
Da ich gestern ein reichliches und anstrengendes Besichtigungsprogramm absolviert habe, fahre ich heute wieder erst am Mittag in die Stadt, um mir nichts weiter als das Kolosseum anzusehen.
Diesmal verlasse ich die 'Fahrradmetro' schon frühzeitig hinauf in Richtung zur nördlichen Innenstadt und teile mir die geradewegs dorthin führende breite Straße mit den Auto- und
RollerfahrerInnen. Der Verkehrsfluss ist wirklich chaotisch. Vor allem auf die RollerfahrerInnen muss ich höllisch aufpassen. Die fahren meist rücksichtslos kreuz und quer, schlängeln sich in
riskanten Manövern durch die kleinsten Lücken und scheuen sich auch nicht, auf Fußgängerwegen drängelnd ein Weiterkommen zu finden. RadfahrerInnen sind nur wenige zu sehen, meist sind es
TouristInnen. Fast schon bewundernswert sind Frauen mit ihren kleinen Kindern hinten drauf. Sie fahren unaufgeregt und jonglieren sicher und mit einer Eleganz durch den Verkehr, die im krassen
Gegensatz zur wirren Fahrweise der Kraftfahrzeuge steht. Vielleicht liegt es auch an den kinderfreundlichen RömerInnen, die Radfaherinnen mit Kindern ausnahmsweise rücksichtsvoll behandeln.
Endlich habe ich dann die Piazza Venezia erreicht - unversehrt und sehe von weitem das Kolosseum. Das letzte Stück des Weges, die Via dei Fori Imperiali, ist zu meiner Freude wegen einer Feier
gesperrt. So kann ich mich beim Weiterradeln ungestört dem erhebenden Gefühl hingeben, das mich gerade überwältigt. In meiner alten Idee von der Fahrt nach Rom sehe ich mich selbst immer auf dem
Rad kurz vor dem Kolosseum. Ich bin den langen Weg bis hierher tatsächlich mit dem Fahrrad gestrampelt und empfinde Stolz und große Freude, dass ich das geschafft habe. Erst jetzt und hier bin
ich wirklich in Rom angekommen.
Da ist eine Besichtigung des Kolosseum fast schon Nebensache, lasse es mir aber dennoch nicht entgehen. Es ist tatsächlich, na ja, eben kolossal und beeindruckende fast 2.000 Jahre alte Baukunst.
Ich laufe 1 Stunde durch die Gemäuer, höre mal dem einen oder anderen Guide zu und radele anschließend rüber nach Trastevere. Das Viertel mit den vielen kleinen Bars, Restaurants, Ateliers und
kleinen Geschäften ist auch sehr ansehnlich. Bald lasse ich mich in einem Cafe nieder und lasse den Tag beim Lesen und Schreiben ausklingen.
Irgendwann breche ich dann fast schon schweren Herzens doch auf und radele im Dunkeln zurück zum Zelt. Zum Glück kenne ich den Weg inzwischen. Sobald ich die städtische Bebauung verlasse, wird es
mir auf dem Radweg zwischen Schilf und Wiesen ein wenig unheimlich. Ab und zu kommt mir ein Radler entgegen - ohne Licht!

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