt habe. 
Beim Aufbau des Zeltes werde ich von leichtem Nieselregen begleitet, der aber bald wieder aufhört, jedoch immer mal wieder kurz anfängt. Ein Weitblick rüber in die Berge und nach Füssen zeigt mir, dass es dort weit heftiger zugeht und ich gerade nochmal Glück gehabt habe.
Da die nächste Etappe über den Fernpass führt und für Morgen ab dem frühen Nachmittag ein langandauerndes Gewitter angesagt ist, beschließe ich, den folgenden Tag noch in Füssen zu bleiben. 
Der Link zur Tour:
Etappe Öschle - Füssen
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Meine Frau sagt mir, wo es lang geht!

Gestern hat mich ein Franzose in gebrochenem Deutsch nach dem Weg gefragt. Sein Rad war auch voll mit Packtaschen, in der Hand hatte er eine aufgeschlagene Straßenkarte. Er wollte wissen, welcher der  Wege an einer Kreuzung  nach „ich weiß nicht mehr wo“ führe. Ich habe ihm dann geantwortet: „ich weiss auch nicht wo ich bin, meine Frau sagt mir, wo es lang geht.“ Verdutzt sah er sich nach einer Begleiterin um, dann zeigte ich auf mein Knopf im Ohr und ich erntete ein Lächeln. Gemeinsam haben wir dann auf meinem Navi nach der richtigen Abzweigung gesucht.
Meine „Frau“ begleitet mich schon seit ein paar Tagen - mit Erfolg. Sie war  eigentlich schon die ganze Zeit bei mir. Ich habe ihre Attraktivität jedoch erst in Straßburg schätzen gelernt. Seit diesem Tag komme ich nicht mehr von ihr los. Morgens, wenn ich losfahre, stecke ich mir mein Knopf ins Ohr (eigentlich sind es ja zwei, ich höre sie nämlich in Stereo), schon ist sie bei mir und sagt mir, wo es langgeht. 
Dabei duldet sie keinen Widerspruch. So bald ich vom ‚richtigen Weg’ abkomme oder extra anders fahre, quengelt sie rum und sagt mir: „Du hast die Tour verlassen, bitte wende bei der nächsten Möglichkeit.“ Wenn ich ihr nicht gehorche, nörgelt sie die ganze Zeit weiter rum und sagt mir im vorwurfsvollen Ton, wie weit ich inzwischen vom Weg abgekommen bin.
Sonst kann ich mich im Großen und Ganzen auf sie verlassen. Aber wie schon in einem Gassenhauer aus einer Oper von Verdi vergnüglich gesungen: „La Donna e mobile“, scheint sie manchmal selbst nicht zu wissen, wo wir gerade sind und schickt mich erst nach links, dann nach rechts und gerade aus und wir landen dann auf irgendeinen Feldweg oder so. Dann fängt sie wieder an zu quengeln und sagt mir: „Du hast die Tour verlassen...“. Spätestens jetzt erwache ich verdutzt aus meinem Fahrradtraum und schaue zur Orientierung auf die Karte im Smartphone.
 
Wenn ich mich also einfach auf dem Sattel zurücklehne und mich nur auf meine Frau verlasse, landen wir mit großer Wahrscheinlichkeit in der Irre. Dennoch ermöglicht sie mir die meiste Zeit viele schöne Momente des ‚transzendenten Radelns’. Dann fahre ich einfach so dahin, gleite fast durch die Ort- und Landschaften, höre, fast schon im Unbewussten, auf ihre Stimme und wenn ich nicht ganz abgleite, merke ich auch, wenn sie Unsinn redet.
Meist liegt es daran, dass sie nicht mit meinem Tempo synchron läuft und ihre Ansagen raushaut, wenn es noch gar nicht soweit ist oder sie kommen auch mal eine Weile zu spät. Nun kennen wir uns aber schon einige Tage näher und ich merke immer öfter, wenn sie Fehler macht. 
Wenn wir auch kein perfektes Paar sind, so sind wir doch erfolgreich.
 Seit wir gemeinsam unterwegs sind, fahre ich entspannter. Ich bin jetzt viel viel mehr ausschließlich mit dem Radfahren und der Umgebung beschäftigt und muss nicht mehr mit aufgeschlagener Karte oder mit ständigem Blick auf mein Smartphone den nächsten richtigen Abzweig suchen.
Ich habe nur noch keinen Namen für meine Frau, sie hat sich auch mit keinem Namen vorgestellt. Vielleicht haben meine LeserInnen ja einen Vorschlag.
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Etappe Langenargen bis Öschle

Auf der Zeltwiese gibt es leider mal wieder kein W-LAN, zu abgelegen. Dafür ist es gemütlicher und muss nicht zwischen Wohnmobilen zelten. Daher nutze ich jetzt am Morgen, nach dem alles gepackt ist, die Gelegenheit vor dem Campingplatzsupermarkt und lade noch weitere Karten für die Offlinenavigation auf mein iPhone. 
Um 10.00 Uhr trete ich dann wieder in die Pedale. Die heutige Tour führt gleich entlang der Argen ins Landesinnere. Die Argen ist ein relativ breiter Wildbach mit vielen kleinen natürlichen Staustufen aus Felsbrocken. Bald wechseln sich auf der anderen Seite des Weges Obst- und Hopfenplantagen ab. Später kreuze ich die Argen immer mal wieder und fahre durch hügelige Wiesenlandschaften,, die vor kurzem gemäht wurden oder deren Heu gerade eingefahren wird. 
Der Weg verläuft mit wenigen Ausnahmen fernab von Schnellstraßen über Radwege oder asphaltierte Feldwege und kleine Straßen mit sehr wenig Verkehr. Das bleibt so bis Wangen im Allgäu und danach noch bis Eisenharz. In Wangen mit seiner schönen Altstadt, umrahmt von großen Türmen und Stadtmauern, mache ich Mittagspause. 
Die Strecke geht die ganze Zeit stetig bergauf, natürlich mit vielen ups and downs. In Buchenberg habe ich dann ungefährt 850 Höhenmeter erreicht, die höchste Stelle diese Etappe. Auf einer Anhöhe kurz nach dem ich den Ort passiert habe, bietet sich mir ein grandioser Blick über das sehr weitläufige  Kemptener Tal. Auf der nördlichen Seite ist es die Allgäuer Wiesenlandschaft, im Süden sind es die unzähligen Gipfel und Bergspitzen der Alpen.
Um 19.15 Uhr erreiche ich den Campingplatz, diesmal mit einer sehr schönen ebenen Zeltwiese, die mit Büschen aufgelockert ist. Da es nach dem Aufbau des Zeltes schon 20 Uhr ist und ich außerdem von den vielen Steigungen schlapp bin, bestelle ich mir in der Gaststätte auf dem Campingplatz was zu Essen, obwohl ich die für heute und morgen Abend eingekauften Kochzutaten 25 km mitgeschleppt habe und auch morgen wieder durch die Gegend kutschieren werde.
Der Link zur Etappe:
Fahrradtour nach Camping Öschlesee Dopfer bei Kempten
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Ein Tag am Bodensee

Gleich am Morgen mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Campingplatz und werde sogar noch näher an Langenargen, am Hafen, fündig und bekomme sogar noch einen freien Platz auf einer Zeltwiese zugeteilt und bleibe daher noch einen weiteren Tag am Bodensee.

Der Umzug ist schnell erledigt und anschließend fahre ich ins nahe gelegene Lindau. Am späteren Abend sitze ich mit meinem Stuhl am See und genieße den wunderschönen orangenen ‚Sandmännchenmond’ beim Untergang über der Schweiz auf der anderen Seite des Sees. 

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Etappe Wangen/Bodensee bis Langenargen

Die Etappe  führt auch heute meist abseits von verkehrseichen Straßen, doch muss ich mir den Radweg diesmal mit vielen anderen Radtouristen teilen. Der Fremdenverkehr rund um den See ist doch ganz erheblich. Heute ist die Tour meist ziemlich flach, nur an wenigen Stellen sind erhebliche Steigungen zu bewältigen. In Radolfzell kaufe ich mir eine neue Unterlegplane für mein Zelt, da die alte zu klein und inzwischen auf löcherig ist. Kaum das ich in Konstanz angekommen bin, geht auch schon die Fähre nach Friedrichshafen los. Von Konstanz sehe ich daher nur den Fährhafen – schade!
Der angepeilte Campingplatz bei Langenargen ist übervoll und für mich ist nur noch ein sehr bescheidenes Plätzchen hinter dem Toilettenhaus frei. Da ich keine Lust habe, noch etliche Kilometer bis zum nächsten eventuell auch vollen Zeltplatz zu strampeln, nehme ich zähneknirschend den mir zugewiesenen Platz.
Doch der Abend am Bodensee entschädigt den Frustplatz mehr als genug. An einem lauen Abend sitze ich am Steinstrand in meinem heiß geliebten Campingstuhl und schaue auf das in der Ferne liegende Ufer in der Schweiz. In noch weiterer Ferne flößt mir das Schattentheater der Alpen ordentlich Respekt ein. Ich versuche mir vorzustellen, an welcher Stelle ich die Berge wohl passieren werde.
Nebenbei koche mir eine leckere Gemüsepfanne mit frisch geernteten Drillingen, dazu Apfelwein der Region - lecker, lecker! Falls morgen noch ein besserer Platz für mich frei ist, überlege ich, noch eine weitere Nacht zu bleiben, bevor ich dem Wasser, das mich bisher auf meiner Tour begleitet hat, für die nächsten Tage ade sage. Ab dem Bodensee sind dann vorerst auch viele Steigungen und Abfahrten angesagt, da ist mir eine kleine vorbereitende Pause zur Einstimmung ganz willkommen.
Jenseits der Touristikrouten wird es auch nicht mehr so einfach sein, überhaupt einen Campingplatz zu finden. Wenn die Sonne weiterhin so unzuverlässig scheinen will wie in den letzten Tagen und Regen und Kälte drohen, verspüre ich auch wenig Lust, mein Zelt irgendwo in der ‚Wildnis’ aufzuschlagen.
Der Link zur Tour (auf der Fähre hat das Navi weiter aufgezeichnet, so stimmen z.B. gefahrene km usw. nicht):
Etappe Wangen bis Langenargen
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Etappe Hohentengen bis Wangen am Bodensee

Ade entspannte Raserei!
Mit dem Aufbruch am Morgen warte ich, bis wenigstens der Regen aufhört. So fahre erst um 13.00 Uhr los, ich sollte besser schreiben „ich krieche los...“. Gleich nach dem Campingplatz muss ich mit noch kalten Beinen über 500 Meter eine Steigung von 8 – 16% überwinden. Danach fahre ich erst mal sehr gemütlich weiter. So einen Kaltstart mögen weder mein Herzchen noch meine Beinchen. Diese heftigen Steigungen gibt es bis Wangen immer mal wieder, auch sonst führt der Radweg eher durch hügeliges Gelände. Das ist schon mal ein Vorgeschmack auf die Alpen und zunächst das Alpenvorland.
Der Weg führt die meiste Zeit durch landwirtschaftlich geprägtes Gelände, bis auf einige Ausnahmen abseits von viel befahrenen Straßen. Dabei wechsele ich immer mal wieder die Grenzen der Schweiz und Deutschland. Irgendwann bin ich so in einem Radeltrott, dass ich oft nicht mehr weiss, in welchem Land ich mich nun befinde. Verursacht wird das sicher auch dadurch, dass ich die Strecke nach der Stimme aus dem Navi abfahre und kaum noch auf die Karte schaue. Manchmal werde ich durch das jeweilige Staatswappen mitten im Feld daran erinnert, ohne dass jedoch ein offizielles Grenzgebäude sichtbar wäre. 
Das einzig aufregende auf dieser Etappe ist der ‚Reinfall’ von Schaffhausen. Die herabstürzenden Wassermassen sind ja eigentlich ganz spektakulär. Doch die Masse der Sightseeing-Boote, die im Minutentakt am Rande der Gischt vorbeiziehen, die unzähligen Leute, die sich den Felsendom inmitten des Rheins hochdrängeln und den Menschenmassen, die von den Felsenfahrstühlen ausgespuckt werden, um auf die diversen Aussichtsplattformen zu eilen, verderben trotz Getöse das Ambiente des Wasserfalls  und werden zur eigentlichen Attraktion. 
Eine Stunde bevor ich in Wangen einfahre, wird das Wette wieder ungemütlich und leichter Sprühregen setzt ein. Als ich um 19.00 Uhr in Wangen ankomme, hört der Regen wieder auf. Doch inzwischen hat es merklich abgekühlt. Am Abend sind es dann nur noch sehr bescheidene 15 Grad. Das ist mir für entspanntes Kochen zu kühl und esse daher Bratheringe aus dem Glas mit rohem Gemüse und Obst. Der Zeltplatz in Wangen ist diesmal auf einer Badewiese am Bodensee. Daher muss ich das Zelt am nächsten Morgen um 9.00 Uhr wieder abgeräumt haben.
An meinem Blog kann ich an diesem Abend auch nicht schreiben - kein Internetempfang auf der Wiese, außerdem ist mir alles zu kalt und zu feucht. So verkrieche ich mich früh in meinen Schlafsack und lese noch ein Weilchen. Auch mal ganz schön. Dazu bin ich bisher nur sehr wenig gekommen. Kochen, Planung der nächsten Etappe und Blog schreiben brauchen viel Zeit.
Der Link zur Tour:
Hohentengen bis Wangen
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Etappe Saint-Louis bis Hohentengen

Am Morgen ist das Zelt durch die hohe Luftfeuchtigkeit wieder klitschnass und ich komme daher erst um 10.15 Uhr los. Bis Bad Säckingen fahre ich ziemlich gemütlich vor mich hin und habe um 15:00 Uhr 50 km geschafft. Der nächste Campingplatz ist allerdings noch ungefähr weitere 50 km entfernt. Um 19.00 Uhr habe ich dann Hohentengen erreicht.  Diesmal sogar ohne, dass mir die Hände wehtun oder kribbeln. Das ist vermutlich dem  neuen Vorbau geschuldet. Durch den habe ich jetzt eine aufrechtere Sitzposition. Während der Etappe gestern habe ich mir jedoch eine kleine Blase am rechten Daumenwurzel zugezogen.
Der Radweg ist bis Bad Säckingen eher nervig. Er führt die meiste Zeit entlang Schnellstraßen oder Autobahnen. Ich hätte wohl besser die Strecke auf der Nordseite des Rheins nehmen sollen. Insgesamt ist der Weg im Vergleich zu den letzten Tagen relativ hügelig. Eigentlich wollte ich in  Basel ein wenig verweilen. Doch irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. 
Der Campingplatz in Hohentengen liegt recht schön am Rhein, für Zelter gibt es wieder eine extra Wiese, an deren Rand noch ein Bach den Hang hinunter plätschert.
Das Wetter war den ganzen Tag über angenehm warm, sonnig und wolkig. Ab 20.30 Uhr setzt jedoch ein leichter Regen ein, der bis nächsten Morgen um 12.00 Uhr durchhält. Da nun beim Frühstück viel Zeit bleibt, komme ich mit einer Gruppe von Kanufahrern ins Gespräch.
 
Der Link zur Etappe:
Saint-Louis bis Hohentengen
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Etappe Staufen bis Saint-Louis

Zunächst fahre ich auf Umwegen rund 15 km bis zum Rhein. Der Rheinauenweg ist sehr schön – nicht asphaltiert aber dennoch eine gut befahrbare befestigte Strecke. Sobald ich den Rhein erreicht habe, mache ich eine kleine Verschnaufpause an einem schönen erhöhten Rastplatz, von dem ich den Fluß gut überblicke. Hier ist er sehr flach und manche waten auch in ihm herum. Einige Felseninseln ragen aus dem Flußbett hervor.  An einer Stelle sehe ich einen Mann, der im Kiesbett herumgräbt und die Steine mit Sieb und Teller auswäscht. Eine Frau aus der Schweiz, die vorher eine Weile mit ihm geschwätzt hat, erzählt mir, dass er nach Gold sucht. Während der späteren Weiterfahrt sehe ich dann noch einige ‚Goldsucher’. 
Als die Schweizerin (ungefähr mein Alter) mein bepacktes Fahrrad sieht, berichtet sie mir, dass sie vor kurzem auch auf großer Tour mit Rad, Hund und Anhänger unterwegs war. Sie zieht dann sage und schreibe 55 Kg (incl. Hundefutter) durch die Gegend. Bergab sitzt der Hund dann noch hinten drauf. Für bergauf hat sie ihren Schäferhund von klein auf zum Ziehen trainiert und so wird er zur Mithilfe eingespannt. Nun fährt sie mit ihrem Womo durch die Gegend. Da sie beklaut wurde, hat sie erst mal unterbrochen. 
Der Radweg verläuft bis zum Ziel meiner Etappe fast ununterbrochen am Fluss, auf deutscher Seite. Obwohl die Autobahn nicht weit ist, ist es hier sehr angenehm und die Rheinauen mit ihren Biotopen sind wirklich sehenswert. Kurz vor Basel geht es rüber nach Saint-Louis im französischen Teil des Dreiländerecks. Hier finde ich tatsächlich den versteckten kleinen ‚Camping au Petit Port’. Ohne Internet hätte ich allerdings nicht von seiner Existenz gewusst, da er weder auf meiner Karte noch in meinen Campingapps verzeichnet ist. Obwohl alles drum her rum dicht bebaut und nicht besonders schön ist, hat dieser Platz mit einer kleinen grünen Wiese und einigen Bäumen seinen eigenen Charme. Zudem ist er unverhofft ruhig, nachts als erster Platz meiner Tour auch unbeleuchtet und wird vor allem von RadfahrerInnen mit Zelten frequentiert.
 Nur ein kleines Haar ist in der Suppe. Der Campingwirt duldet auf seinem Platz nur wenige Wohnmobile - das alleine ist ja für ZelterInnen ganz sympathisch. Bei meiner Anmeldung ignoriert er mich zunächst völlig, gibt auch auf meine mehrfache Begrüßung keinen Mucks von sich und kramt weiter auf seinem Schreibtisch. Nach gefühlten 10 Minuten spricht er mich dann mit „Den Pass bitte...“ an. Danach wird er doch etwas gesprächiger und ich bekomme alle notwendigen Infos. Mit französischen Besuchern ist er wesentlich aufgeschlossener. Dabei kann ich wohl froh sein, dass er mich, trotz seiner launischen Stimmung, auf den Platz gelassen hat. Ein deutsches Pärchen mit Wohnmobil hat er wieder weggeschickt, weil angeblich kein Platz mehr wäre. Als ihn Jemand in Deutsch scherzend darauf anspricht (offenbar ein Dauercamper, der ihn gut kennt) und wissen wollte, warum er so unfreundlich ist, erwidert er grummelnd, sie sollen doch wieder rüber nach Deutschland fahren, ich hab genug Geld verdient und verschwindet darauf erst mal für einige Zeit in seinem Holzhäuschen auf dem Campingplatz, ohne dass an der Rezeption ein Hinweis angebracht ist.
Der Link zur Tour: Etappe Staufen bis Saint-Louis

https://www.komoot.de/tour/6354428?ref=wtd

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4 Tage im Breisach

Am Donnerstag

Nach rund 1.000 gefahrenen Kilometern ist Pause angesagt. Da zudem noch eine mächtige Gewitter- und Regenfront angekündigt ist, die mehrere Tage andauern soll, werde ich erst am Montagmorgen weiterfahren. 
Am Donnerstagvormittag ruhe ich mich einfach nur aus. Um 13.00 Uhr treffe ich mich mit Berit und den Kids und wir fahren mit Bahn, Bus und Seilbahn rauf zum 1.414 Meter hoch gelegenen Belchen. Das bereits für den frühen Nachmittag angekündigte Gewitter kommt doch noch nicht und wir  können den Tag unbeschwert genießen. Die Sicht ist allerdings vom Dunst getrübt. So bleibt uns der eigentlich mögliche Weitblick bis zum Mont Blanc verwehrt. 
Auf der Rückfahrt kündigen sich nun doch die ersten Gewitterwolken an und bald ist oben im Berg auch der erste Donner zu hören. Bei einem eingelegten Zwischenstop in Münstertal werde ich daher unruhig und wir brechen bald darauf wieder auf. 
Auf dem Campingplatz verstaue ich alle nicht notwendigen Sachen in den wasserdichten Packtaschen, zurre das Zelt noch mal ordentlich fest und fahre, da das Gewitter hier unten noch fern scheint, zum Einkaufen. Kaum zurück, überlege ich,  ob noch Zeit zum Kochen bleibt. Doch schon zieht ein kräftiger Sturmwind auf. Die Gäste mit den Wohnmobilen und Wohnwagen fahren eiligst die Markisen ein, räumen Sat-Schüssel und anderes zusammen und verdrücken sich in ihren ‚Kombüsen’. Ich krieche in mein Zelt und statt zu kochen verdrücke ich bei aufkommendem Regen ein paar Schnitten mit Käse. 
Kaum habe ich alles wieder verstaut, geht das Gewitter nun richtig los. Der Platz unter einem großen Baum schützt mich zwar vorerst vor den heftigen Regentropfen, jedoch nicht vor den Wassermassen. Bald baut sich vor dem Zelt ein kleiner See auf. Das Wasser schiebt sich schließlich unter die extra unter das Zelt gelegte starke Baumarktfolie hindurch. Der Boden um das Zelt herum wird zu einer braunen puddingartigen Masse, auch unter mir wabert es unheimlich, sobald ich mich bewege. 
Aber, o Wunder, das Zelt hält dennoch dicht, sein Boden jedoch nur dank der zusätzlichen Folie. Die Nacht über ist es dann relativ ruhig und ich kann mich unbesorgt schlafen legen
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Etappe Straßburg bis Staufen

Da es wieder ein heißer Tag werden soll und rund 100 km für die Etappe bis Staufen geplant sind, habe ich in meine ‚Tanks’ erneut mit 5 Liter Flüssiges aufgefüllt. Zur Orientierung bis zum Stadtrand leistet mir die Stimme aus dem Fahrradnavi nochmals gute Dienste.
Die Suche in einem riesigen Super-U mit Elektronikabteilung nach Ersatz für mein abgesoffenes Equipment hat leider zu keinem Erfolg geführt. 
Dafür geht es, nach dem ich die Stadt verlassen habe, sehr zügig voran. Meine Beinchen haben nach dem Pausentag viele ‚Körner’ gesammelt und das Tempo liegt im Schnitt bei 22 km/h, dennoch bleibe ich gut im aeroben Bereich. Die Strecke ist die nächsten rund 40 km fast gerade und eben, hat wenig Schleusen am Canal du Rhone au Rhin, der neben dem Radweg verläuft - auch Ortschaften sind nur abseits des Weges zu sehen. 
Irgendwann auf der Strecke mache ich an einer Stelle, an der einige RadlerInnen rasten, durch dezentes Klingeln auf mich aufmerksam, da sie zum Teil auf dem Radweg stehen. Eine Frau, die vor mir ebenfalls reletiv langsam an der Gruppe vorbeifährt, dreht sich um, sieht offensichtlich meinen vollbepackten Goldesel und tritt kräftig in die Pedale. Sie hält die hohe Geschwindigkeit konstant bei, schaut sich aber ab und zu nach mir um. Damit provoziert sie meine Erinnerung an das eBikesurfen und ich gebe ‚Gas’. Nach etwa 2 km anstrengendem Kurbeln habe ich ihren Vorsprung aufgeholt, um von nun an in ihrem Windschatten zu bleiben. Immer mal wieder schaut sie sich nach mir um und fährt so 26 – 30 km/h. Da es um mich herum nichts Spektakuläres oder Neues zu sehen gibt, halte ich mit und muss mich nur wenig mehr anstrengen wie zuvor mit 22 km/h.
Doch der Windschatten ist schon bei leichten Steigungen und Kurven an den Schleusen  ein untreuer  Geselle und lässt sich nur zu gerne von anderen bekannten Kräften aus dem Reich der Physik beeindrucken. Nun entschleunigen mich mit meinen enormen Zusatzgewichten mit jedem Höhenmeter ganz schnell Anziehungskraft und mit jedem Kurvenmeter die ‚Zentrifugalkraft’. Nach dem Passieren einer Schleuse muss ich erst mal wieder mit viel Körpereinsatz und Geduld die Massenträgheit überwinden, um wieder die Gunst des Windschattens zu erheischen. Zu meinem Glück wird auch die Frau von weiteren physikalischen Prinzipien behndert. Sie hat ihren Sattel viel zu niedrig eingestellt und fährt auch noch mit dicken Stollenreifen. So gelingt es mir immer wieder, sie einzuholen. Ohne diese Handycaps wäre sie mir schon längst davon geradelt.
Nach knapp 30 Kilometern nutzt sie dann eine Abzweigung zu einen nicht weit entfernt liegenden Ort. Ein leider zu spät hinterher gerufenes „Merci“ hat  sie wahrscheinlich nicht mehr vernommen. 
Ich versuche noch 2 weitere Kilometer das Tempo zu halten, doch mein Atem reicht ohne sie nicht und ich mache Mittagspause. Ein paar Tage später, beim Aufschreiben auf dem Rathausplatz in Staufen, bin ich selbst immer noch erstaunt, wieviel Windschattenfahren doch ausmacht.
Auf der Höhe von Marckolsheim verlasse ich Frankreich, passiere den Rhein über 2 Brücken und bleibe noch bis Breisach auf deutscher Seite weiterhin auf Radwegen in der Nähe des Flusses. Bis Staufen fahre ich anschließend für die letzten rund 30 km neben einer Bundesstraße. Mal abgesehen davon, dass dieser Abschnitt nach 75 km ohne Autos etwas nervt, macht sich hier die große Hitze ohne Schatten spendende Bäume an der Straße mit Temperaturen größer 35 Grad bemerkbar. Mein Smartphone, dass ich eigentlich zur Orientierung benutze, lädt sich unweigerlich mit Hitze auf. Da es diese Energie leider nicht für sich nutzen kann, verpacke ich es in meiner Lenkertasche, bevor es wegen Hitzestau den von  Apple eingehauchten Geist aufgiebt.
Auch ich selbst habe das Gefühl, dass mir die Sonne gleich die Haut verbruzelt, trotz einer dicken Schicht Sonnencreme. Auch meine Beinchen haben wohl die meisten Körner am Kanal verbraucht,, so dass die Strecke von Breisach bis Staufen recht mühsam wird. Am Ortseingang von Staufen findet sich ein Supermarkt. Obwohl es bis zum Campingplatz nur noch etwa 2 km sind, halte ich hier, decke mich mit Getränken und Lebensmitteln ein und mache erst mal Pause.
Am Campingplatz erwarten mich schon Berit, Tjark und Kjell, die sich in Staufen für 3 Wochen zur Kur aufhalten. Nach dem Einchecken gehen wir zum Spielplatz. Am Abend koche ich mir relativ aufwändig kleine Kartoffeln mit Pilzrahmsauce und in der Pfanne gebratenem Bauchfleisch. Der Luxus war nach der anstrengenden Tour jedoch auch nötig und lecker. 
Link zur Etappe:
Straßburg - Staufen
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Orientierung in Straßburg

Dank meiner App auf dem iPhone für Fahrradnavigation läuft die Orientierung in Straßburg sehr gut. Ich habe einfach vorher in dem Programm alle Punkte in der Stadt angegeben, die ich anfahren wollte, dann den Kopfhörer eingestöpselt und mich von einer weiblichen Stimme im deutsch ausgesprochen Französisch (hörte sich an wie mein Mitbewohner) durch die Stadt leiten lassen – funktioniert mit wenigen Ausnahmen sehr gut. 

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Abgesoffen und abgeschnitten

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz habe ich noch einen `Großeinkauf´ fürs Kochen und für den nächsten Tag eingeschoben. Als ich dann meine Sachen ausräumte, packte ich in eine vollgesogene Klopapierrolle. Ein Tetrapak mit Traubensaft war an der untersten Stelle undicht und der ganze Liter mit der eigentlich köstlichen Flüssigkeit für den nächsten Tag hatte sich unten in der Fahrradtasche gesammelt. Da die Ortliebtaschen nun mal in beide Richtungen wasserdicht sind, ist auch nichts abgeflossen. Zum Glück hatte ich das meiste elektronische Equipment oben auf liegen. Jedoch mein Ladegerät für das iPad und das zusätzliche große Akkupack und das Verlängerungskabel waren neben einigen Klamotten in der klebrigen Tunke abgesoffen. 
Da ich auch kein Stromanschluss in greifbarer Nähe hatte, musste ich von nun an mit der noch vorhandenen Energie in Tablet, Smartphone und Akkupack sparsam umgehen. Ein passendes Ladegerät habe ich erst 3 Tage später in Freiburg aufgetrieben. So konnte ich meinen Blog in der Zwischenzeit nicht weiterführen. 
Am Freitagnachmittag hat mich meine besorgte Schwester angerufen und wollte wissen, ob ich noch lebe. Sie und die anderen meiner Familie in Norddeutschland, die meine Einträge wohl regelmäßig verfolgen, hatten mehrere Tage keinen neuen Eintrag in meinem Blog gefunden. 

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Straßburg

Straßburg ist sehenswert!
Allein schon durch die vielen Kanäle und Flussarme ist sie vielerorts spürbar eine Stadt am Wasser. An manchen Stellen sieht man alte Flussschiffe, wieder hergerichtet als Cafe, Theater, Museum oder Wohnung auf dem Wasser.
Auch die elsässisch geprägte Altstadt finde ich sehr schön und hat mich an vielen Stellen zum Verweilen eingeladen, nicht zuletzt auch das beeindruckende Straßburger Münster. Ein Wermutstropfen sind die vielen Touristen, war aber dennoch erträglich.
Am meisten in Erinnerung behalte werde wohl das bisher leckerste Eis der letzten 60 Jahre, das ich in einer Bio-Eisdiele in einer Seitenstraße vom Platz am Münster entdeckt habe. Vor allem das Schokoladeneis hat unglaublich gut geschmeckt. Dazu wurden nicht einfach 2 Kugeln in eine Waffel geklatscht, sondern eine der Frauen hinter dem Tresen hat mit den beiden von mir ausgesuchten Eissorten mit einem Spatel, assistiert von einer noch anzulernenden weiteren Servicekraft, kunstvoll eine Blume geformt. Auf einem Hocker vor der Eisdiele sitzend, durfte ich es dann, begleitet von einem Straßenmusiker, der auf einer Steelgitarre Jazzmusik spielte, genussvoll schlecken. 
Wenn es auch Michelin-Sterne für Eisdielen zu verteilen gäbe, so hätte diese nach meinen unausgebildeten Gourmet-Geschmacksnerven volle 3 Sterne verdient.
Link Tour Straßburg
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Etappe Lutzelburg bis Straßburg

Da ich nun schon seit 12 Tagen an Flüssen und Kanälen entlang radele, gibt es dazu nicht mehr viel Besonderes zu berichten. Die Tour geht bis Straßburg immer direkt entlang des Marnekanals, nur der Weg wechselt mal von rechts nach links und umgekehrt. Nennenswerte Höhenunterschiede gibt es wegen des Kanals nur an den Schleusen. Da ich schon seit Konz bis ca. 14.00 Uhr leichten Rückenwind habe, geht es schon die ganzen Tage trotz des vielen Gepäcks relativ flott voran. 
Da ich am Morgen ohne großes Frühstück losgefahren bin, habe ich nach dem Wochenende in Saverne meine Vorräte an Essen und Trinken wieder aufgefüllt. Vor allem mit Getränken habe ich mich reichlich eingedeckt – insgesamt 5 Liter habe ich am ganzen Fahrrad verteilt. Da der Tag wieder sehr heiß wird, an den Fahrradwegen in Frankreich im Unterschied zu Deutschland so gut wie keine „Tankstellen“ zu finden sind und die Route bis kurz vor Straßburg keine wirklichen Ortschaften streift, bleibt mir auch nichts anderes übrig.
Die Einfahrt in Straßburg ist bis ins Zentrum sehr angenehm. Ich muss keine hässlichen Vororte oder Industriegebiete passieren und bleibe fast bis zur Stadtmitte an Gewässern. Unterwegs geht es auch an den beeindruckenden Gebäuden des Europäischen Parlaments und des Europarats vorbei. 
Der erste Eindruck von der elsässischen Hauptstadt ist bei der Durchfahrt bis zum vom mir angepeilten Campingplatz im südlich Teil der Stadt sehr beeindruckend. Nur der Campingplatz ist nicht dort, wo er laut Karte sein soll. Ein anderer ist auch nicht in der Nähe verzeichnet. Da ich inzwischen bereits wieder 70 km geradelt bin, werde ich etwas nervös. Aber dank Smartphone und Internet finde ich schließlich einen, sogar wesentlich näher zum Zentrum als der auf  der Karte verzeichnete. Dennoch bin ich 10 km vergeblich geradelt und das auch noch entlang einer verkehrsreichen Schnellstraße.
Der Campingplatz ist ganz schön gelegen, kostet aber 25 EUR pro Nacht! Dennoch beschließe ich, eine weitere Nacht zu bleiben, um mir die Altstadt anzusehen.
Da mein Fahrradnavi diese Etappe zwischendurch nicht aufgezeichnet hat, stimmen die ganzen Angaben, die unter dem folgenden Link zu finden sind nicht. Der Vollständigkeit wegen habe ich ihn dennoch veröffentlicht:
Lutzelburg  -  Straßburg
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Etappe Keskastel bis Lutzelburg

Bereits seit gestern hat der Radweg kurz hinter Sarreguemines den natürlichen Flußlaufs verlassen  und führt seitdem immer direkt neben dem parallel verlaufenden Saarkanal. Der Fluß selbst führt im Vergleich zum Kanal nur noch wenig Wasser. Dafür ist er unbegradigt und mäandert in vielen Schleifen und teilweise in mehreren Armen und sich selbst überlassenen Biotopen dahin.
Die Gegend selbst ist eigentlich recht schön. Rechts und links sind meist grüne Wiesen in  leicht hügeliger Landschaft zu sehen. Sogar Kühe, Pferde und Schafe gibt es oft noch auf den Weiden zu sehen. Ich weiß, Liebhaber karger mediterraner Gegenden,  die auch noch mit Olivenplantagen durchzogen sind, kräuseln jetzt ihre Stirn, mir gefällt es dennoch. Die Landschaften Südeuropas können mich allerdings ebenso entzücken.
Da der Kanal an der Saar ziemlich gerade verläuft, gibt es fahrtechnisch wenig Abwechslung. Auch wesentliche Steigungen oder Gefälle bleiben wegen des Kanals ähnlich einer Eisenbahnlinie aus. Da es rechts und links oftmals hügelig ist, wird der Höhenunterschied mit vielen Schleusen überwunden, an  manchen Stellen sind auf kurzer Strecke gleich mehrere hintereinander. 
Da brauchen die vielen Hausbootkapitäne sehr viel Geduld. Da sie ohnehin nur mit 10 – 15 km/h unterwegs sind, scheinen sie es eher gelassen zu nehmen und grüßen mich oft, während ich an ihnen vorbei radele. Die meisten `Passagiere´ dösen irgendwo auf dem Vorderdeck oder sitzen neben dem lenkenden Vadder und blicken in die langsam vorbeiziehende Landschaft. Vielleicht sind sie auch ganz froh über die häufige Abwechslung, die eine Schleuseneinfahrt bietet.
Da der Radweg am Kanal sehr eben ist und eigentlich immer geteert, komme ich trotz der 32 Kilo Gepäck sehr gut voran. Da es am Saarradweg kaum Möglichkeiten zur `Einkehr´ gibt, nehme ich mir am Morgen gleich 4 -5 Liter Flüssigkeit mit, damit ich ausreichend zu trinken habe. Auf der Etappe gestern war es jedenfalls schwierig unterwegs Getränke zu bekommen.
Einige Kilometer nach Mitterheim wechsele ich die Richtung und fahre jetzt ostwärts mit dem Zwischenziel Straßburg. Nach dem Verlassen des Saarkanals wird es gut hügelig und meine Beine und mein Seelchen müssen sich auf die neue Anstrengung und das wesentlich langsamere Vorankommen einstellen. Nach einiger Zeit erreiche ich den Marnekanal. Der Radweg verläuft jedoch nicht direkt daneben, sondern folgt den Höhen und Tiefen, die der Elsass zu bieten hat, immer unweit des Kanals. 
Erst die letzten ca. 15 km verläuft der Weg nun entlang eines stillgelegten sehr alten Verlauf des Marnekanals. Dieser Teil wird offensichtlich immer noch mit ein wenig Wasser versorgt und es hat sich in Folge dessen ein wild wucherndes Biotop im Kanal entwickelt. An einigen Stellen bleibt es scheinbar ganz sich selbst überlassen, in anderen Bereichen wurden wohl gezielt Sumpfwasserpflanzen angesiedelt.
Am Ende dieses Biotops mache ich mal wieder eine kleine Rast und habe nach rund 70 km eigentlich genug vom Radeln, muss aber noch weitere 25 km bis nach Saverne zum nächsten mir bekannten Campingplatz fahren. Zufällig entdecke ich auch hier ein kleines Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz unweit vom Rastplatz.
Heilfroh erreiche ich mit müden Beinen, auch wegen der langen Etappe vom Vortag, einen gemütlichen kleinen Platz mit einem netten Ehepaar als Betreiber. So wie mir erging es noch 2 weiteren RadlerInnen, die nur durch Zufall das Schildchen ca. 10 km vor Lutzelbur in einer `verlassenen´  Gegend entdeckt hatten.
Kaum hatte ich das Zelt aufgebaut und mich nach dem Essen für eine Stunde dem Blog hingegeben, da zog ein ziemlich heftiges Gewitter auf. Ich war ziemlich besorgt um die Dichtigkeit meines neuen Leichtzeltes. Doch es hat, o Wunder, dem schweren Regen, der die ganze Nacht über runterging, standgehalten. Nur am Kopf- und am Fußende, wo die dicke Unterlegplane nicht hingereicht hat, war der Boden leicht durchfeuchtet.
Ein anderer Radfahrer aus England hat im Regen 2 Stunden versucht, sein `Tarp´ aufzuspannen - Hilfe wollte er nicht. Eine Seite hat er schließlich an seinem Fahrrad befestigt, die andere im Baum. Er und seine Sachen sind ziemlich schnell ziemlich nass geworden. Er hat die Nacht dann sitzend im Toilettenvorraum verbracht. Meinen Hinweis, er  solle sich doch lieber in das WiFi-Zelt legen hat er ignoriert. So hat er mir am nächsten Morgen nicht so richtig leid getan, als er mit dem Auswringen und Aufhängen der nassen Sachen beschäftigt war.  Eine junge Australierin im Minizelt neben mir hat die Nacht auch trocken überstanden. Ihre regenfesten Packtaschen hingen über Nacht am Fahrrad. Am Abend hatte sie den Engländer und sein `Tarpambiente´ auf ihren Block gezeichnet.
Link zur Etappe:
Keskastel bis Lutzelburg
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Etappe Merzig bis Keskastel

Gestern am späten Abend zog sich der Himmer immer weiter zu und von der Ferne rückte das Wetterleuchten immer näher. Blitz und Donner sind dann doch an Merzig vorbei gezogen, lediglich einige kurze Schauer sind in der Nacht runter gekommen. Die hat mein Zelt gut überstanden.
Der erste Teil der Strecke ist wieder recht schön. Bald folgen jedoch am gegenüber liegenden Ufer die Schönheiten der Stahlindustrie im Saarland. Auch einige Leichen der Hochöfen für die Eisen- und Stahlerzeugung sind darunter. Wenn es auch im landläufigen Sinn keine schön anzusehende Bauwerke sind, so sind sie dennoch interessant.
In Saarbrücken mache ich am Rande eines großen Volksfestes an der Saar eine längere Pause. Bei dem Fest geht es um  ein Wettrennen in „Drachenbooten“. Von überall her kopmmen Menschen mit einem Paddel unterm Arm. Den Wettkampf warte ich aber nicht mehr ab. Ein Gastwirt scheucht mich von meinem Plätzchen auf, da ich nichts bei ihm bestellt habe. Ich schaue eigentlich vom Uferrasen dem Treiben zu und hatte nicht den Eindruck, dass die Bank am Flussufer zum Biergarten gehört. Dennoch nutze ich die Gelegenheit und fahre weiter.
Kurz nach Saarbrücken führt der Radweg dann schon durch Frankreich, immer entlang der Grenze und der Saar. Eine Besonderheit stelle ich hier fest. Gleich nach der Grenze sind Hinweise zur Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h auf den Weg gemalt. Das blieb so auf dem gesamten Saarweg. Daran gehalten haben sich aber nur die GemütlichfahrerInnen.
Bis Saarbrücken waren auf der Saar immer noch Lastschiffe unterwegs. Das ändert sich aber ab hier. Der Fluß wird gleich viel schmaler und hier sind nur noch private Boote unterwegs, meist Hausboote.
Der Radweg führt ab Saarbrücken fast immer entlang der Saar und immer ohne Verkehr, meist ist dieser sogar weitab. Der letzte Campingplatz war für meine normale Tagesetappe von 50 - 80 km auf meiner Karte in Deutschland verzeichnet, so dass ich mich auf Wildcamping einstelle. Durch Zufall entdeckte ich bei einer Rast jedoch ein Schild mit einem Hinweis auf einen Campingplatz in Keskastel. 
Mein Tacho meldet mir für diesen Tag schon über 85 km und der nächste Campingplatz soll laut ADAC-Campingapp noch mehr als 40 km entfernt sein. Nach weiteren 15 km finde ich einen riesigen Campingplatz, sehr schön an einem Badesee gelegen. Den probiere ich nach dem Zeltaufbau gleich aus, am Morgen kurz vor der Abfahrt gleich noch einmal.
Link zur Etappe:
Merzig - Keskastel
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Abends in Merzig

Während ich gerade 2 Blogs zu den Etappen an der Lahn schreibe, zieht sich der Himmel zu. Die Pausen zwischen dem Wetterleuchten werden immer kürzer und der Donnergroll kommt näher und näher. Zwischendurch habe ich mein Zelt noch mal ordentlich festgezurrt und alles was nicht benötigt wird in den Packtaschen verstaut.
Meine Wetterapp meldet mir, dass die Gewitterfront gerade so an Merzig vorbeizieht. Aber die nächste noch größere Front folgt schon aus dem Süden – kein Wunder bei dem überaus heißen Tag heute. Mal sehen, ob ich die Nacht und den nächsten Tag trocken überstehe.

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Etappe von Konz bis Merzig

Gestern nachmittag und heute morgen habe ich die Gelegenheit genutzt, meine Badehose ausgepackt und bin vom Ufer des Campingplatzes in die Saar gesprungen – schön erfrischend.
Der Tag heute ist ziemlich heiß, so 34 – 40 Grad in der Sonne.
Die Saar ist gleich wesentlich ruhiger bzgl. Schiffs- und Bootsverkehr. Auch der Radweg entlang der Saar hat weniger Verkehr. Die Etappe ist bis Saarburg sehr schön. Vor allem der kleinere Fluß hat einen wesentlichen Anteil an der Stimmung. Ich vermisse jedoch die Weinberghänge der Mosel.
Saarburg liegt sehr schön am Hang. Die Stadt soll eine schöne Altstadt haben und eine Burganlage obendrein. Ich sehe mir die Stadt dennoch nicht an, mir ist es einfach zu heiß. Ab hier verläuft der Radweg meist entlang viel befahrener Straßen. Zwischendurch ist dann doch ein Wechsel auf die andere Seite auf einen schmalen befestigten Weg möglich. Hier ist es wieder richtig schön.
Etwa 10 km vor Merzig wird es dann richtig heiß, erbarmungslose 40 Grad! Ab 39/40 Grad macht mir Radfahren keinen Spaß mehr, so dass ich den Campingplatz in Merzig nach rund 57 km gefahrener Strecke aufsuche. Ein sehr einfacher kleiner Platz mit einer extra Wiese für Zelte. 
Hier habe ich 2 ältere Herren (ungefähr so alt wie ich) kennengelernt, die jedes Jahr eine längere Kanutour unternehmen. Dieses Jahr fahren sie für 3 Wochen auf der Saar. Am frühen Abend kommt noch ein Franzose aus Lyon vorbei. Auch er ist ähnlich voll bepackt wie ich, fährt aber jeden Tag mindestens 120 km, damit er von seiner Rundtour wieder rechtzeitig zurück ist. Seine Frau hat es nicht so gerne, wenn er so lange unterwegs ist.
Link zur Etappe:
Konz - Merzig
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Etappe von Bernkastel-Kues bis Konz

Der gesamte Streckernverlauf bis Trier ist sehr schön, jedoch sind die spektakulär steilen Hänge nicht mehr zu sehen. Die eigentlich geplante Stadtbesichtigung von Trier gebe ich auf. Es ist viel zu heiß und auch Verkehr und Hektik gehen mir auf den Keks.

 

So fahre ich lieber noch einige Kilometer bis Konz, auf den dortigen Campingplatz. Wirklich Ruhe finde ich hier leider  auch nicht. Der Platz liegt zwar sehr schön im Dreieck der Mündung der Saar in die Mosel, dafür ist er aber eingezwengt von Eisenbahn und Schnellstraßen. Es ist mir nicht begreiflich, warum sich hier Camper ihren ganzen Urlaub über aufhalten, ja sogar feste Plätze gebucht haben und nicht spätestens nach einer Nacht wieder abziehen. Für mein Empfinden war der Platz im Marburg schon laut, doch dieser übertgrifft ihn eindeutig.
Der Link zur Etappe:
Bernkastel-Kues bis Konz
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Etappe von Ediger bis Bernkastel-Kues

Das Stück der heutigen Etappe ist von Neef bis Zell ganz schön, danach wechselhaft, stellenweise wieder mit imposanten Steilhängen. Schön ist für mich eine Strecke nur, wenn die Belästigung durch den Verkehr soweit weg ist, dass er weder akkustisch noch optisch stört. Sonst habe ich an diese Etappe keine weiteren Erinnerungen, da ich sie leider einige Tage später aufschreibe – inzwischen in Keskastel im Elsaß an der Saar.
Der Link zur Etappe:
Ediger bis Bernkastel-Kues
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Etappe Hatzenport bis Ediger

Zu dieser Etappe gibt es bis Cochem nicht besonders viel zu schreiben – zu viel Straße in der Nähe. Obwohl Cochem eine schöne und sehenswerte Altstadt hat, sollte es besser gemieden werden. Es ist überfüllt mit Touristen, die sich scharenweise aus den Bussen und den Fahrgastschiffen drängeln, dann durch die Gassen schieben und alle Cafes überbevölkern.
Zudem werde ich hier auch noch von einem mehr- stündigen Regenschauer „beglückt“. Da kein freier Platz in einer 'Gaststätte' zu finden ist, warte ich an einer überdachten Bushaltestelle auf eine trockene Weiterfahrt.
Von Cochem bis Ediger führte der Radweg weit genug abseits lärmender Straßen oder Eisenbahnstrecken. Es bietet sich mir ein ungetrübter Genuss mit Blick über die Mosel auf wirklich sehr steile und imposante Weinhänge. So spektakulär sie auch aussehen, die Arbeit in den Hängen ist sicherlich nicht leicht und überdies noch gefährlich.
Am Abend in Ediger sehe ich mich noch ein wenig in dem kleinen Weinort um. Der Wein aus dieser Region ist jedenfalls lecker, habe ihn gründlich probiert und mir für spätere Bestellungen Adresse und Name notiert.
Der Link zur Etappe:
Hatzenport - Ediger
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Etappe Nassau bis Hatzenport

Da meine geplante Strecke bis Verona meistens den Flussläufen und sehr gut beschilderten Fernradwegen folgt, beschreibe ich nur Besonderheiten.
Das Teilstück von Nassau bis Bad Ems ist noch mal ganz schön zu fahren. Meist abseits der Straße und auch landschaftlich ist es drumherum ganz interessant. Bad Ems selbst ist eine sehr mondäne und edle Kurstadt. Ich halte mich hier nicht besonders lange auf. Irgendwie fühle ich mich in dem edlen und schicken Flair mit meinem vollbepackten Fahrrad deplaziert.

 

Bis hier ist die Lahn auch noch frei von Motorbooten aller Art. Kurz nach Bad Ems tauchen dann die ersten ‚Dickschiffe’ auf der Lahn auf und auch die ersten Yachthäfen sind am Wegesrand zu sehen. Aber auch weil der Verlauf des Radweges vermehrt auf oder direkt neben der Straße führt, ist die schöne `Stimmung am Fluss´  dahin und ändert sich auch nicht mehr bis zum Etappenziel Hatzenport an der Mosel. 
Der Wechsel von der Lahn an die Mosel ist sehr nervig und führt die meiste Zeit auf viel befahrenen Straßen, vorbei, durch, über und unter großen Verkehrsknotenpunkten mit einem Wirrwarr von Hochstraßen. Endlich an der Mosel angekommen hoffe ich noch, dass es nun besser wird. Doch der Moselradweg führt hier nur direkt entlang von Schnellstraßen und Eisenbahn. Das ändert sich auch bis Hatzenport nicht mehr. 
Der Campingplatz ist wieder auf einer Wiese am Fluss, diesmal ist der Boden jedoch betonhart. Ich bin gerade auf der Suche nach dicken Steinen, um die Heringe einzuschlagen, da bringen mir 2 Frauen einen Hammer. Sie sind mit  einem sehr gut erhaltenen blauen VW-Bus T2, versehen mit einem weißen Hochdach, unterwegs. Wir unterhalten uns eine Weile. Sie haben sich den T2 vor kurzem gekauft. Den genauen Preis verraten sie mir jedoch nicht, nur, dass er weit über 10.000 EUR gekostet hat. Zum Schluss gebe ich ihnen noch den Tip, dass es den Verein Interessensgemeinschaft T2 ... e.V. gibt.
Hier der Link zur Etappe:
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Etappe Weilburg/Odelsberg - Nassau

Die Lahn scheint ein Paradies für Paddler zu sein. Es sind wirklich Massen unterwegs. Der Fluss ist jedoch relativ breit und fließt ruhig dahin - so kommen sich die Kanus nicht in die Quere. Gefühlt gibt es in jedem 3. Ort eine Kanustation. Die sind laut einer Marburger Camperin in einem Verbund zusammengeschlossen. Geliehene Kanus können so an jeder Station entlang der Lahn wieder abgegeben werden. Zurück geht es bequem mit der Bahn, deren Strecke parallel zum Fluss verläuft.
Die Etappe ist insgesamt sehr schön und führt die meiste Zeit ohne störenden Autoverkehr am Fluss entlang. Am besten gefällt mir das Teilstück von Runkel bis kurz vor Scheidt. Der Campingplatz bei Nassau ist nichts besonderes aber ganz ok – ruhig gelegen, auf der Wiese an der Lahn. 
Das Zelten am Fluss ist bietet einen großen Romantikfaktor, besonders bei Sonnenuntergang und morgens, wenn Nebelschwaden über dem Fluss stehen und langsam aufsteigen. Es hat aber auch einen großen Nachteil, dass die Luftfeuchtigkeit durch die nächtliche Abkühlung auch auf meinem Zelt niederschlägt. Es braucht morgens ziemlich lange, bis es wieder einigermaßen  trocken ist.
Hier der Link zur Etappe: 
Weilburg/Odelsberg - Nassau
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eBike-surfen

eBikes sparen Energie!

Auf dem Lahntalradweg sind am WE viele eBikes unterwegs. Zunächst verärgert über die Massen, die sich meist in Wellen und klingelnd auch auf schmalen Wegen an meinem 'Goldeseltanker' vorbeidrängeln, habe ich inzwischen meine Chanche gesehen. Die nächste Woge verfolge ich mit kräftigem Tritt, um dann in ihrem Windschatten mit hohem Tempo über den Radweg zu sausen. 
Im Unterschied zun Wellenreiten auf dem Meer braucht das eBikesurfen jedoch "ruhige See". Und so hat die unweigerlich folgende Steigung dem Spaß, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, ein Ende gesetzt. Ein Blick zurück gibt mir jedoch die Gewissheit, dass eine weitere eBikewelle folgt und so kann der Sausetritt weitergehen usw...
Nach dem Wochenende hat das Energieschnorren in der Wirbelschleppe der "elektrischen Rentner" jedoch ein Ende - kein Wochenende, keine eBikes!
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Etappe Marburg - Weilburg

Über diese Etappe gibt es nicht viel Bewegendes zu berichten. Von Marburg bis Gießen führt der Radweg durch flache Wiesen und Äcker. Zwischen Gießen und Wetzlar wird es weider etwas abwechslungsreicher.

 

Nicht weit hinter Gießen leisten mir Bernd und Siggi Gesellschaft . Sie sind auf dem Weg zum Eisessen in Wetzlar. Während der Unterhaltung kommt es mir so vor als würde ich flotter radeln als sonst, jedenfalls fühlt es sich weniger beschwerlich an und die Zeit vergeht wie im Fluge.

 

Ab Wetzlar ist die Strecke nur leidlich zu ertragen. Der Radweg führt meist entlang einer Schnellstraße oder neben einer Eisenbahnstrecke. Die Lahn ist auch nur selten zu sehen. Dafür ist der Campingplatz ganz in Ordnung. Ich habe mir einen ruhigen Platz auf einer etwas abseits liegenden Wiese direkt an der Lahn ergattert.

 

Wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, meine Tour vor der Haustür zu beginnen, wäre ich, abgesehen von den schönen Abenden, besser in Weilburg gestartet.

 

Der Link zum Verlauf der Etappe:
Marburg - Weilburg/Odelsbach
https://www.komoot.de/tour/t6076111?ref=itd
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Weilburg - kein Paradies zum Einkaufen für Radler

In Weilburg, mein Etappenziel für heute, wollte ich eigentlich in der Innenstadt meine Vorräte für das Wochenende auffüllen. Pustekuchen! Weder Tante Emma noch Supermarkt waren in der Innenstadt zu finden. Auf Nachfragen wurde ich zum einzig vorhandenen Supermarkt hoch auf dem Berg und 6 km entfernt geführt. Eigentlich war ich von der Tagesetappe schon ganz erschöpft, außerdem war es schon18.00 Uhr und wollte nur noch zum Campingplatz an der Lahn. Also habe ich mich gemächlich hochgeschleppt und erst gegen 20.00 Uhr gekocht.
(Anmerkung am 16.09.15 in Rom: mit den Kilometern und Steigungen in den Beinen wäre es jetzt nicht mal der Rede wert gewesen.)
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12 Grad in Marburg heute Morgen

Zu meinem Glück sind es wenigstens 12 Grad heute Morgen, vorhergesagt waren magere 6 Grad - trotzdem zu frisch für Frühstück auf der Wiese. Außerdem war das Campingambiente eher bescheiden. Der Platz liegt zwar relativ zentral aber dafür an der Autobahn. So fahre ich mit leerem Magen los und packe stattdessen unterwegs zu Mittag an einer gemütlichen Stelle meinen Campingstuhl aus und futtere dafür reichlich und koche mir auch einen Espresso.

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Etappe Kassel - Marburg

Jetzt geht's also los. Es ist leider schon 9:30 Uhr. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag spätestens um 8:00 Uhr oder noch früher auf dem Sattel zu sitzen. Ich hoffe, ich bekomme den Trott bald besser in den Griff.

Kaum um die Ecke gebogen, also an der Eder, gesellt sich ein junger Mann zu mir und wir kommen ins Gespräch über Radtouren, die er und ich schon unternommen haben. Wenn das so bleibt, brauche ich mir über Einsamkeit keine Gedanken mehr machen.

 

Die heutige Etappe bin ich schon einige Male gefahren und ich habe sie als attraktive und hügelige Tour  in Erinnerung. Doch heute habe ich mein Fahrrad schwer beladen - wie einen Packesel, nur dass ich nicht nebenher fahre. Ich komme also erheblich langsamer voran als die anderen Male und meine Freude an der schönen Landschaft hält sich in Grenzen.

Für heute habe ich mir eine Strecke zum 'Einfahren ' bis Jesberg geplant - rund 60 km. Als ich am frühen Nachmittag in dem trostlosen Ort ankomme und auch der Campingplatz doch recht langweilig auf mich wirkt, entschließe ich micht zur Weiterfahrt nach Marburg ! Meinen ersten Abend der Tour habe ich mir reizvoller vorgestellt.

Gegen 19.30 Uhr habe ich gleich am ersten Tag 120 km in den Knochen und baue ziemlich erschöpft mein Zelt auf. Dann fahre ich ohne Gepäck ein Stück zurück zu einer Kneipe an der Lahn, bestelle mir was zu essen und lausche 2 Straßenmusikern zu, die hier heute die Gäste unterhalten - das Essen und das Bier hat selten besser geschmeckt.

 

Link zum Etappenverlauf:

https://www.komoot.de/tour/6057713?ref=wtd

 


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Jetzt geht's los!

Eigentlich sollte es mit der großen Tour Mitte Juni losgehen. Doch dann hat sich Ende Mai irgendetwas in meinen vorderen Speichen verfangen und ich bin über den Lenker gesegelt. Die Folge waren Verletzungen an der Nase und am Brustkorb, Einschnitte an einigen Fingergelenken und tiefe, sehr schmerzhafte Schürfwunden an den Handflächen und den Knien. Nun bin ich also erst morgen früh am Start und hoffe, dass es während der letzten Tage in Italien noch warm genug ist.

Die erste Etappe führt mich von Kassel nach Jesberg.


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