Von dieser Tour werde ich nur den Anfang und das Ende in guter Erinnerung behalten.Ich fahre bei wolkenverhangenem Himmel und Temperaturen von 14 bis 16 Grad los – dabei bleibt es auch den ganzen
Tag.
Mein Weg über den Fernpass nach Imst in Österreich geht direkt durch den Märchenpark von Schloß Neuschwanstein (sponsored by Disney). Je näher ich dem Schloß komme, muss ich um so mehr
feststellen, dass die Aussicht hinauf zu diesem ‚Märchenschloß’ auf dem Felsen, trotz der dichten Wolkendecke, sehr beeindruckend ist und der ganze Rummel mit den unglaublich vielen
Touristen in dem Areal von Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau seine Berechtigung hat. So sorgt die Geldverschwendung von Ludwig II. vor rund 150 Jahren nun für einen nachhaltigen Geldregen
für die Region und für die bayrische Staatskasse.
Etwas schmunzeln muss ich, als eine japanische Familie, bestückt mit diversen Foto- und Videoapparaten, statt das Schloss zu bewundern, eine braune Nacktschnecke in seiner ganzen schleimigen
Schönheit bewundert und ausgiebig fotografiert. Es scheint wohl keine Nacktschnecken in Japan zu geben.
Kurz nach dem ich das Schlösserareal passiert habe, bin ich auf meinem Weg nahezu allein unterwegs, obwohl sich die Parkanlage mit See ausgedehnt hinzieht. Kaum dass ich an den Schlössern vorbei
bin, geht es auf gut befestigtem Waldweg heftig bergauf.
Bald nachdem ich Reutte passiert habe, verlasse ich die Straße und fahre weiter auf grobem Schotterweg. Dann geht es auch schon recht bald mit 11 – 15% auf diesem Weg hinauf, immer noch auf
groben Schotter, danach weiter mit 6 – 8%,. Irgendwann folgt auch wieder eine Abfahrt bei gleichem Wegzustand mit Gefälle größer 10%. Beides habe ich mit meinem Gepäck gerade so geschafft. Obwohl
so schon nicht ungefährlich, ist diese Passage bei Nässe lebensgefährlich.
Daher verlasse ich irgendwann den Radweg und auf der Hauptstraße mit dem vielen Verkehr - noch ungefähr weitere 10 km bergauf. Hier bin ich allerdings ein unangenehmstes Verkehrshindernis für
alle Busse, Wohnwagengespanne und vor allem Laster, die oft ein freies Stück abpassen müssen, bevor sie an mir vorbei können. Ausweichen nach rechts geht nicht wegen der Leitplanken. Daher fahre
ich meist etwas mehr zur Straßenmitte als eigentlich nötig wäre, um noch Platz und Beweglichkeit zu haben, wenn mir ein Fahrzeug beim Überholen zu dicht auf die Pelle rückt. Am Umangenehmsten
sind nicht wie man meinen sollte die Lastwagen, sondern die Busse. Viele überholen trotz nahem Gegenverkehr und 'drücken' mich dann im letzten Moment fast in die Leitplanken. Nach dem Fernpass
muss ich noch etwa weitere 10 km auf der Hauptstrecke bleiben. Jetzt bin ich aber mit 50 km/h nahezu gleich schnell wie der motorisierte Verkehr.
Ab Nassereith biege ich auf eine Nebenstrecke ab, später auf einen Waldweg. Das bleibt so, bis ich den Campingplatz in Imst erreicht habe. Dieser Teil des Weges ist sehr schön und auch von den
Steigungen/Gefälle völlig akzeptabel. Umgekehrt von Imst nach Füssen ist der Fernpass mit dem Rad nach meiner Einschätzung wesentlich angenehmer befahrbar, natürlich abgesehen von dem Teil direkt
auf der Hauptstrecke.
Auf dem Platz unterhalte ich mich einige Zeit mit einem vielleicht 35-jährigen Radler, der auch gerade sein Zelt aufbaut. Er erzählt mir von seinen 'Extremtouren' mit Rad und Gepäck. Kein Pass
ist ihm steil genug und sucht sich am liebsten die steilsten Strecken auf die Berge aus, manchmal lässt er sein Rad auch stehen und klettert weiter, um noch höher hinaus zu kommen.
Zum Campingplatz gehört ein kleiner Aufenthaltsraum, in dem man sich auch sein Essen warm machen kann. Dort treffe ich ein Ehepaar mit einem 12-jährigen Sohn. Sie sind von Lindau am Bodensee mit
einem Fahrradanhänger und viel Gepäck losgefahren und haben bisher die gleiche Route wie ich genommen.
Eben, als ich diesen Text im zum Platz gehörigen Gasthausstube verfasse (22.00 Uhr), kommt noch ein junges Paar mit ihren bepackten Rädern. Sie sind die gleiche Strecke wie ich gefahren, jedoch
wegen einer Panne erst im Dunkeln angekommen – auf dieser Strecke!!! Der Campingwirt hat Mitleid mit Ihnen und kramt noch was zu Essen für die beiden hervor.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich meine ‚Angststrecke’ Fernpass zwar mit viel Anstrengung aber letztlich gut überstanden habe. Morgen nehme ich den Reschenpass in ‚Angriff’. Das wird sicher
von Anfang bis Ende eine schöne Strecke, ich freue mich darauf. Das Wetter soll auch wieder warm und sonnig werden.
Der Link zu dieser Etappe:
Etappe Füssen bis Imst
https://www.komoot.de/tour/t6507511?ref=itd
https://www.komoot.de/tour/t6507511?ref=itd

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