Die letzten Tage in Rom

Am Sonntag bleibe ich auf dem Campingplatz und genieße einfach das warme Wetter.
Am Montag bin ich wieder in der Stadt und fahre oder gehe wieder gemütlich durch die alten Gassen bis zum Trevi-Brunnen. Dort will ich, wie viele abergläubische Besucher natürlich Münzen in den Brunnen werfen. Leider ist er vollständig mit einem hohen Bauzaun aus Plexiglas umgeben. Das Wasser ist abgelassen und überall springen Bauarbeiter herum. Als Ersatz für den Münzenwurf haben sie einen schäbigen kleinen ‚Minibrunnen’  mit einem Großbild von der zentralen Brunnenfigur vor dem 'Bauzaun' aufgestellt. Ich bin zutiefst enttäuscht. Mit dieser lieblosen Attrappe findet wahrer tiefer Aberglaube natürlich keine Erfüllung. Ich investiere dennoch 2 Centstücke und werfe sie nach alten Brauch über die Schulter, damit sich demnächst eine schöne Römerin in mich verliebt.
Kein Wunder, dass daraus nichts geworden ist.
Den Dienstag verbringe ich mit Planen und Grübeln zur weiteren Tourplanung. Die ursprünglich geplante Weiterfahrt nach Napoli gebe ich endgültig auf:
1. Nach der ausführlichen Besichtigung von Rom steht mir nicht mehr der Sinn nach einem Ortstermin in Napoli und dem Stromern durch antike und mittelalterliche Bauten.
2. Andere Radfahrer haben inzwischen meine Vermutung bestätigt, das von Rom nach Napoli kein sinnvoller Weg führt, ohne sich die Straße mit viel Autoverkehr teilen zu müssen.
Auch der Plan B, über die Abruzzen mit dem Rad zum Sporn von Italien (Gargano) zu fahren, ist nicht mehr sinnvoll. Da hier heftigste Steigungen zu erwarten sind, würde ich für die Strecke über eine Woche brauchen. Davor schrecke ich zurück. Einmal, weil mir dann am Gargano nur noch wenig Zeit bleibt aber vor allem fehlt mir auch die Motivation für die Weiterfahrt, mit der Anstrengung vor Augen und der Ungewissheit, ob mir die Strecke überhaupt gefallen wird. Nur um der Leistung willen bin ich nicht unterwegs. Den Ausschlag, nicht mit dem Rad über die Abruzzen zu fahren, gibt schließlich ein Blick auf die Wetterkarte. In den Abruzzen herrschen inzwischen herbstliche Temperaturen. Ab dem späten Nachmittag kühlt es kräftig  ab. Vor allem sind für die Abruzzen immer wieder Regenschauer vorausgesagt. Offenbar türmen sich hier die Wolken und regnen ab. 
Schon finde ich mich damit ab, dass meine Tour in Rom beendet ist. Doch ich will wenigstens noch mal ans Meer und so entscheide ich, am Mittwoch südlich von Rom solange am Meer entlang zu fahren, bis ich einen schönen Platz finde, an dem ich noch ein paar Tage die Sonne genießen kann. Nach dem ich am Mittwoch schon alles gepackt habe, schaue ich ein weiteres mal auf die Wetterkarte und sehe,  dass nun ab Mittag lang andauernde Regenschauer für die Mitte Italiens angesagt sind. Da mir nicht der Sinn nach einer langen Regenfahrt mit ungewissem Ziel steht, packe ich alles wieder aus und verschiebe die Weiterfahrt für den nächsten Tag. Bei dem ganzen hin und her kommt mir jedoch eine neue Idee, die mich gleich beflügelt und mich gleichzeitig verärgert, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Der Gordische Knoten war meine Vorstellung, alle Strecken mit dem Rad zu bewältigen. Schließlich wird mir klar: mein altes Ziel Kassel - Rom habe ich schon erreicht und fühle mich sehr wohl damit.
Damit fällt der Groschen und ich kann mich überraschend schnell mit der neuen Idee anfreunden: ich steige mit Sack und Pack in den Zug nach Foggia. Für die Weiterfahrt am gleichen Tag ist es allerdings schon zu spät. Der Regionalzug braucht fast 8 Stunden, anschließend muss ich noch 35 km bis zum Meer fahren.
Ich nutze diesen Tag jedoch für die Besorgung der Fahrkarte. Am Bahnhof suche ich mir gleich einen Fahrkartenautomaten und bin ganz froh, dass gleich jemand dazu kommt, der mir helfen will und so aussieht als gehörte er zum offiziellen Personal. Das er nicht dazu gehört merke ich erst, als er ganz unverhohlen Servicegeld verlangt. Auf jeden Fall hat er mir sehr schnell zu einer Fahrkarte verholfen. Als er um die Ecke verschwunden ist, dämmert mir, dass man in Italien nur in den Regionalzügen ein Fahrrad mitnehmen kann. Er hat mir zwar auch ein Fahrradticket mit ausgedruckt, aber zusätzlich ein Ticket für einen Schnellzug. Als ich mich nun selbst mit dem  Automaten beschäftige, sehe ich, dass hier Regionalzüge gar nicht gebucht werden können. Nun muss ich mich doch an die unglaublich lange Schlange am Ticketcenter anstellen. Bis ich endlich das falsche Ticket los bind und das richtige in Händen halte, sind über 3 Stunden vergangen, die Fahrzeit zum Bahnhof und zurück nicht mitgerechnet.

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