Etappe Verona bis Mantova

Auf meiner Etappe durch die Poebene gibt es nur sehr wenige Campingplätze. So liegt heute eine Strecke von rund 150 km vor mir. Da ich keine keine nennenswerten Steigungen zu bewältigen habe, scheint mir das machbar.
Daher sitze ich um 7:30 Uhr auf dem Sattel und kurbele los. Nachdem ich die nicht gerade hübschen Randzonen von Verona verlasse, bin ich gleich in sehr landwirtschaftlich geprägter Umgebung. Die meisten Höfe hier sehen aus wie jene in den neuen Bundesländern nach der Grenzöffnung – grau in grau, ungepflegt und vernachlässigt. Der Radweg ist zunächst auch sehr gut befahrbar und ich komme schnell voran – vorbei an glasklaren Bewässerungskanälen voller kleiner und großer Fische. 
Irgendwann sehe ich auch eine Bisamratte, die sich trotz meiner Gegenwart seelenruhig ihre Schnute putzt und dann den  überbordenden Uferbewuchs abnagt.
In Deutschland habe ich zuletzt vor rund 45 Jahren mit viel Glück eine zu Gesicht bekommen. Sie waren damals sehr scheu und wurden gnadenlos gejagt, weil sie angeblich die Uferbefestigungen der Bäche und Flüsse mit ihren Bauten völlig durchlöchern würden. Der Bürgermeister aus meinem Dorf hat damals, wenn ich mich richtig erinnere,  für jeden Schwanz einer Bisamratte, den man ihm auf dem Schreibtisch präsentierte, 5 Mark gezahlt. Inzwischen stehen sie allerdings unter Natur- oder Artenschutz.
Nach ungefähr 20 km hat die Freude am unbeschwerten Radfahren ein jähes Ende. Der gut geteerte Fahrweg geht auf einem groben und löcherigem Schotterweg weiter und das über eine Strecke von schätzungsweise 10 km. Einige Kilometer vor Mantova bekomme ich dann die Rechnung für den steinigen Weg – der erste Plattfuß meldet sich an. Doch in der prallen Sonne läßt sich der Schlauch nicht flicken. Also schiebe ich eine Weile, bis ein Grundstück mit einer Hecke kommt. In dem kargen Schatten gelingt mir endlich die Reparatur. Völlig durchgeschwitzt mache ich eine ausgiebige Pause in der sehenswerten Altstadt von Mantova. Durch diese ungeplante Verzögerung ist allerdings mein Vorhaben, heute bis Modena zu kommen, begraben. Daher beschließe ich, den nahe gelegenen Campeggio Agricultura anzufahren – nach kaum mehr als 40 km. 
Der Platz ist ein alter ehemaliger Bauernhof, auf dem überall verteilt alte Traktoren  und andere landwirtschaftliche Geräte herumstehen, scheinbar so wo sie vor vielen Jahren zufällig gerade abgestellt und nicht weiter benutzt wurden. Darum verteilt können dann Zelte oder Wohnmobile abgestellt werden - alles sehr einfach. Beim Aufbau des Zeltes im halbhohen Gras scheuche ich dann ein Geschwader Kampfmücken auf, die, kaum dass ich sie bemerkt habe, schon zum Sturmangriff im Formationsflug auf alle unbedeckten Körperteile ansetzen. Die Bäuerin kommt zwar auch gleich um die Ecke, um mich vor den Moskitos zu warnen, doch zu spät. Beine und Arme sind voll von juckenden Mückenstichen. Autan hilft dann jedoch sehr wirksam vor weiteren Attacken. Nur hin und wieder setzt noch eine vorlaute Schnake an, die noch nicht von Autan gehört hat, verbiegt dann aber beleidigt ihren Stechrüssel und zieht ab. Wenigstens kaltes Bier gibt es hier. Doch eigentlich bin ich froh, dass ich die Nacht nicht irgendwo in einer sumpfigen Wiese, allein mit den Mücken verbringen muss.
Link zum Tourverlauf:
Verona - Mantova / Agrocamping (iPh)
https://www.komoot.de/tour/t6639322?ref=itd

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