Etappe Sassuolo bis Piandelgotto

Auch heute Morgen kann ich ohne weitere Störung in Ruhe mein Zelt abbauen und Frühstücken. Danach geht es weiter an einem Flüsschen mit gut befestigtem Weg (ohne Schotter). Doch bald wird diese Teilstrecke wieder zu Schotter und ich fahre lieber auf der Straße weiter. Nach etwa 10 km lande ich dann auf einer ständig leicht ansteigenden Hauptstraße.Vor mir rücken die gewaltigen Berge der Apuenser Alpen immer näher – viel beeindruckender, als ich es mir vorgestellt hatte.
Nach etwa 35 km verlasse ich die Hauptstraße und hier fängt die Steigung, hinauf zum Passo delle Radici, so richtig an. Erst sind es noch moderate 3 – 6 %, doch dann wird es ‚bissig’.
Ich muss endlos scheinende Stücke mit einer Steigung von 14 - 17% bewältigen. Den Versuch, das Rad zu schieben, gebe ich gleich wieder auf. Das ist mit dem Gepäck noch anstrengender. Zu meinem Glück ist die kleine Nebenstrecke nur sehr wenig befahren und ich eiere daher im Zickzack-Kurs mit ca. 3 km/h auf der steilen Straße hinauf. Ich motiviere mich mit der ‚Salamitaktik’ und zähle Bruchstücke bereits gefahrener Teile auf: jetzt sind es 1/16, jetzt 1/8, jetzt 3/16 ...

Am Ende bin ich auf einer Distanz von 10 km mit durchschnittlich 9% Steigung den Berg im kleinsten Gang hoch gekurbelt. Währenddessen denke ich immer wieder: "Wer hat nur Bleiklumpen in meinem Gepäck versteckt." Auf dem für heute höchsten Punkt stelle ich fest, dass dies die heftigste Strecke meines Radfahrerdaseins ist.

Nachdem es wieder bergab geht, bin ich leider nicht mehr genug bei der Sache und lasse mich auf eine Gefällstrecke mit grobem Schotter ein. Der doppelt so lange Weg auf der Hauptstraße wäre vermutlich 3x schneller und viel angenehmer gewesen.
Die Bergwelt um mich herum gefällt mir sehr gut, soweit ich sie durch meine Schweiß gebadeten Augen überhaupt klar genug wahrnehme. Die letzen 10 km geht es dann auf der Hauptstraße weiter, die aber auch nicht sonderlich viel befahren ist. 
Piandelagotto ist ein kleines Dorf, hat dennoch 2 kleine Alimentaris und 2 Kilometer weiter hoch Richtung Passo delle Radici einen kleinen Campingplatz. Auf dem Platz ist kein Mensch zu sehen, weder CamperInnen noch Jemand in der Rezeption. Ich erkundige mich in einer oberhalb des Platzes liegenden Pizzera, und nach einem Telefonat hinterlege ich dort 10 EUR für die Nacht.
Auf einer Wiese mit Weitblick über das Tal schlage ich das Zelt auf und sitze erst mal 45 Minuten völlig erschöpft in meinem Stuhl. Insgesamt habe ich mein Fahrrad heute über 1600 Höhenmeter hochgetreten.
Anschließend gehe ich wieder hinauf zum Restaurant und esse eine wirklich sehr sehr leckere Pizza. Erst denke ich noch, dass meine Geschmacksnerven bestimmt noch von der Anstrengung korrumpiert sind. Doch dann füllt sich das Lokal zusehends mit Einheimischen und bald müssen einige Gäste schon draußen warten, bis wieder ein Tisch frei wird.
Als ich zum Campingplatz zurückkehre, sind dann doch noch einige der Dauer-CamperInnen eingetroffen. Inzwischen ist es auch ziemlich frisch geworden und ich verziehe mich für den Rest des Abends in den warmen Aufenthaltsraum und werde nacheinander von neugierig gewordenen Dauergästen besucht.
Link zum Tourverlauf:

Sassuolo bis Piandelagotto
https://www.komoot.de/tour/t6670554?ref=itd



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Kommentare: 1
  • #1

    Willi (Donnerstag, 10 September 2015 20:49)

    Hi Willem 1.600 Höhenmeter, reife Leistung. Nur die Harten kommen in den Garten.
    Es grüßt Dich vom Sofa weg Willi.