Bereits seit gestern hat der Radweg kurz hinter Sarreguemines den natürlichen Flußlaufs verlassen und führt seitdem immer direkt neben dem parallel verlaufenden Saarkanal. Der Fluß selbst
führt im Vergleich zum Kanal nur noch wenig Wasser. Dafür ist er unbegradigt und mäandert in vielen Schleifen und teilweise in mehreren Armen und sich selbst überlassenen Biotopen dahin.
Die Gegend selbst ist eigentlich recht schön. Rechts und links sind meist grüne Wiesen in leicht hügeliger Landschaft zu sehen. Sogar Kühe, Pferde und Schafe gibt es oft noch auf den Weiden
zu sehen. Ich weiß, Liebhaber karger mediterraner Gegenden, die auch noch mit Olivenplantagen durchzogen sind, kräuseln jetzt ihre Stirn, mir gefällt es dennoch. Die Landschaften Südeuropas
können mich allerdings ebenso entzücken.
Da der Kanal an der Saar ziemlich gerade verläuft, gibt es fahrtechnisch wenig Abwechslung. Auch wesentliche Steigungen oder Gefälle bleiben wegen des Kanals ähnlich einer Eisenbahnlinie aus. Da
es rechts und links oftmals hügelig ist, wird der Höhenunterschied mit vielen Schleusen überwunden, an manchen Stellen sind auf kurzer Strecke gleich mehrere hintereinander.
Da brauchen die vielen Hausbootkapitäne sehr viel Geduld. Da sie ohnehin nur mit 10 – 15 km/h unterwegs sind, scheinen sie es eher gelassen zu nehmen und grüßen mich oft, während ich an ihnen
vorbei radele. Die meisten `Passagiere´ dösen irgendwo auf dem Vorderdeck oder sitzen neben dem lenkenden Vadder und blicken in die langsam vorbeiziehende Landschaft. Vielleicht sind sie auch
ganz froh über die häufige Abwechslung, die eine Schleuseneinfahrt bietet.
Da der Radweg am Kanal sehr eben ist und eigentlich immer geteert, komme ich trotz der 32 Kilo Gepäck sehr gut voran. Da es am Saarradweg kaum Möglichkeiten zur `Einkehr´ gibt, nehme ich mir am
Morgen gleich 4 -5 Liter Flüssigkeit mit, damit ich ausreichend zu trinken habe. Auf der Etappe gestern war es jedenfalls schwierig unterwegs Getränke zu bekommen.
Einige Kilometer nach Mitterheim wechsele ich die Richtung und fahre jetzt ostwärts mit dem Zwischenziel Straßburg. Nach dem Verlassen des Saarkanals wird es gut hügelig und meine Beine und mein
Seelchen müssen sich auf die neue Anstrengung und das wesentlich langsamere Vorankommen einstellen. Nach einiger Zeit erreiche ich den Marnekanal. Der Radweg verläuft jedoch nicht direkt daneben,
sondern folgt den Höhen und Tiefen, die der Elsass zu bieten hat, immer unweit des Kanals.
Erst die letzten ca. 15 km verläuft der Weg nun entlang eines stillgelegten sehr alten Verlauf des Marnekanals. Dieser Teil wird offensichtlich immer noch mit ein wenig Wasser versorgt und es hat
sich in Folge dessen ein wild wucherndes Biotop im Kanal entwickelt. An einigen Stellen bleibt es scheinbar ganz sich selbst überlassen, in anderen Bereichen wurden wohl gezielt
Sumpfwasserpflanzen angesiedelt.
Am Ende dieses Biotops mache ich mal wieder eine kleine Rast und habe nach rund 70 km eigentlich genug vom Radeln, muss aber noch weitere 25 km bis nach Saverne zum nächsten mir bekannten
Campingplatz fahren. Zufällig entdecke ich auch hier ein kleines Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz unweit vom Rastplatz.
Heilfroh erreiche ich mit müden Beinen, auch wegen der langen Etappe vom Vortag, einen gemütlichen kleinen Platz mit einem netten Ehepaar als Betreiber. So wie mir erging es noch 2 weiteren
RadlerInnen, die nur durch Zufall das Schildchen ca. 10 km vor Lutzelbur in einer `verlassenen´ Gegend entdeckt hatten.
Kaum hatte ich das Zelt aufgebaut und mich nach dem Essen für eine Stunde dem Blog hingegeben, da zog ein ziemlich heftiges Gewitter auf. Ich war ziemlich besorgt um die Dichtigkeit meines neuen
Leichtzeltes. Doch es hat, o Wunder, dem schweren Regen, der die ganze Nacht über runterging, standgehalten. Nur am Kopf- und am Fußende, wo die dicke Unterlegplane nicht hingereicht hat, war der
Boden leicht durchfeuchtet.
Ein anderer Radfahrer aus England hat im Regen 2 Stunden versucht, sein `Tarp´ aufzuspannen - Hilfe wollte er nicht. Eine Seite hat er schließlich an seinem Fahrrad befestigt, die andere im Baum.
Er und seine Sachen sind ziemlich schnell ziemlich nass geworden. Er hat die Nacht dann sitzend im Toilettenvorraum verbracht. Meinen Hinweis, er solle sich doch lieber in das WiFi-Zelt
legen hat er ignoriert. So hat er mir am nächsten Morgen nicht so richtig leid getan, als er mit dem Auswringen und Aufhängen der nassen Sachen beschäftigt war. Eine junge Australierin im
Minizelt neben mir hat die Nacht auch trocken überstanden. Ihre regenfesten Packtaschen hingen über Nacht am Fahrrad. Am Abend hatte sie den Engländer und sein `Tarpambiente´ auf ihren Block
gezeichnet.
Link zur Etappe:
Keskastel bis Lutzelburg
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