Am Donnerstag
Nach rund 1.000 gefahrenen Kilometern ist Pause angesagt. Da zudem noch eine mächtige Gewitter- und Regenfront angekündigt ist, die mehrere Tage andauern soll, werde ich erst am Montagmorgen
weiterfahren.
Am Donnerstagvormittag ruhe ich mich einfach nur aus. Um 13.00 Uhr treffe ich mich mit Berit und den Kids und wir fahren mit Bahn, Bus und Seilbahn rauf zum 1.414 Meter hoch gelegenen Belchen.
Das bereits für den frühen Nachmittag angekündigte Gewitter kommt doch noch nicht und wir können den Tag unbeschwert genießen. Die Sicht ist allerdings vom Dunst getrübt. So bleibt uns der
eigentlich mögliche Weitblick bis zum Mont Blanc verwehrt.
Auf der Rückfahrt kündigen sich nun doch die ersten Gewitterwolken an und bald ist oben im Berg auch der erste Donner zu hören. Bei einem eingelegten Zwischenstop in Münstertal werde ich daher
unruhig und wir brechen bald darauf wieder auf.
Auf dem Campingplatz verstaue ich alle nicht notwendigen Sachen in den wasserdichten Packtaschen, zurre das Zelt noch mal ordentlich fest und fahre, da das Gewitter hier unten noch fern scheint,
zum Einkaufen. Kaum zurück, überlege ich, ob noch Zeit zum Kochen bleibt. Doch schon zieht ein kräftiger Sturmwind auf. Die Gäste mit den Wohnmobilen und Wohnwagen fahren eiligst die
Markisen ein, räumen Sat-Schüssel und anderes zusammen und verdrücken sich in ihren ‚Kombüsen’. Ich krieche in mein Zelt und statt zu kochen verdrücke ich bei aufkommendem Regen ein paar
Schnitten mit Käse.
Kaum habe ich alles wieder verstaut, geht das Gewitter nun richtig los. Der Platz unter einem großen Baum schützt mich zwar vorerst vor den heftigen Regentropfen, jedoch nicht vor den
Wassermassen. Bald baut sich vor dem Zelt ein kleiner See auf. Das Wasser schiebt sich schließlich unter die extra unter das Zelt gelegte starke Baumarktfolie hindurch. Der Boden um das Zelt
herum wird zu einer braunen puddingartigen Masse, auch unter mir wabert es unheimlich, sobald ich mich bewege.
Aber, o Wunder, das Zelt hält dennoch dicht, sein Boden jedoch nur dank der zusätzlichen Folie. Die Nacht über ist es dann relativ ruhig und ich kann mich unbesorgt schlafen legen
Freitag in Freiburg
Am Freitag besuche ich Freiburg. Die Temperatur ist angenehm warm, es ist sonnig und wolkig, manchmal kommen ein paar Tropfen herunter. Mit der in Staufen entrichteten Kurtaxe kann ich Bus und Bahn kostenfrei nutzen. So werde ich meinem Goldesel untreu, nehme es aber mit. Vor Ort kümmere ich mich zunächst um wichtige Besorgungen für mein Equipment (Ersatz für Ladegerät, undichte Isomatte und höherer Vorbau für das Fahrrad).
Dafür brauche ich jedoch länger als gedacht, so dass mir ein Sightseeing in Freiburg nicht mehr viel Zeit bleibt.
Große Teile der Innenstadt sind nahezu autofrei. Insbesondere die kleinen gepflasterten Gassen, mit Wasser führenden Gossen und mit den gut erhaltenen alten (Fachwerk-) Häusern in der Nähe des
Münsters gefallen mir sehr. Auf dem Platz am Brunnen entdecke ich eine verblüffende lebende Statue aus 2 Personen 'übereinander'. Wobei die 2. Person unerklärlicherweise zu schweben scheint und
sich nur an einem Stab festhält. Gerne spende ich etwas in einen bereit gestellten Korb und denke mir: "Das sind bestimmt 2 StudentInnen, die sich auf diese Weise etwas nebenbei verdienen." Ich
bleibe noch ein wenig am Brunnen sitzen und schaue dem Treiben zu. Nach einer Weile merke ich, dass zu den beiden 'Statisten' noch 2 Männer gehören, die immer mal wieder vorbei kommen und das
Geld aus dem Korb holen ('abkassieren'?).
Um 15.30 Uhr setzt anhaltender Sprühregen ein. So fahre ich früher als geplant mit dem Zug zurück nach Staufen. Während der Fahrt hört der Regen wieder auf, in Staufen hat es gar nicht geregnet.
Da die Kids sehr müde sind, treffen wir uns nicht und ich fange zügig an, das für gestern geplante Mahl zu kochen. Am Abend gehe ich noch in ein Weinlokal in Staufen und schreibe ein wenig für
den Blog.
Samstag und Sonntag in Staufen
Bei wolkigem aber trockenem Wetter verbringe ich den Samstag mit dem Einbau des Lenkervorbaus an meinem Fahrrad, kaufe für das Wochenende ein und verbringe noch ein wenig Zeit in dem gemütlichen
und auch wirklich sehenswerten Altstadtkern von Staufen. Nach der verkehrsreichen Einfahrt auf der Bundesstraße am Mittwoch hatte ich diese Idylle abseits Hauptstraße garnicht vermutet. Trotz der
scheinbar heilen Welt, die mir der erste Blick bietet, hat die Stadt ein großes Problem. An sehr vielen Häusern sind mehrere tief gehende Risse zu sehen, an einem Haus ist auch der Putz an einer
Stelle abgefallen und hinterlässt einen großen hässlichen Fleck an der Fassade. Nun erinnere ich mich an Berichte aus dem TV, in denen von diesen Problemen berichtet wurde und als Ursache
unvorhergesehene Probleme mit geothermischen Bohrungen vermutet werden. Später treffe ich mich wieder mit Berit und Family. Nun ist auch Heiko dabei, der für das Wochenende zu Besuch ist.
Beim Abwaschen nach dem abendlichen Kochen komme ich mit einem jungen Franzosen aus dem südlichen Elsaß ins Gespräch. Er ist begeisteter Radfahrer und wir unterhalten uns eine Weile über unsere
Touren und übers Campen. Dann spreche ich ihn auf seine neben mir zeltende Gruppe von jungen Frauen, Männern und Kindern an. Er erzählt mir dann, dass 5 der Leute seine Brüder und Schwestern
sind. Sie treffen sich einmal im Jahr im Sommer mit den jeweiligen Lebenspartnern und den Kindern für ein Wochenende für eine gemeinsame Unternehmung. Diesen Samstag haben sie eine einfache
Klettertour im Münstertal oberhalb von Staufen unternommen, die auch für kleine Kinder geeignet ist. Jeweils zum Weihnachten sitzen sie wieder alle zusammen und planen gemeinsam ihr Vorhaben für
das nächste Jahr und haben dabei immer große Probleme, einen gemeinsamen Termin zu finden. Ich muss dann herzlichen lachen, und erzähle ihm, dass ich mit meinen Geschwistern auch zu Weihnachten
ähnliche Vorhaben plane und wir die gleichen Terminprobleme haben.
Nach dem Abwasch fängt es an zu regnen und hört bis Sonntagnachmittag nicht mehr auf. Da ich mein Zelt umgesetzt habe, steht es jetzt auf festerem Untergrund. Der Dauerregen weicht die Zeltplane
jedoch dermaßen ein, dass sie oben schon durchhängt und sich zwei Pfützen gebildet haben und dadurch auf das Innenzelt drückt. So krieche ich morgens um fünf Uhr aus dem Zelt, ziehe alle Leinen
nach und spanne rundum noch 4 weitere. Dermaßen verzurrt sieht es jetzt besser aus, gut und schön ist aber was anderes. Den Sonntag verbringe ich mit Schmökern in meinem ‚Lesebrett’ und Schreiben
im Blog. Zwischendurch besuche ich nochmal Berit und Familie und gebe Heiko nicht mehr benötigte Straßenkarten und andere Sachen für die Rückfahrt nach KS mit.

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Klaus-Hermann Tomhave (Dienstag, 18 August 2015 20:21)
Moin, moin Willem. Endlich komme ich dazu dir zu schreiben und zunächst vielen Dank für deine lieben Geburtstagswünsche. Mit viel Freude und Interesse lese ich deine Etappenberichte. Als selbst gerne "Radler" beneide dich ein wenig um diese schöne Tour mit all den tollen Eindrücken.
Mach weiter so, genieße die Zeit und bleib Gesund. Ich schaue und lesen gerne wie es dir weiter ergeht. Herzliche Grüße aus Deinste von Klaus-Hermann & Hannelore